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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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entschlüsselt“, sagte sie mit belegter Stimme. „Von Ryss. Das, was er E!Liza in der Limo ins Ohr geflüstert hat. Hör’s dir an“.
     
    Kopfhörer. Ein Grundrauschen ertönt, das die gesamte Aufnahme begleitet und das Elisha nicht wegbekommen hat. Aber das zischende, drohende Flüstern ist deutlich zu verstehen:
    „Wir holen Julia... die Jungs sind auf dem Weg zu ihr... und heiß darauf, die Rechnung zu begleichen... sie waren deinetwegen fünf Jahre in Haft... fünf lange Jahre... überleg es dir gut... sobald du was Falsches machst, schnappen wir sie. Und du weißt... wir haben sie schon einmal geschnappt“.
     
    Ich reagierte wie ein Roboter. Meine Hand griff das Telefon und rief Hänsler an.
    „Herr Hänsler, wo ist Julia?“ fragte ich.
    „In der Klinik“, sagte er, erschrocken über meinen Tonfall.
    „Können Sie das checken? Wie lange brauchen Sie, um dahin zu fahren?“
    „Eineinhalb Stunden“.
    „Rufen Sie dort an. Fahren Sie hin. Rufen Sie mich sofort zurück, wenn Sie was wissen“.
    „Was ist los?“ hakte er nach. „Warum...?“
    „Stellen Sie sicher, dass Julia in Sicherheit ist“, sagte ich ohne jede Emotion. Oh, er sollte einfach machen! Und das tat er. Gott sei Dank.
     
    Dann sah ich Elisha an. „Bring das Material zur Polizei“, sagte ich. „Ich rufe Krug an – das hier ist eine handfeste Drohung... wir dürfen jetzt nichts anbrennen lassen“.
    Unser Film war nach dieser aggressiv geflüsterten Drohung nicht mehr nur ein Film. Er war eine Zeitbombe und der Touch einer Fingerkuppe auf ‚play’ würde die Zündschnur in Brand setzen. Ich nahm die Festplatte und lief zu Rob. Wir mussten nochmal schneiden. Gott sei Dank war das Ding noch auf der timeline.
     
    Sieben Minuten, bevor Heike zu mir kam, erhielt ich den erlösenden Anruf. Julia war wohlbehalten in der Klinik. Erleichtert atmete ich auf. Die Polizei war eingeschaltet und Krug hatte mir mitgeteilt, dass Julia Personenschutz bekam.
    Ich war erschöpft von diesem Wahnsinn, wollte nur noch, dass das alles aufhörte, dachte an WOM, der mir von dem Ganzen abgeraten hatte und mein Magen rutschte mir wieder irgendwohin, als ich daran dachte, dass bis jetzt nur die falsche Datei im Sendungsordner lag.
    Doch unten an der Haustür stand eine vollkommen aufgelöste Heike, die selbst in diesem Zustand super aussah.
    „Gott, bist du schön“, sagte ich. „Du solltest Schauspieler werden, du siehst selbst in deiner Verzweiflung fantastisch aus“.
    Sie lachte nervös.
    „Also, was ist los?“ fragte ich, als wir saßen, mich mit Mühe auf sie konzentrierend. „Steckst du in Schwierigkeiten?“
    „Nein... aber...  hör mal, du hast doch Beziehungen... du arbeitest doch in der Filmbranche... ich weiß nicht, ob du mir helfen kannst, aber wir loten im Moment alles aus was möglich ist... wir gehen jeder kleinen Hoffnung nach und eigentlich... eigentlich bist du unsere letzte...“
    „Heike, red’ Tacheles“, warf ich ungeduldig ein, weil ich selbst so unter Druck stand und wenig Nerv für sie hatte. „Sag mir, was los ist und ich sag dir, ob ich was tun kann.“
    Sie wirkte plötzlich furchtbar frustriert und ließ sich in die Couch sinken. „... hast du Beziehungen zum TV hier?“ wollte sie wissen.
    „Ich wünschte, ich hätte welche“, seufzte ich. „Das ist nämlich genau das, was ich selber im Moment dringend bräuchte“.
    „Also hast du keine?“, fragte Heike jäh enttäuscht.
    „Nein, leider. Aber vielleicht kann ich anderweitig was tun... sag mir doch, um was es geht“.
    Heike blieb stumm. „Nein“, sagte sie dann. „In diesem Fall wäre es wohl besser, nichts zu sagen“.
    Sie wirkte so resigniert, dass ich mich gefreut hätte, ihr wenigstens ein bisschen helfen zu können. „Mein Chef hat Beziehungen...“ ermunterte ich sie „...vielleicht geht da was... oder er kann dir eine Kontaktperson vermitteln... willst du zum Fernsehen wechseln?“
    Hoffnungsvoll schaute Heike auf. „Meinst du, ich könnte mit deinem Chef sprechen?“
    „Das kann ich dir wirklich erst sagen, wenn ich weiß, worum es geht“, sagte ich, mit Unbehagen an J denkend.
    Und als sie zögerte: „Na, los! Spuck’s schon aus! Du weißt, ich bin keine Plaudertasche“.
    Wieder zögerte sie. Ich gab auf, ich hatte keine Muße, mich um die Probleme anderer zu kümmern. Die Stunden verrannen unwiederbringlich, gnadenlos, und mir war schlecht, wenn ich an unser Vorhaben dachte. Doch Heikes nächste Worte verursachten geradezu einen

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