Tropfen im Ozean
Graffiti im Hintergrund! Auf einmal stutzte ich. Da stand was. Rob hatte über eine größere Fläche schraffiert und dabei war ein Schriftzug zum Vorschein gekommen, ein Abdruck, der bereits vor seiner Zeichnung auf dem Block gestanden war: AMAPOLA stand da und ich überlegte. Amapola, wo hatte ich das schon mal gehört? Doch dann kam es wie ein Blitz über mich: Das Café! Amapola, der Ballkleid-Auftritt... wieso war das auf meinen Block? Ich setzte mich in den Sessel und versuchte, nicht zu denken. Die Info ... irgendwo ist sie... und da ... da tauchte sie auf, aus den Tiefen meiner Erinnerung. Es war J, der diesen Block zuletzt in der Hand gehalten hatte. Im Auto. Auf der Fahrt zu Wiedemann. Als er telefoniert hatte. „...erst lassen sie die Brüste aus’m Ausschnitt quellen, dann dich abblitzen... reine Bosheit, wennde mich fragst. Wie heißt die Bude? Kannst du’s buchstabieren?“
J hatte den Namen des Cafés auf den Block geschrieben, in dem E!Liza so gedemütigt worden war. Er hatte den Ort gekannt. Und dann hatte er wohl auch gewusst, was da passieren würde. Weil er sie angemacht und sie ihn hatte abblitzen lassen? Wie tief stak er in der Sache drin? Welches Interesse hatte er, sie zu zerstören?
***
Eine gruselige, übernervöse Atmosphäre breitete sich im Büro aus, die sich mit jeder Stunde steigerte. Der einzige, dem es gutzugehen schien, war J. Er sah besser aus, entspannter. Ich hatte ihm gesagt, dass ich vermutlich auf seinen Vorschlag eingehen würde und mich mit einer großen Summe am Unternehmen JC beteiligen würde. Der Vertrag lag beim Rechtsanwalt. Das hatte seine Laune noch mehr gehoben und er hatte sich Emilie geschnappt, und war mit ihr in ein Schicki-Micki-Restaurant gefahren.
Verdrossen sah ich den Lichtern des davon brausenden Miuras hinterher. Unfertige Gedanken, die ich nicht allein zu Ende denken konnte, brachen in mein Hirn und ich ging zu Rob.
„Rob, kannst du unseren Film auf den Server des Senders spielen?“, fragte ich. „... vielleicht ist das eine Chance“.
Rob verharrte auf seinem Stuhl.
„Ja“, sagte er schließlich. „Vielleicht. Aber die haben auf ihrem Rechner doch schon den Sendungsordner mit den entsprechenden Beiträgen drin. Wie kriegen wir sie dazu, die neue Datei abzurufen und sie in das Abendprogramm einzugliedern? Und die alte zu löschen?“
„Keine Ahnung“, sagte ich mutlos. „Wahrscheinlich ist es völliger Blödsinn... aber wie gesagt... vielleicht eine Chance“. Dann kam mir ein Gedankenblitz.
„Ruf beim Sender an“, sagte ich, „und melde dich mit Ryss. Sag ihnen, dass du ihnen die neueste Version schickst“.
Rob erstellte die Datei und setzte zur Unterscheidung einen unauffälligen Punkt hinter die Bezeichnung des Filmes. „E!Liza.“ .
Noch ein Tag. Keine Lösung. Mir war schlecht. Rob hatte im Studio angerufen und keinen Verantwortlichen an die Strippe bekommen. Er hatte nur eine Nachricht hinterlassen können, aber keinen Rückruf erhalten. Jedenfalls gab es für uns keine Möglichkeit festzustellen, ob die Datei abgerufen und ausgetauscht wurde.
Ich saß am Laptop. Heikes Mails stapelten sich im Eingangskorb und ich öffnete sie endlich.
Weitere Texte, völlig bar ihres sonstigen Stils, öffneten sich.
„Wo bist du???? Hilfe!!!“
„Dringend! SOS! Brauche deine Hilfe!“
„Es ist ERNST! Wirklich ernst... ich brauche dich... dringend!“ von meinem iphone gesendet.
Auch auf meiner Mailbox waren ihre Nachrichten:
„Ruf mich an, schick mir ne Mail. Ich muss dich dringend sprechen. Hier liegt ein absoluter Notfall vor, über den ich nicht schreiben kann. Wir müssen uns treffen... ruf mich an, ein Termin, bitte!“
Beunruhigt rief ich sie an. Als sie meine Stimme hörte, brach sie in Tränen aus.
„Oh, Gott, was ist los? Wie kann ich dir helfen?“ fragte ich mit einem furchtbar schlechtem Gewissen. „Ich war so beschäftigt die letzten Wochen – hier war die Hölle los... ich...“
„Hier auch!“ schrie sie ins Telefon. „Du glaubst gar nicht, auf was für einen Haufen glühender Kohlen wir sitzen!!“
„Wer denn?“, fragte ich perplex. „Wer ist wir und sitzt auf Kohlen?“
Heike japste ins Telefon. „ Kann ich dich persönlich sprechen?“
Wir verabredeten uns bei mir, in zwei Stunden.
Doch dann kam Elisha in mein Büro, bleich, die grünen Augen riesengroß in ihrem zierlichen Gesicht. Stumm starrte ich sie an. Es war klar: Sie hatte eine Hiobsbotschaft.
„Ich hab den Ton
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