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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Torte und Emilie erzählte irgendwelche Geschichten, die ich ihr nur halb glaubte. Sie sei als Animateurin in der Türkei gewesen, aber das mit den Muslimen dort sei ein echtes Problem. Sie habe ein Fernstudium in BWL angefangen, was mein Vater gerne hörte und ich ihr auf gar keinen Fall abnahm.
    Erst, als wir in meinem alten Jugendzimmer auf dem Bett saßen, kam die Wahrheit ans Licht. Sie brach in Tränen aus und erzählte, dass sie krampfhaft versuche, sich über Wasser zu halten. Ihr Beruf als Arzthelferin sei total unterbezahlt und davon könne sie sich noch nicht mal eine Wohnung leisten. Sie wäre mit jemandem zusammen, der viele Versprechungen gemacht, aber nichts gehalten habe. Und der nun auch seinen Job verloren hätte, so dass sie zu zweit auf ihre Einkünfte aus Kellnerei und sonstigen Kleinjobs leben müssten.
    „Warum schickst du ihn nicht in die Wüste?“ fragte ich und strich ihr über den Rücken.
    „Hab ich ja, aber er hat mich im Gegenzug aus der Wohnung rausgeschmissen... kann ich nicht ein paar Tage bei dir bleiben?“
    „Hier? Sicher!“
    „Äh... nein, nicht hier... bei dir!“
    „In meiner Wohnung?“ Diese Vorstellung behagte mir gar nicht. Es könnte ja sein, dass J auch mal mit zu mir wollte... und noch wichtiger: Ich wollte nicht, dass J Emilie sah. Ich schaute sie an. Ihr schöner Busen wogte im Ausschnitt, die blauen Augen blickten mich treuherzig an und mein Entschluss stand fest:
    „Du kannst dieses Zimmer haben... meine Eltern haben dich schon immer gern bemuttert und ich bin kaum noch da... also...“
    Meine Eltern konnte ich an Emilie abtreten, das war Gewohnheit. Aber nicht J.
     
    Ich hatte nicht mit meiner Mutter gerechnet.
    „Die ganze Zeit erklärst du uns, wie groß eure Firma ist und dass ihr dauernd Leute sucht... und welch wichtige Stellung du angeblich hast... du wirst doch wohl einen Job für Emilie auftreiben!“
    „Wir müssen auch kalkulieren“, knurrte ich, wütend, weil Emilie meinen Eltern sofort über den Ausgang des Gespräches Bescheid gegeben hatte – auf ihre Weise. Sie war so verdammt hintenrum!
    „Ich will keine Umstände machen“, sagte sie bescheiden und senkte die langen Wimpern. „Ich schaue in der Zeitung nach Stellenangeboten“.
    „Ja, tu das mal“, sagte ich. „Wir stecken momentan in einem wichtigen Projekt und wenn, dann brauchen wir Fachkräfte. Hilfsjobs sind eigentlich bei uns nicht so angesagt“, konnte ich mir nicht verkneifen dazuzusetzen.
    „Aber beim Film werden doch immer Leute gebraucht, die anderen die Taschentücher reichen oder das Mikro halten“, mischte sich nun auch noch mein Vater ein.
    „Papa, für Taschentuch-Halter haben wir ganz sicher kein Geld und Mikrohalten ist anstrengender als du glaubst. Da ist schon manchen der Arm dabei abgefallen“.
    „Du findest schon was für Emilie – mach dich doch endlich mal nützlich!“ klagte meine Mutter und fügte hinzu: „Und dann machen wir einen Sekt auf und feiern deinen neuen Job! Oder wir gehen essen!“
    Mir blieb der Mund offen stehen. Und dann kniff ich ihn verbittert wieder zu. Wieso wollte sie Emilie feiern, wenn ich ihr einen Job verschaffte? Und: Weder mein Examen noch meine Stelle bei JC noch irgendein anderes Ereignis in meinem Leben hatten meine Eltern auch nur zu einer annähernd ähnlichen Aussage verführt.
     
    Emilies Aussehen rumorte in mir, der Vergleich, als wir beide im Bad nebeneinander gestanden und uns die Hände gewaschen hatten. Sie war in meinem Hirn, ob ich wollte oder nicht.
    Tags darauf stand ich vor dem Spiegel und begutachtete mit Schrecken meine übermüdeten Augen und vor allem die sich eingrabenden Falten am Unterlid. Linien, die sich zu dicken Krähenfüßen entwickeln würden!
    Panisch kaufte ich mir Nahrungsergänzungen im Internet, Anti-Aging-Produkte, alles, was nur einigermaßen Besserung versprach.
    Ich konnte es nicht fassen, aber nachdem ich das Treffen mit Emilie hinter mir hatte, ließ ich mir tatsächlich einen Termin bei einem plastischen Chirurgen geben.
     

Aufschub
     
    Das Krone-Projekt rollte an. Rob und ich waren bis über beide Ohren darin vertieft und ich vergaß Emilie für die nächste Zeit. Wir wiesen die zusätzlichen Kameraleute in das Skript ein und stellten tagelang Pläne, Abläufe und Anweisungen zusammen. Ich hatte Ella engagiert, hörte mit Elisha Tausende von Songs durch, besprach mit Rob die zu filmenden Maschinen und Szenen und beriet mich mit Computerspezialisten wegen der Animationen.
    Es

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