Troposphere
übereinander. Ich weiß, warum ich das hier nicht tun darf, aber Vernunft ist nicht dasselbe wie Verlangen, und ich bin mir bewusst, dass mein Blut entschlossen durch meinen Körper strömt und mich auf etwas vorbereitet, das nicht passieren darf: Adams Lippen auf meinen, seine dunkle, behaarte Brust gegen meine weichen, blassen Brüste gepresst, Penetration, Vergessen. Es ist, als hungerte man und verspürte das Bedürfnis zu essen. Ich bin halb verhungert, und jemand hat mir gerade eine Schüssel mit Essen hingestellt und gesagt, ich dürfe nichts davon zu mir nehmen, es sei vielleicht vergiftet.
Adam steht vom Bett auf und geht zum Fenster hinüber. Die Vorhänge sind immer noch geschlossen, aber er öffnet sie nicht; er steht nur da und schaut den beigefarbenen Stoff an. Er seufzt.
»Dieser Sprachenkram ist das, was du studierst, nicht wahr?«
»Ja.«
»Das ist ein großer Unterschied zur Theologie.«
»Tatsächlich?«, frage ich. »Einiges von dem, das du an dem Abend bei Heather gesagt hast … Es hat mich an Baudrillard und seine Idee vom Simulakrum erinnert: eine Welt, die aus Illusionen besteht, aus Kopien von Kopien von Dingen, die nicht mehr existieren, Kopien ohne Original. Und Derridas différance und die Art und Weise, wie wir zwar Bedeutung unterscheiden, sie aber niemals wirklich erfahren können. Derrida redet eine Menge über den Glauben. Er hat viel über Religion geschrieben.«
»Die ist noch immer nicht weg vom Fenster, oder? Sie hat immer noch die Macht, einem zu sagen, was man tun soll. Es sieht doch so aus: Nichts bedeutet irgendwas, aber man muss immer noch den Regeln folgen. Ich will etwas, das mir sagt, dass ich den Regeln nicht folgen muss.«
»Oh, nun ja, dann landest du vielleicht wieder bei den Existenzialisten. Ich glaube, die haben mehr Spaß. Obwohl ihr Problem darin besteht, dass sie nicht wirklich wissen, dass sie Spaß haben.«
Ich denke an Camus und den »Fremden«. Ich denke an die Szene, wo Meursault in der Leichenhalle Kaffee trinkt und wie das später als Beweis dafür benutzt wird, dass er ein schlechter Mensch ist. Was für ein Mensch wäre man demnach, wenn man Geschlechtsverkehr in einem Priorat hätte?
»Also ist Derrida kein Existenzialist?«
»Nein. Aber es hat alles den gleichen Hintergrund: Heidegger und die Phänomenologie.«
»Und was sagt die über das Leben?«
»Wer? Die Phänomenologie?«
»Ja.«
»Ähm … das sind alles Sachen, über die ich noch nachdenke, und vielleicht verstehe ich sie nicht ganz richtig, aber im Wesentlichen geht es um die Welt der Dinge: um die Phänomene.«
Ich muss wieder an Lumas' Geschichte »Das blaue Zimmer« denken, an die Philosophen, die festzustellen versuchen, ob es Geister gibt oder nicht. Das erinnert mich an die Zeit, als ich zum ersten Mal versuchte, die Phänomenologie richtig zu verstehen (ein Prozess, der immer noch nicht abgeschlossen ist). Ich hatte Levinas' Buch über Husserl gelesen – Husserl war Heideggers Lehrer –, und ich versuchte, mit seinem Werk klarzukommen, aber es war sehr schwierig. Ich lag in der Badewanne, achtete darauf, dass das Buch nicht nass wurde, und stellte mir als Gedankenexperiment die alte Frage: »Ist ein Geist in diesem Zimmer?« Ich erinnerte mich daran, dass ich als Rationalist diese Frage ziemlich zuversichtlich mit nein hätte beantworten können, sofern ich bereits mit Hilfe von Logik und apriorischen Behauptungen bewiesen hätte, dass Geister nicht existieren. Man kann mit geschlossenen Augen Rationalist sein. Ich weiß, dass Geister nicht existieren, also ist kein Geist in diesem Zimmer. Wenn man Rationalist ist und die eigene Welt auf einer Logik fußt, nach der die Dinge tot sind, wenn sie tot sind, und basta, dann könnte man in einem Zimmer voller schreiender Ghule sitzen und trotzdem zu dem Schluss kommen, dass sich kein Geist in dem Zimmer befindet. Als Empiriker würde ich nach Beweisen Ausschau halten, die ich sinnlich wahrnehmen kann: Ich würde sehen, dass kein Geist in dem Zimmer ist, und aus der Tatsache, dass ich keinen Geist wahrnehme, schließen, dass auch keiner da ist. Das hatte ich alles kapiert. Aber für mich hatte es den Anschein, als wäre die Phänomenologie nicht an der Frage interessiert, ob der Geist da war oder nicht. Die Phänomenologie schien zu fragen: Was zum Teufel ist ein Geist überhaupt?
Ich versuche das für Adam zusammenzufassen.
»Im Grunde genommen sagt die Phänomenologie, dass ›du‹ existierst und die ›Welt‹
Weitere Kostenlose Bücher