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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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verkaufen. Im Moment ist es regelrecht Mode, diese Exzentriker aus dem neunzehnten Jahrhundert auszugraben, und da kann ich genauso gut davon profitieren. Das Institut könnte durchaus etwas Geld gebrauchen. Ich selbst könnte durchaus etwas verdammtes Geld gebrauchen.«
    »Das Institut?«
    »Für Anglistik und Amerikanistik.« Er nannte mir den Namen der Universität.
    »Haben Sie schon angefangen?«, fragte ich.
    Er nickte. »Ja. Aber leider gibt es nur ein biographisches Detail über Lumas, das mich wirklich fasziniert.«
    »Der Faustschlag?«, fragte ich, weil ich an Darwin dachte und mir aus irgendeinem Grund ein lautes Platschgeräusch vorstellte, als er zu Boden ging, nachdem Lumas ihm eine verpasst hatte.
    »Nein.« Er schaute wieder hoch an die Decke. »Haben Sie schon mal was von Samuel Butler gelesen?«
    »O ja.« Ich nickte. »Das ist eigentlich der Grund, warum ich angefangen habe, Lumas zu lesen. Da war dieser Hinweis in Butlers Notizbüchern …«
    »Sie haben Butlers Notizbücher gelesen?«
    »Ja. Ich mag die Sachen über die gezuckerten Hamlets.«
    Im Grunde gefällt mir an Butler dasselbe, was mir an Lumas gefällt: der Geächteten-Status und die brillanten Ideen. Butlers großes Thema war das Bewusstsein; weil wir aus organischen pflanzlichen Stoffen entstanden sind, glaubt er, unser Bewusstsein müsse an irgendeinem Punkt aus dem Nichts hervorgegangen sein. Falls wir uns also aus dem Nirgendwo entwickelt haben, warum sollten das nicht auch Maschinen können? Davon hatte ich erst vor zwei Wochen gelesen.
    »Gezuckerte Hamlets?«, fragte Burlem.
    »Ja. Diese Süßigkeiten, die sie in London verkauft haben. Kleine Süßigkeiten in Hamlet-Form, mit einem Schädel in der Hand und mit Zuckerguss überzogen. Ist das nicht toll?«
    Burlem lachte. »Ich wette, Butler fand das irrsinnig komisch.«
    »Ja. Darum mag ich ihn. Mir gefällt sein Sinn für das Absurde.«
    »Dann kennen Sie vermutlich die Gerüchte über ihn und Lumas?«
    »Nein. Was für Gerüchte?«
    »Dass sie ein Liebespaar waren; oder zumindest, dass Lumas in Butler verknallt war.«
    »Davon wusste ich nichts«, sagte ich. Dann lächelte ich. »Spielt es eine Rolle?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber es führt zu dem biographischen Detail, das mich am meisten interessiert.«
    »Das wäre?«
    »Haben Sie ›Die Autorin der Odyssee‹ gelesen?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Die Autorin …?«
    »Das müssen Sie lesen. Butler stellt darin die Behauptung auf, dass die Odyssee von einer Frau geschrieben wurde. Es ist verdammt großartig.« Burlem fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte: »Butler veröffentlichte parallel dazu seine eigene Übersetzung der Odyssee mit einigen Schwarzweiß-Tafeln. Diese zeigen Butlers eigene Fotografien von alten Münzen und Landschaften, die für die Odyssee von Bedeutung sind. Bei einer Landschaftsaufnahme, angeblich die Vorlage für den Meeresarm, in den Odysseus hineinschwamm, sind ein Mann und ein Hund im Hintergrund zu sehen. In der Einleitung zu dem Buch entschuldigt Butler sich deswegen in aller Ausführlichkeit und sagt, dass er sie erst bemerkt hätte, als er das Negativ entwickelte; sie hätten dort nichts zu suchen.«
    »Alle Achtung«, sagte ich, unsicher, worauf er hinauswollte. »Und …«
    »Der Mann auf dem Foto ist Lumas. Ich bin mir da ganz sicher.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht mal, ob sie zusammen gereist sind. Aber die Art, wie der Mann auf dem entwickelten Foto auftaucht, obwohl er vorher nicht zu sehen war … Man kann die Gestalt nicht so gut sehen, dass man erkennen könnte, wer es ist, aber … Wenn es nun Lumas war? Wenn es sogar sein Geist war, jedoch bevor er gestorben ist? Ich bin vielleicht ein bisschen betrunken. Tut mir leid. Lumas hatte jedenfalls einen Hund, Erasmus hieß er.«
    In diesem Moment machte Burlem eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf, als ob er versuchte, Wasser aus einem seiner Ohren zu bekommen. Er runzelte die Stirn, als dächte er über eine schwierige Frage nach. Dann verzog er nochmal das Gesicht und merkte an, dass die Frage vielleicht ohnehin keine Rolle spiele. Er zog eine Augenbraue hoch, lächelte und holte noch eine Flasche Wein. Während er das tat, schaute ich auf das riesige Bild hinter ihm. Es zeigte etwas, das wie ein König aussah, der vom Himmel herabstieg und auf eine rötliche, mit einem Läufer bezogene Treppe trat. Die Treppe schien eher Teil des Raumes als des Gemäldes zu sein, und die Gestalten

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