Troposphere
Er zog den Evolutionsbiologen Lamarck (der sagte, dass Organismen erworbene Eigenschaften an ihren Nachwuchs vererben) Darwin (der sagte, dass sie das nicht tun) zu einem Zeitpunkt vor, als selbst Leute wie Samuel Butler – den jemand mal als »größten Scheißequirl des neunzehnten Jahrhunderts« bezeichnet hat – allmählich der Auffassung zuneigten, dass wir im Grunde alle darwinistische Mutanten seien. Er schrieb Leserbriefe an die »Times«, in denen er nicht nur seine Zeitgenossen, sondern jede wichtige Gestalt der Geistesgeschichte mit Kritik überzog, Aristoteles und Bacon inbegriffen. Lumas interessierte sich sehr für die Existenz einer vierten räumlichen Dimension und machte dies zum Thema mehrerer übernatürlicher Geschichten. Auf diese Weise gelang es ihm, sich den Ärger derer zuzuziehen, die nicht an die Existenz einer weiteren Dimension glaubten. Seine Reaktion lautete: »Aber das sind doch nur Geschichten!«, obwohl jeder wusste, dass ihm die Belletristik hauptsächlich dazu diente, seine philosophischen Ideen auszuarbeiten. Die meisten dieser Ideen kreisten um die Entwicklung und die Natur des Denkens, vor allem des wissenschaftlichen Denkens, und er beschrieb seine fiktionalen Werke häufig als »Gedankenexperimente«.
Eine seiner interessantesten Geschichten, »Das blaue Zimmer«, erzählt von zwei Philosophen, die ein Fest in einer Villa besuchen. Irgendwie verirren sie sich, als sie unterwegs sind, um mit dem Gastgeber Billard zu spielen, und landen in einem blauen Zimmer in jenem Flügel des Hauses, in dem es (angeblich) spukt. Dieses Zimmer hat zwei Türen, eine auf der Nord- und eine auf der Südseite, und eine Wendeltreppe in der Mitte. Einer der Philosophen sagt, sie sollten die Treppe hochgehen, aber der andere ist der Meinung, sie sollten das Zimmer durch eine der Türen verlassen. Sie können sich nicht einigen und spekulieren schließlich über die Existenz von Geistern. Der eine vertritt den Standpunkt, dass sie nichts zu befürchten haben, weil es so etwas wie Geister nicht gibt. Der andere stimmt ihm zu, dass es nichts zu befürchten gebe: Er habe nie einen Geist gesehen und deshalb den Schluss gezogen, dass sie nicht existieren. In der festen Überzeugung, dass es keine Geister gibt, verlassen die Philosophen das Zimmer durch die Tür, durch die sie hereingekommen sind, und versuchen, animiert durch ihr Einverständnis, zurück zur Festgesellschaft zu finden. Der blaue Flügel des Hauses scheint jedoch einem eigenartigen Bauplan zu folgen. Sobald sie das Zimmer verlassen, stoßen sie auf einen Gang, der zu einer Wendeltreppe führt. Als sie die Treppe hinuntergehen, landen sie wieder in dem blauen Zimmer. Als sie es mit der anderen Tür versuchen, passiert das Gleiche. Und wann immer sie die Treppe hochgehen, stoßen sie einfach auf eine der beiden Türen. Welchen Weg sie auch wählen, sie finden sich in dem blauen Zimmer wieder.
Es sind ein paar wissenschaftliche Essays über die historische Figur Lumas und vielleicht zehn über seinen Roman »The Apple in the Garden« geschrieben worden. Es gibt keine Biographie. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beriefen sich ein paar Theoretiker aus der kalifornischen Schwulenszene auf ihn oder zumindest auf seine Tagebücher, in denen man unter anderem halbfertige homoerotische Sonette über einige der Shakespeare'schen Männergestalten finden kann. Ich weiß nicht, was aus den schwulen Theoretikern geworden ist. Vielleicht haben sie einfach das Interesse an Lumas verloren. Das geht den meisten so. Soweit ich weiß, wurde so gut wie nichts zu »The End of Mister Y« veröffentlicht. Und alles, was geschrieben worden ist, stammt von Saul Burlem.
»Der Fluch des Mister Y« war das Thema des Vortrags, den Burlem vor achtzehn Monaten auf einer Konferenz in Greenwich vor einem Publikum von vier Leuten gehalten hat, mich inbegriffen. Burlem hatte »The End of Mister Y« nie gelesen und sprach stattdessen über die vermutliche Genese der »Fluch«-Geschichte. Er hatte eine raue Schmirgelpapierstimme und eine leicht gebeugte Haltung, die irgendwie nicht unattraktiv war. Er sprach über die Idee des Fluchs, als handele es sich um ein Virus, und erörterte Lumas' Gesamtwerk, als wäre es ein Organismus, der von diesem Virus angegriffen werde und vielleicht dazu bestimmt sei, ausgelöscht zu werden. Er sprach von Informationen, die von mangelnder Popularität kontaminiert würden, und folgerte schließlich, dass Lumas' Buch
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