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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Sie hat gerade den Ersten von ihnen aufgelesen. Wer er ist, weiß ich nicht. Ein großer Kerl, sieht wie ein Stadtstreicher aus.«
    Dann hörte er sich an, was sein Boss antwortete, und sah ihn dabei vor seinem geistigen Auge, wie er sich mit einer Hand die Krawatte über seinem Hemd glatt strich, während er in der anderen den Telefonhörer hielt.

9
    Wie sein Name vermuten ließ, lag das Hotel Beverly Wilshire am Wilshire Boulevard mitten in Beverly Hills, genau gegenüber der Einmündung des Rodeo Drive. Es bestand aus zwei großen Kalksteinklötzen hintereinander, einer alt und prunkvoll, der andere neu und schmucklos. Zwischen ihnen führte die parallel zum Boulevard verlaufende Zufahrt zum Parkservice hindurch. Neagley bog mit dem Mustang darauf ab. Als sie hinter einem Pulk von schwarzen Town Cars hielten, sagte Reacher: »Ich kann’s mir nicht leisten, hier zu wohnen.«
    »Ich habe dein Zimmer schon gebucht.«
    »Gebucht oder bezahlt?«
    »Es geht auf meine Karte.«
    »Ich werde’s dir aber nicht zurückzahlen können.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    »Eine Nacht in diesem Laden muss Hunderte kosten.«
    »Das mit der Rückzahlung hat Zeit. Vielleicht machen wir bei diesem Unternehmen irgendwann Beute.«
    »Wenn die bösen Kerle reich sind.«
    »Das sind sie«, sagte Neagley. »Das müssen sie sein. Wie könnten sie sich sonst einen eigenen Hubschrauber leisten?«
    Sie ließ den Schlüssel stecken und den Motor laufen, öffnete die schwere rote Tür und stieg aus. Reacher stieg ebenfalls aus. Ein Mann kam herbeigerannt und gab Neagley ein Kärtchen mit ihrer Parkplatznummer. Sie steckte es ein, kam vorn um die Motorhaube herum und ging die wenigen Stufen zum Hintereingang der Hotelhalle hinauf. Reacher folgte ihr. Beobachtete, wie sie sich bewegte. Sie schwebte, als wäre sie gewichtslos. Sie lief durch einen belebten abknickenden Korridor und trat in eine Empfangshalle, die in Größe und Form an einen feudalen Prunksaal erinnerte. Hier gab es eine Rezeption, eine Theke für Pagen und die Theke des Portiers, alle einzeln. Und es gab hellbeige Samtsessel, in denen elegant gekleidete Gäste saßen.
    Reacher sagte: »Hier drinnen sehe ich wie ein Stadtstreicher aus.«
    »Oder wie ein Milliardär. Heutzutage weiß das keiner mehr so genau.«
    Sie führte ihn zur Rezeption, damit er einchecken konnte. Seine Zimmerreservierung lautete auf den Namen Thomas Shannon, der einst Stevie Ray Vaughans gigantischer Bassist und einer von Reachers Lieblingsmusikern gewesen war. Reacher lächelte. Er vermied es möglichst, schriftliche Spuren zu hinterlassen. Das hatte er schon immer getan. Reiner Reflex. Er wandte sich Neagley zu, nickte dankend und fragte: »Wie nennst du dich hier?«
    »Ich benutze meinen richtigen Namen«, sagte sie. »Mit solchen Tricks arbeite ich nicht mehr. Das wäre heutzutage zu kompliziert.«
    Der Hotelangestellte überreichte ihm eine Schlüsselkarte, die Reacher in seine Hemdtasche steckte. Er wandte sich von der Rezeption ab und betrachtete den Raum. Marmor, gedämpftes Licht aus Kronleuchtern, hochfloriger Teppichboden, Blumen in gläsernen Bodenvasen. Zart parfümierte Luft.
    »Komm, wir wollen anfangen«, sagte er.
    Sie begannen in Neagleys Zimmer, in Wirklichkeit eine Suite mit zwei Räumen. Das Wohnzimmer war hoch und quadratisch und luxuriös in Blau- und Goldtönen gehalten. Es hätte ein Zimmer im Buckingham Palace sein können. Auf dem Schreibtisch am Fenster standen zwei Notebooks. Neben den Computern lag ein leeres Handy-Netzteil und daneben ein aufgeschlagenes Schreibheft mit Spiralbindung: neu, im Format A5, wie sie Schüler hätten kaufen können. Ganz außen sah er einen dünnen Stapel bedruckter Blätter. Vordrucke. Insgesamt fünf. Fünf Namen, fünf Adressen, fünf Telefonnummern. Die alte Einheit ohne die beiden Toten und die beiden schon Anwesenden.
    Reacher sagte: »Erzähl mir von Stan Lowrey.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Er ist aus der Army ausgeschieden, nach Montana gezogen und dann unter einen Lastwagen geraten.«
    »Das Leben ist Mist, und dann stirbt man.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Was hat er in Montana gemacht?«
    »Schafe gezüchtet. Butter hergestellt.«
    »Allein?«
    »Er hatte eine Freundin.«
    »Ist sie noch dort?«
    »Wahrscheinlich. Sie besaßen eine riesige Farm.«
    »Wieso Schafe? Wieso Butter?«
    »In Montana werden keine Privatdetektive gebraucht. Und Montana war, wo die Freundin lebte.«
    Reacher nickte. Auf den ersten

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