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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte. Falls es einen morgendlichen Ansturm gegeben hatte, war er offensichtlich vorbei.
    »Solange es leer ist, richten wir dort nichts aus«, sagte Reacher.
    »Dann sollten wir in der Zwischenzeit den Hausbesitzer ausfindig machen«, schlug Neagley vor.
    Sie fragten in der Apotheke nach. Hinter dem Ladentisch stand ein älterer Mann in einem kurzen weißen Kittel unter einer altmodischen Überwachungskamera. Er erklärte ihnen, der Hausbesitzer sei der Typ, der die chemische Reinigung betreibe. Er sprach mit der verhaltenen Feindseligkeit, mit der Mieter immer von den Leuten reden, die ihre Mietschecks kassieren. Und er schilderte ihnen kurz die Erfolgsstory seines Nachbarn, der aus Korea gekommen war, die chemische Reinigung aufgemacht hatte und es durch Fleiß und Sparsamkeit zum Besitzer der ganzen Ladenzeile gebracht hatte. Der amerikanische Traum in Aktion. Reacher und Neagley bedankten sich, gingen an dem Nagelstudio vorbei, betraten die Reinigung und fanden sofort den richtigen Mann. Er lief in dem beengten Arbeitsbereich herum, in dem es nach scharfen Chemikalien stank. Die Trommeln von sechs großen Maschinen ratterten. An den Bügeltischen zischte es. Unter der Decke bewegten sich Drahtkörbe mit Kleidungsstücken in Plastikhüllen an einem Förderband hängend vorbei. Der Kerl schwitzte. Arbeitete schwer. Er sah aus, als hätte er es verdient, zwei Ladenzeilen zu besitzen. Oder drei. Vielleicht besaß er sie bereits. Oder noch mehr.
    Reacher kam sofort zur Sache. Fragte ihn: »Wann haben Sie Calvin Franz zuletzt gesehen?«
    »Ich hab ihn kaum jemals gesehen«, antwortete der Mann. »Ich konnte ihn gar nicht sehen. Er hat sein Fenster gleich als Erstes blickdicht angestrichen.« Das sagte er, als hätte er sich darüber geärgert. Als hätte er gewusst, dass er die Farbe würde abkratzen müssen, bevor er den Laden neu vermieten konnte.
    Reacher sagte: »Sie müssen ihn kommen und gehen gesehen haben. Ich wette, hier arbeitet keiner länger als Sie.«
    »Ich hab ihn manchmal gesehen, schätze ich«, entgegnete der Mann.
    »Wann haben Sie schätzungsweise aufgehört, ihn manchmal zu sehen?«
    »Vor drei, vier Wochen.«
    »Kurz bevor die Kerle aufgekreuzt sind und seinen Schlüssel verlangt haben?«
    »Welche Kerle?«
    »Die Kerle, denen Sie seinen Schlüssel gegeben haben.«
    »Sie waren Cops.«
    »Die zweiten Kerle waren Cops.«
    »Die ersten auch.«
    »Haben sie ihre Dienstausweise vorgezeigt?«
    »Ich bin sicher, dass sie’s getan haben.«
    »Ich bin sicher, dass sie das nicht getan haben«, meinte Reacher. »Ich bin sicher, dass sie Ihnen stattdessen einen Hundertdollarschein gezeigt haben. Vielleicht auch zwei.«
    »Und wenn schon? Das war mein Schlüssel, und das Gebäude gehört mir.«
    »Wie haben sie ausgesehen?«
    »Warum sollte ich Ihnen das erzählen?«
    »Weil wir mit Mr. Franz befreundet waren.«
    »Waren?«
    »Er ist tot. Jemand hat ihn aus einem Hubschrauber geworfen.«
    Der Reinigungsbesitzer zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich kann mich nicht an die Kerle erinnern«, sagte er.
    »Die haben Ihren Laden verwüstet«, sagte Reacher. »Was immer sie für den Schlüssel bezahlt haben, reicht nicht aus, um den Schaden zu beheben.«
    »Den Laden in Ordnung zu bringen ist mein Problem. Dieses Gebäude gehört mir.«
    »Was wäre, wenn es stattdessen Ihr rauchender Aschehaufen wäre? Was wäre, wenn ich heute Nacht zurückkäme und es anzünden würde?«
    »Dafür kämen Sie ins Gefängnis.«
    »Das glaube ich nicht. Ein Kerl mit einem so schlechten Gedächtnis wie Sie könnte der Polizei keinerlei Hinweise geben.«
    Der Kerl nickte. »Sie waren Weiße. Zwei Männer. Blaue Anzüge. Ein neues Auto. Sie haben wie jeder ausgesehen, der hier reinkommt.«
    »Das ist alles?«
    »Nur zwei Weiße. Keine Cops. Zu gepflegt und zu wohlhabend.«
    »Nichts Besonderes an ihnen?«
    »Ich würd’s Ihnen sagen, wenn ich könnte. Sie haben meinen Laden demoliert.«
    »Okay.«
    »Das mit Ihrem Freund tut mir leid. Er war anscheinend ein ganz netter Kerl.«
    »Das war er«, sagte Reacher.

14
    Reacher und Neagley gingen zum Postamt zurück. Es war klein und verstaubt. Mit behördlichem Chic eingerichtet. Das normale Vormittagsgeschäft lief auf Hochtouren. Vor dem Postangestellten hatte sich eine kleine Schlange aus Wartenden gebildet. Neagley drückte Reacher Franz’ Schlüssel in die Hand und stellte sich an. Reacher trat an ein flaches Schreibpult im Hintergrund und griff wahllos nach einem der dort

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