Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
eingeschlagene Scheibe machte das überflüssig. Sie folgten dem Plattenweg um die Garage herum zur Einfahrt. Gelangten so wieder auf den Gehsteig. Dies war ein stilles Viertel in einer Schlafstadt. Reacher schaute sich nach neugierigen Nachbarn um, konnte aber keine entdecken. Keine Gaffer, keine verstohlenen Blicke hinter sich bewegenden Vorhängen.
Aber er sah einen beigen Crown Victoria, der weniger als vierzig Meter von ihnen entfernt parkte.
Mit der Motorhaube zu ihnen.
Mit einem Kerl am Steuer.
22
Reacher sagte: »Bleibt ganz locker stehen und dreht euch wie für einen letzten Blick auf das Haus um. Macht dabei Konversation.«
O’Donnell drehte sich um.
»Sieht wie eine Unterkunft für verheiratete Offiziere in Fort Hood aus«, sagte er.
»Abgesehen von dem Briefkasten«, meinte Reacher.
Neagley drehte sich um.
»Mir gefällt er. So einen Kasten hat nicht jeder.«
Reacher sagte: »Keine vierzig Meter westlich von hier steht ein beiger Crown Vic geparkt. Sein Fahrer beschattet uns. Genauer gesagt beschattet er Neagley. Er war da, als ich mich auf dem Sunset mit ihr getroffen habe, und stand auch in der Nähe von Franz’ Haus. Jetzt ist er hier.«
O’Donnell fragte: »Irgendeine Idee, wer er ist?«
»Keine Ahnung«, antwortete Reacher. »Aber das sollten wir mal feststellen, denke ich.«
»Wie wir’s früher gemacht haben?«
Reacher nickte. »Genau wie wir’s früher gemacht haben. Ich fahre.«
Nach einem letzten Blick auf Swans Haus wandten sie sich ab und gingen langsam an den Bordstein zurück. Sie stiegen in O’Donnells Leihwagen. Reacher saß am Steuer, Neagley rechts neben ihm, O’Donnell auf dem Rücksitz. Ohne Sicherheitsgurte.
»Gib Acht, dass dem Wagen nichts passiert«, sagte O’Donnell. »Ich hab mir die Vollkasko gespart.«
»Wäre besser gewesen«, sagte Reacher. »Immer eine kluge Vorsichtsmaßnahme.«
Er ließ den Motor an und fuhr vom Randstein weg. Sah nach vorn, warf einen Blick in den Rückspiegel.
Die Straße war in beiden Richtungen frei.
Er riss das Lenkrad herum, trat kurz das Gaspedal durch und wendete mit quietschenden Reifen auf der Fahrbahn. Gab wieder Gas, beschleunigte dreißig Meter weit und bremste dann scharf. O’Donnell sprang einen Meter vor dem Crown Vic aus dem Wagen, bevor Reacher erneut mit Gas und Bremse arbeitete und genau neben der Fahrertür des Crown Vics zum Stehen kam. O’Donnell hatte inzwischen schon die Beifahrertür erreicht. Als Reacher aus dem Leihwagen sprang, zertrümmerte O’Donnell mit seinem Schlagring die rechte Seitenscheibe und trieb so den Fahrer aus dem Auto – Reacher direkt in die Arme.
Reachers Faust traf ihn zweimal: im Magen und im Gesicht. Schnell und hart zuschlagend. Der Kerl fiel rückwärts gegen seinen Wagen und sank auf die Knie. Reacher, der sich eine Stelle aussuchen konnte, traf ihn mit einem Ellbogen seitlich am Kopf. Der Kerl kippte wie ein von einer Planierraupe entwurzelter Baum langsam zur Seite. Zuletzt blieb er zwischen der Türschwelle des Crown Vics und dem Asphalt eingeklemmt liegen. Auf dem Rücken ausgestreckt, unbeweglich, bewusstlos, stark aus seiner gebrochenen Nase blutend.
»Na, das klappt immerhin noch«, meinte O’Donnell.
»Solange ich die Schwerarbeit leiste«, sagte Reacher.
Neagley packte den Kerl an seiner Sportjacke und drehte ihn so zur Seite, dass das Blut aus seiner Nase abfließen konnte, statt sich in seiner Kehle zu sammeln. Zwecklos, ihn ersticken zu lassen. Dann öffnete sie seine Jacke auf der Suche nach einer Innentasche.
Und hielt inne.
Weil der Kerl ein Schulterhalfter trug. Ein altes, ziemlich abgenutztes Ding aus schwarzem Leder, in dem eine Glock 17 steckte. Und am Gürtel hing ein Lederetui mit einem Reservemagazin. Außerdem eine runde Ledertasche für Handschellen aus rostfreiem Stahl.
In Polizeiausführung.
Reacher sah in den Crown Vic. Der Beifahrersitz war mit Glasscherben übersät. Unter dem Armaturenbrett befand sich ein eingebautes Funkgerät.
Kein Gerät für Taxifunk.
»Scheiße«, sagte Reacher. »Wir haben einen Cop außer Gefecht gesetzt.«
»Die Schwerarbeit hast du geleistet«, sagte O’Donnell.
Reacher ging in die Hocke, tastete nach der Halsschlagader des Mannes. Fühlte seinen Puls, der stark und gleichmäßig war. Der Kerl atmete regelmäßig. Seine Nase war schlimm zugerichtet, was ästhetische Probleme zur Folge haben konnte, aber er hatte ohnehin nicht besonders gut ausgesehen.
»Warum hat er uns beschattet?«, fragte
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