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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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O’Donnell sich auf den Rücksitz quetschten. Dixon ließ den Motor an, verließ den Flughafen und fuhr auf dem Sepulveda Boulevard nach Norden. In den ersten fünf Minuten redete sie als Einzige.
    Sie hatte im Auftrag einer Großbank, die wegen möglicher illegaler Praktiken besorgt war, als verdeckte Ermittlerin bei einem New Yorker Börsenmakler gearbeitet. Wie alle verdeckten Ermittler, die überleben wollten, hatte sie sich strikt an ihre Geschichte gehalten, was bedeutete, dass sie keinen Kontakt zu ihrem früheren Leben haben durfte. Sie konnte ihr Büro nicht mit dem von der Maklerfirma gestellten Handy oder von ihrer Firmenwohnung aus anrufen oder E-Mails auf ihrem firmeneigenen BlackBerry empfangen. Irgendwann hatte sie ihren Anrufbeantworter heimlich von einem Münztelefon aus abgehört und so die zunehmend verzweifelten 10-30-Hilferufe mitbekommen.
    Daraufhin hatte sie ihren Job samt Auftraggeber sausen lassen, war geradewegs zum JFK gefahren und in die nächste Maschine von America West gestiegen. Vom Flughafen Vegas aus hatte sie versucht, Sanchez und Orozco anzurufen. Keiner der beiden hatte sich gemeldet, und ihre Anrufbeantworter waren voll gewesen – immer ein schlechtes Zeichen. Also war sie mit dem Taxi zu ihren Büros gefahren und hatte es verlassen, aber mit der Post von drei Wochen hinter der Tür vorgefunden. Die Nachbarn hatten die beiden schon lange nicht mehr gesehen.
    »Das war ’ s dann«, sagte Reacher. »Jetzt wissen wir’s bestimmt. Wir sind nur noch zu viert.«
    Anschließend redete Neagley fünf Minuten lang. Sie fasste ihre bisherigen Erkenntnisse so klar und präzise zusammen, wie sie’s schon tausendmal gemacht hatte. Kein überflüssiges Wort, kein ausgelassenes Detail. Sie führte sämtliche Informationen, aber auch alle Spekulationen seit Angela Franz’ erstem Anruf an. Sie erwähnte den Autopsiebericht, das kleine Haus in Santa Monica, das verwüstete Büro in Culver City, die USB -Sticks, den Besuch bei New Age, O’Donnells Ankunft, den verendeten Schäferhund, den unglücklichen Überfall auf einen Deputy aus dem L.A. County vor Swans Haus in Santa Ana und ihren Entschluss, die Mietwagen von Hertz zurückzugeben, um die unvermeidliche Fahndung zu erschweren.
    »Nun, zumindest dieser Teil ist in Ordnung«, sagte Dixon. »Wir werden nicht verfolgt, also ist dieser Wagen vorerst clean.«
    »Schlussfolgerungen?«, erkundigte sich Reacher.
    Dixon dachte nach, während sie im stockenden Verkehr dreihundert Meter zurücklegte. Dann bog sie auf den 405, den San Diego Freeway ab – jedoch in Richtung Norden, weg von San Diego, in Richtung Sherman Oaks und Van Nuys.
    »Vor allem eine«, sagte sie dann. »Hier geht’s nicht darum, dass Franz nur einige von uns angerufen hat, weil er geglaubt hat, nicht alle seien verfügbar. Und auch nicht darum, dass er nur einige von uns angerufen hat, weil er sein Problem unterschätzt hat. Dafür war Franz viel zu clever und als Familienvater wohl auch zu vorsichtig. Deshalb müssen wir von anderen Annahmen ausgehen. Uns ansehen, wer da war und wer nicht. Ich glaube, dass Franz nur die angerufen hat, die schnell bei ihm sein konnten. Wirklich schnell. Natürlich Swan, der hier in L.A. lebte, dann Sanchez und Orozco, die nur eine Flugstunde entfernt in Vegas wohnten. Wir anderen konnten ihm nicht beistehen, weil wir mindestens einen Tag entfernt waren. Hier geht’s also um Schnelligkeit, Panik und Dringlichkeit. Um die Art Sache, bei der ein halber Tag einen Unterschied machen kann.«
    »Speziell?«
    »Keine Ahnung. Schade, dass ihr mit den ersten elf Passwörtern Pech hattet. Wir hätten sehen können, welche Informationen neu oder anders waren.«
    O’Donnell sagte: »Es müssen die Namen sein. Sie waren die einzigen harten Tatsachen.«
    »Auch Zahlen können harte Tatsachen sein«, entgegnete Dixon.
    »An denen wirst du dir die Zähne ausbeißen.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Manchmal sprechen Zahlen zu mir.«
    »Diese bestimmt nicht.«
    Im Wagen herrschte einige Augenblicke lang Schweigen. Der Verkehr lief flüssig. Dixon blieb auf dem 405 und kam glatt über die Kreuzung mit dem Freeway 10.
    »Wohin fahren wir überhaupt?«, fragte sie.
    Neagley antwortete: »Ich schlage das Château Marmont vor. Es ist abgelegen und diskret.«
    »Und teuer«, warf Reacher ein. Etwas in seiner Stimme bewog Dixon dazu, ihn kurz im Rückspiegel zu betrachten.
    Neagley sagte: »Reacher ist abgebrannt.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Dixon.

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