Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
Ziel.
Sechsundzwanzig, siebenundzwanzig.
Er fragte: »Wie viele Tage hat ein halbes Jahr?«
»Ein gewöhnliches Jahr? Hängt davon ab, welche Hälfte man nimmt. Hundertzweiundachtzig oder hundertdreiundachtzig.«
»Wie bekommt man von etwas die Hälfte?«
»Man teilt es durch zwei.«
»Und wenn man’s mit sieben Zwölfteln multiplizieren würde?«
»Das wäre mehr als zwei.«
»Und noch mal mit sechs Siebteln?«
»Dann wär’s wieder genau die Hälfte, zweiundvierzig Vierundachtzigstel.«
»Da hast du’s.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wie viele Wochen hat das Jahr?«
»Zweiundfünfzig.«
»Wie viele Werktage?«
»Zweihundertsechzig bei Fünftagewochen, dreihundertzwölf bei Sechstagewochen.«
»Wie viele Tage hätten dann sieben Monate aus Sechstagewochen?«
Dixon überlegte einige Sekunden lang. »Hängt davon ab, welche sieben Monate man nimmt. Davon, wie die Sonntage verteilt sind. Auch davon, welcher Wochentag der erste Januar ist. Und davon, ob man fortlaufende Monate betrachtet oder sich einzelne herauspickt.«
»Rechne noch mal nach, Karla. Es gibt nur zwei mögliche Antworten.«
Dixon machte eine kurze Pause. »Hundertzweiundachtzig oder hundertdreiundachtzig.«
»Genau«, sagte Reacher. »Diese sieben Blätter entsprechen sieben Monaten mit Sechstagewochen. Einer der langen Monate hatte nur vier Sonntage. Deshalb die Anomalie mit siebenundzwanzig Tagen.«
Dixon schlüpfte unter der Bettdecke hervor, ging nackt zu ihrer Aktentasche und kam mit einem ledernen Filofax-Terminplaner zurück. Sie klappte ihn auf, legte ihn aufs Bett, nahm die Blätter vom Nachttisch und verteilte sie unterhalb des Terminplaners in einer Reihe. Ihr Blick wanderte siebenmal hin und her.
»Es handelt sich um dieses Jahr«, sagte sie dann. »Um die letzten sieben Monate bis zum Ende des vorigen Monats. Ohne Sonntage sind es drei Monate mit sechsundzwanzig Arbeitstagen, dann einer mit siebenundzwanzig und danach wieder drei mit sechsundzwanzig.«
»Da hast du’s«, sagte Reacher. »Irgendwelche Sechstagezahlen haben sich in den letzten sieben Monaten ständig verschlechtert. Irgendwelche Ergebnisse. Wir sind schon halb am Ziel.«
»Das war der leichtere Teil«, erklärte Dixon. »Jetzt sag mir, was diese Zahlen bedeuten.«
»Etwas, das von Montag bis Samstag neun- oder zehn- oder zwölfmal passieren sollte, aber nicht immer hundertprozentig geklappt hat.«
»Was genau?«
»Das weiß ich nicht. Was passiert zehn- bis zwölfmal am Tag?«
»Nicht die Fließbandproduktion bei Ford, das steht fest. Hier geht’s um etwas Kleineres. Oder um eine selbstständig ausgeübte Tätigkeit. Wie Termine bei einem Zahnarzt. Oder bei einem Anwalt. Oder bei einem Friseur.«
»Neben Franz’ Büro liegt ein Nagelstudio.«
»Das hat mehr Kundinnen pro Tag. Und welchen Zusammenhang gäbe es zwischen Fingernägeln und Leuten, die verschwunden sind, und einem Syrer mit vier falschen Namen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Reacher.
»Ich auch nicht«, sagte Dixon.
»Wir sollten duschen und uns anziehen.«
»Danach.«
»Wonach?«
Dixon gab keine Antwort. Sie wischte nur die Blätter vom Bett, drückte ihn auf das Kopfkissen und küsste ihn wieder.
Dreitausendzweihundert Kilometer horizontal von ihnen entfernt und elf Kilometer über ihnen befand sich der schwarzhaarige Vierziger, der sich gegenwärtig Alan Mason nannte, in der vorderen Kabine einer Boeing 757 der United Airlines auf dem Flug von New York nach Denver, Colorado. Er saß auf Platz 3A und hatte ein Glas Mineralwasser mit Kohlensäure auf dem Armlehnentablett neben sich und eine aufgeschlagene Zeitung auf den Knien. Aber er las nicht, blickte stattdessen aus dem Fenster auf die strahlend weißen Haufenwolken draußen.
Und zwölf Kilometer südlich von ihnen verfolgte der Mann in dem dunkelblauen Anzug am Steuer seines dunkelblauen Chryslers sitzend O’Donnell und Neagley auf der Rückfahrt von der Hertz-Station auf dem Flughafen. Er hatte die Verfolgung aufgenommen, als sie das Beverly Wilshire verließen. Da er vermutete, dass sie wegfliegen würden, hatte er so geparkt, dass er ihnen zu den Terminals hätte folgen können. Als O’Donnell dann auf den Sepulveda Boulevard nach Norden abgebogen war, hatte er sich ranhalten müssen, um hinter ihnen zu bleiben. So befand er sich auf der ganzen Strecke zehn Wagen hinter dem Ford. Was für unauffällige Überwachung nur nützlich war, vermutete er.
27
»Das hilft uns nicht weiter«, sagte O’Donnell, und
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