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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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Neagley meinte: »Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Die Spur ist eiskalt, und wir besitzen buchstäblich keine nützlichen Informationen.«
    Sie hielten sich in Karla Dixons Zimmer auf, Leonardo diCaprios ehemaliger Unterkunft. Das Bett war gemacht. Reacher und Dixon hatten geduscht und sich wieder angezogen. Sie achteten auf reichlich Abstand voneinander. Die sieben Tabellen und der aufgeschlagene Terminplaner lagen jetzt auf der Kommode. Niemand bestritt, dass sie die letzten sieben Monate abbildeten. Aber keiner verstand, wie dieses Wissen ihnen nutzen könnte.
    Dixon schaute zu Reacher hinüber und fragte: »Was willst du tun, Boss?«
    »Eine Pause machen«, antwortete Reacher. »Wir übersehen irgendetwas. Wir denken nicht klar. Wir sollten eine Pause machen und später darauf zurückkommen.«
    »Früher haben wir nie Pausen gemacht.«
    »Damals hatten wir noch fünf Augenpaare mehr.«
    Der Mann im dunkelblauen Anzug erstattete telefonisch Meldung: »Sie sind ins Château Marmont umgezogen. Und sie sind jetzt zu viert. Karla Dixon ist aufgekreuzt. Damit sind sie alle vollzählig anwesend.« Dann hörte er sich die Antwort seines Bosses an und stellte sich vor, wie er sich dabei die Krawatte glatt strich.
    Reacher brach allein zu einem Spaziergang auf dem Sunset Boulevard nach Westen auf. Er war von Natur aus ein Einzelgänger. Jetzt kramte er sein Geld aus der Tasche, um es zu zählen. Nicht mehr viel übrig. Er betrat ein Souvenirgeschäft und fand einen Kleiderständer mit heruntergesetzten Hemden. Schnitte aus dem vorigen Jahr oder aus dem vorigen Jahrzehnt. An einem Ende des Ständers hingen blaue Hemden mit weißem Muster, glänzend, aus irgendeiner Kunstfaser. Haifischkragen, kurze Ärmel, unten gerade geschnitten. Er nahm eines vom Ständer. Es sah wie ein Hemd aus, das sein Vater in den Fünfzigerjahren beim Bowling hätte tragen können. Nur dreimal so groß. Reacher war viel größer als sein Vater. Er fand einen Spiegel und hielt sich den Kleiderbügel unters Kinn. Das Hemd könnte passen. An den Schultern war es vermutlich breit genug. Und die kurzen Ärmel würden das Problem lösen, ein Hemd mit ausreichend langen Ärmeln finden zu müssen. Er hatte Arme wie ein Gorilla, nur länger und dicker.
    Mit Verkaufssteuer kostete das Hemd fast einundzwanzig Dollar. Reacher zahlte bei dem Mann an der Kasse, riss die Etiketten ab, zog sein altes Hemd aus und schlüpfte sofort in das neue. Stopfte es nicht in die Hose. Zog es am Saum herunter und bewegte die Schultern. Ließ er den obersten Knopf offen, passte es ziemlich gut. Die Ärmel umschlossen seinen Bizeps straff, aber nicht so eng, dass sie die Blutzirkulation behindert hätten.
    »Haben Sie einen Abfalleimer?«, fragte er.
    Der Mann duckte sich, kam wieder hoch und brachte eine kleine Blechtonne mit einem eingesetzten Müllbeutel zum Vorschein. Reacher knüllte sein altes Hemd zusammen und warf es hinein.
    »Gibt’s hier in der Nähe einen Friseur?«, fragte er.
    »Zwei Blocks nördlich«, antwortete der Mann. »Den Hügel hinauf. Schuhputzen und Haarschneiden in einer Ecke des Lebensmittelmarkts.«
    Reacher schwieg.
    »Laurel Canyon«, sagte der Mann, als wäre damit alles erklärt.
    In dem Lebensmittelmarkt gab es Bier aus Kühlschränken und Kaffee aus Pumpthermoskannen. Reacher nahm sich einen mittelgroßen Becher Hausmarke, schwarz, und ging damit zu dem Friseurstuhl. Der Stuhl war ein altmodisches Ding mit rot gesprenkeltem Kunstlederbezug. Auf dem Rand des Waschbeckens lagen mehrere Rasiermesser, und daneben stand ein Schuhputzstuhl, in dem ein hagerer Typ in einem Muskelshirt saß. Seine Arme waren von oben bis unten mit Einstichen übersät. Jetzt schaute er auf und konzentrierte sich, als versuchte er, die Größe der vor ihm liegenden Aufgabe abzuschätzen.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte er. »Rasieren und Haare schneiden?«
    »Zwei Bits?«, fragte Reacher.
    »Acht Dollar«, erwiderte der Kerl.
    Reacher sah in seiner Tasche nach.
    »Zehn«, sagte er. »Inklusive Schuhputzen und Kaffee.«
    »Alles zusammen würde zwölf kosten.«
    »Ich hab aber nur zehn.«
    Der Kerl zuckte mit den Schultern und sagte: »Von mir aus.«
    Laurel Canyon, dachte Reacher. Eine halbe Stunde später befand sich nur noch ein Dollar in seiner Tasche, aber die Schuhe waren sauber und das Gesicht so glatt wie schon lange nicht mehr. Sein Haarschnitt war fast zu kurz geraten. Er hatte einen normalen Army-Bürstenschnitt verlangt, aber der Typ hatte ihm

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