Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
Neagley. »Auch dieses Mal?«
»Das haben wir immer getan.«
»So was ist noch nie passiert.«
»Mein Bruder ist gestorben.«
»Ich weiß. Aber diese Sache ist schlimmer.«
Reacher nickte erneut. »Ja, das stimmt.«
»Ich hatte gehofft, den drei anderen sei vielleicht doch nichts zugestoßen.«
»Das haben wir alle.«
»Aber wir müssen uns damit abfinden, dass sie alle tot sind.«
»Sieht so aus.«
»Wir müssen uns an die Arbeit machen«, sagte Dixon. »Das ist jetzt unser einziger Trost.«
Sie fuhren in Dixons Zimmer hinauf, aber Arbeit war ein relativer Begriff. Sie befanden sich in einer Sackgasse. Sie hatten nichts, worauf sie hätten aufbauen können. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie in Neagleys Zimmer überwechselten und dort eine E-Mail von ihrem Kontaktmann im Pentagon vorfanden: Sorry, nichts zu machen. New Age ist geheim . Nur acht Wörter, nichtssagend und ablehnend.
»Er scheint dir doch nicht so viel schuldig zu sein«, meinte O’Donnell.
»Doch, das tut er«, sagte Neagley. »Mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Dies sagt mehr über New Age aus als über ihn und mich.«
Sie suchte in ihrer Ablage weiter. Dann machte sie bei einer anderen Nachricht desselben Absenders halt. Ausgeschriebener Vorname, andere E-Mail-Adresse.
»Wegwerfartikel«, erklärte Neagley. »Das ist eine einmal nutzbare kostenlose Mailadresse.«
Sie rief die Nachricht auf: Frances, ich habe mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Wir sollten uns mal wieder treffen. Zum Abendessen und ins Kino? Und ich muss Dir Deine Hendrix-CDs zurückgeben. Vielen Dank fürs Ausleihen. Ich habe sie alle genossen. Der sechste Song des zweiten Albums ist dynamisch brillant. Lass mich wissen, wann Du wieder in Washington bist. Ruf bitte möglichst bald an.
Reacher fragte: »Du hast CD s?«
»Nein«, antwortete Neagley. »Erst recht keine von Jimi Hendrix. Den kann ich nicht leiden.«
O’Donnell sagte: »Du bist mit diesem Kerl zum Abendessen und ins Kino gegangen?«
»Niemals«, erwiderte Neagley.
»Also verwechselt er dich mit irgendeiner anderen Frau.«
»Unwahrscheinlich«, meinte Reacher.
»Das ist eine verschlüsselte Mitteilung«, sagte Neagley. »Sie enthält die Antwort auf meine Frage. Eine koschere Antwort von seiner Dienststelle aus, dann eine verschlüsselte Folgemitteilung von einer inoffiziellen Adresse. So ist er zweifach abgesichert.«
Dixon fragte: »Woraus besteht der Code?«
»Er hat irgendwas mit dem sechsten Song des zweiten Hendrix-Albums zu tun.«
Reacher fragte: »Was war das zweite Hendrix-Album?«
O’Donnell sagte: »Electric Ladybird?«
»Das war später«, sagte Dixon. »Das erste war Are You Experienced?«
»Welches hatte die nackten Frauen auf dem Cover?«
»Das war Electric Ladybird.«
»Dieses Cover habe ich geliebt.«
»Widerlich! Du warst damals acht.«
»Fast neun.«
»Das ist trotzdem widerlich.«
Reacher sagte: »Axis Bold As Love. Das war sein zweites Album.«
»Was war der sechste Song?«, fragte Dixon.
»Keine Ahnung.«
O’Donnell sagte: »Geht’s taff zu, gehen die Taffen ein kaufen.«
Sie mussten auf dem Sunset Boulevard lange zu Fuß nach Osten laufen, bis sie einen Plattenladen fanden. Sie gingen hinein, spürten kühle Luft, sahen junge Leute, hörten laute Musik und entdeckten den Buchstaben H in den Rock-und-Pop-Regalen. Die dicht an dicht stehenden Jimi-Hendrix-Alben nahmen ungefähr einen halben Meter ein. Vier alte Titel, die Reacher kannte, und massenhaft posthumes Zeug. Axis Bold As Love war dreimal vorhanden. Reacher zog ein Exemplar heraus und drehte es um. Der Strichcode des Ladens war so auf die Plastikhülle geklebt, dass er die zweite Hälfte des Inhaltsverzeichnisses verdeckte.
Auch beim zweiten Album.
Ebenso beim dritten.
»Reiß die Hülle ab«, schlug O’Donnell vor.
»Das geht nicht. Die CD gehört nicht uns.«
»Du schlägst Cops zusammen, aber traust dich nicht, eine Plastikhülle zu beschädigen?«
»Das ist etwas anderes.«
»Was hast du also vor?«
»Ich kaufe die CD . Dann können wir sie im Auto abspielen. Autos haben CD -Radios, stimmt’s?«
»Seit ungefähr hundert Jahren«, sagte Dixon.
Reacher nahm die CD mit und stellte sich hinter einem Mädchen an, das mehr Metall im Gesicht hatte als das Opfer einer Splitterhandgranate. Er rückte zur Kasse vor, zahlte dreizehn seiner restlichen achthundert Dollar und wurde erstmals in seinem Leben Besitzer eines digitalen Mediums.
»Pack sie aus«, forderte O’Donnell
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