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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte Reacher. »Habe ich ein zweites Hemd, habe ich bald auch eine zweite Hose. Dann brauche ich einen Koffer. Und bevor ich mich recht versehe, besitze ich ein Haus und ein Auto und ein Prämiensparkonto und fülle alle möglichen Vordrucke aus.«
    »Das tun viele Leute.«
    »Nicht ich.«
    »Also frage ich noch mal: Wovor läufst du weg?«
    »Vermutlich davor, wie andere Leute zu sein.«
    »Ich bin wie sie. Ich habe ein Haus und ein Auto und ein Prämiensparkonto. Ich fülle Vordrucke aus.«
    »Wie’s für dich am besten ist.«
    »Hältst du mich für spießig?«
    Reacher nickte. »In dieser Hinsicht schon.«
    »Nicht jeder kann wie du sein.«
    »Das ist verkehrt herum. Tatsache ist, dass ein paar von uns nicht wie du sein können.«
    »Möchtest du das sein?«
    »Es kommt nicht darauf an, was ich möchte. Es geht einfach nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Okay, ich laufe weg.«
    »Wovor? Davor, wie ich zu sein?«
    »Davor, anders zu sein, als ich früher war.«
    »Wir sind jetzt alle anders als früher.«
    »Aber das muss uns nicht allen gefallen.«
    »Mir gefällt’s auch nicht«, sagte O’Donnell. »Aber ich setze mich damit auseinander.«
    Reacher nickte. »Du kommst großartig zurecht, Dave. Das meine ich ernst. Ich mache mir um mich Sorgen, weißt du. Ich habe Neagley und Karla und dich angesehen und mich wie ein Loser gefühlt.«
    »Wirklich?«
    »Sieh mich doch an!«
    »Das Einzige, was wir dir voraushaben, sind Koffer.«
    »Aber was habe ich, das ihr nicht habt?«
    O’Donnell gab keine Antwort. Sie bogen nach Norden auf die Vine Street ab, am helllichten Nachmittag in der zweitgrößten Stadt Amerikas, und sahen zwei Kerle mit Pistolen in den Händen aus einem langsam fahrenden Wagen springen.

39
    Der Wagen war ein viertüriger schwarzer Lexus, blitzend neu. Er fuhr sofort wieder an und ließ die beiden Kerle ungefähr dreißig Meter vor ihnen allein auf dem Gehsteig zurück. Es handelte sich um den Mann mit dem Geldsack und den mit dem Stoff von dem unbebauten Grundstück hinter dem Wachsmuseum. Ihre Pistolen waren AMT Hardballer: aus rostfreiem Stahl hergestellte Kopien des Colts Government Kaliber .45, Modell 1911. Die Hände, von denen sie umklammert wurden, zitterten leicht, als sie jetzt die Waffen hochrissen, um mit dem aus Gangsterfilmen bekannten beidhändigen Anschlag böser Kerle zu schießen.
    O’Donnells Hände griffen in seine Taschen.
    »Meinen die uns?«, fragte er.
    »Mich«, sagte Reacher. Er sah sich kurz um. Dass er von einer schlecht gehaltenen Kaliber .45 aus dieser Entfernung getroffen werden könnte, machte ihm kaum Sorgen. Er bot ein großes Ziel, aber die Statistik sprach für ihn. Handfeuerwaffen waren Waffen fürs Haus. Stand der Schütze noch dazu unter Stress, betrug ihre wirksame Reichweite nur drei bis vier Meter. Aber selbst wenn Reacher nicht getroffen wurde, konnten andere gefährdet sein. Ein Passant, der einen Straßenblock weit entfernt war, vielleicht sogar ein tief fliegendes Flugzeug. Kollateralschäden. Die Straße hinter ihm war voller potenzieller Ziele: Männer, Frauen, Kinder und weitere Gestalten, von denen Reacher nicht recht wusste, wie er sie einordnen sollte.
    Er sah wieder nach vorn. Die beiden Kerle waren kaum näher gekommen, nur ein paar Schritte weit. O’Donnell verfolgte ihre Bewegungen mit Argusaugen.
    »Wir sollten zusehen, dass wir von der Straße wegkommen, Dave«, meinte Reacher.
    O’Donnell sagte: »Verstanden.«
    »Unterwegs«, sagte Reacher. Während er sich seitlich bewegte, riskierte er einen Blick nach links. Die nächste Tür führte in den schmalen Salon einer Kartenlegerin. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er bewegte sich normal, aber die Welt um ihn herum schien langsamer zu werden. Der Gehsteig war zu einem vierdimensionalen Raum geworden, der durch drei Bewegungsrichtungen – vorwärts, rückwärts, seitlich – und die Zeit definiert wurde.
    »Einen Meter zurück und links, Dave«, sagte er.
    O’Donnell bewegte sich wie ein Blinder. Er fixierte weiter die Kerle, ließ sie nicht aus den Augen. Als er Reachers Stimme hörte, machte er sofort zwei Schritte rückwärts und bewegte sich rasch nach links. Reacher riss die Tür zum Salon der Kartenleserin auf und ließ O’Donnell an sich vorbei eintreten. Die beiden Männer waren jetzt bis auf zwanzig Meter herangekommen. Reacher folgte O’Donnell auf den Fersen. Der Salon war leer bis auf eine junge Frau von neunzehn oder zwanzig Jahren, die allein an einem Tisch saß. Auf

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