Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
gesehen. Deshalb brauchen wir jetzt einen Wechsel und die Art Unterkunft, auf die sie nicht gleich kommen. Ich schlage vor, dass wir’s mit dem Dunes am Sunset versuchen.«
»Was ist das?«
»Ein Motel, wie ich es mag.«
»Wie schlimm?«
»Es ist in Ordnung, hat Betten und abschließbare Türen.«
Reacher und Neagley fuhren voraus. Bis zur Stadtgrenze herrschte dichter Verkehr, aber auf dem Freeway 15 nahm er merklich ab, und Reacher machte sich für die Fahrt durch die Wüste bereit. Der 300C fuhr lautlos und zivilisiert dahin. Neagley verbrachte die erste halbe Stunde damit, auf der Edwards Air Force Base telefonisch Fangen zu spielen, um Diana Bond zu erreichen, bevor ihr Handy keine Verbindung mehr bekam. Reacher konzentrierte sich auf die Straße vor ihm. Er war ein brauchbarer, aber kein erstklassiger Fahrer. Er hatte sich das Autofahren in der Army beigebracht, aber nie eine zivile Prüfung abgelegt, nie einen zivilen Führerschein besessen. Neagley fuhr weit besser als er. Und viel schneller. Als sie mit ihren Telefongesprächen fertig war, wurde sie vor Ungeduld ganz zappelig, sah immer wieder auf den Tacho.
»Fahr ihn, als hättest du ihn geklaut«, sagte sie. »Was ja schließlich auch stimmt.«
Also gab er etwas mehr Gas. Überholte ein paar Fahrzeuge, darunter einen mittelgroßen U-Haul-Lastwagen, der auf der rechten Fahrspur nach Westen bretterte.
Fünfzehn Kilometer vor Barstow schloss Dixon zu ihnen auf, blinkte sie an und setzte sich neben sie, während O’Donnell auf dem Beifahrersitz Essbewegungen machte. Sie aßen in dem schäbigen Restaurant, das sie bereits kannten. In weitem Umkreis gab es keine Alternativen, und sie hatten alle Hunger.
Das Essen schmeckte so schlecht wie beim ersten Mal, ihre Unterhaltung sprang von einem Thema zum nächsten. Sie sprachen hauptsächlich über Sanchez und Orozco. Wie schwierig es war, eine lebensfähige kleine Firma zu führen, besonders für ehemalige Soldaten, die mit ganz falschen Vorstellungen ins Zivilleben überwechselten. Sie erwarteten dieselben Eigenschaften, die sie bisher gekannt hatten: Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit, kollektive Opferbereitschaft. Reacher hatte den Eindruck, Dixon und O’Donnell sprächen zeitweise über sich selbst. Er fragte sich, wie erfolgreich sie hinter ihren Fassaden wirklich waren. Wie ihre Bilanz tatsächlich aussah, wenn es Zeit wurde, die Einkommensteuererklärung abzugeben. Und wie sie in einem Jahr aussehen würde. Dixon würde es nicht leicht haben, weil sie ihren letzten Job hingeschmissen hatte. Und O’Donnell war wegen seiner Schwester eine Zeit lang aus dem Geschäft gewesen. Nur Neagley schien keine Sorgen zu haben. Sie schien ohne Einschränkungen Erfolg zu haben – doch sie war eine von neun Personen. Das entsprach einer Erfolgsquote von nur knapp über elf Prozent bei einigen der besten Leute, die es in der Army je gegeben hatte.
Nicht gut.
Du kannst von Glück sagen, dass du dich ausgeklinkt hast , hatte Dixon gesagt.
Das denke ich meistens auch, hatte er geantwortet.
Das Einzige, was wir dir voraushaben, sind Koffer , hatte O’Donnell gemeint.
Aber was habe ich, das ihr nicht habt? , hatte Reacher erwidert.
Nach diesem Abendessen war er einer Antwort etwas näher gekommen.
Nach Barstow kamen Victorville und Lake Arrowhead. Dann ragten die Berge vor ihnen auf. Aber zuvor sahen sie rechts von der Straße das wüste Land, das der Hubschrauber überflogen hatte. Reacher nahm sich erneut vor, nicht hinzusehen – und tat es doch. Er nahm sekundenlang den Blick von der Fahrbahn und schaute nach Nordwesten. Sanchez und Swan lagen vermutlich irgendwo dort draußen. Es gab keinen Grund, etwas anderes zu glauben.
Neagleys Handy klingelte, als sie sich wieder im Sendebereich eines Mobilfunkmasts befanden. Diana Bond rief an, um mitzuteilen, sie sei in Edwards abfahrbereit. Reacher sagte: »Sie soll ins Denny’s am Sunset kommen, in dem wir neulich waren.« Neagley verzog das Gesicht, aber er sagte: »Im Vergleich zu der Bude von vorhin wirst du dir wie im Pariser Maxim’s vorkommen.«
Also vereinbarte Neagley dieses Treffen. Nun gab er etwas mehr Gas und nahm die erste lange Steigung am Mount San Antonio in Angriff. Knapp eine Stunde später mieteten sie sich im Motel Dunes ein.
Das Dunes gehörte zu der Art Unterkunft, in der kein Zimmerpreis pro Nacht auch nur annähernd dreistellig war und die Gäste eine Sicherheitsleistung für die TV -Fernbedienung hinterlegen mussten, die dann
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