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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Luft durch ein Einlaßventil an, das mit einem Filter versehen ist«, erinnerte ich ihn. »Jemand hätte dann nur ein bißchen Salzsäure mit einer Zyankalitablette vermischen und das Fläschchen nahe genug an das Einlaßventil halten müssen, damit das Gas eingesaugt wird.«
    »Wenn Eddings Blausäuregas eingeatmet hat, während er unten war«, sagte Lucy, »was wäre geschehen?«
    »Ein Anfall, dann der Tod. In Sekunden.«
    Ich dachte an den verhakten Luftschlauch und fragte mich, ob Eddings bei der Schraube der Exploiter gewesen war, als er plötzlich Blausäuregas durch seinen Atemautomaten inhalierte. Das könnte die Position erklären, in der ich ihn gefunden hatte. »Kannst du die hookah auf Zyankalispuren untersuchen?« fragte Lucy.
    »Na ja, wir können es probieren«, sagte ich, »aber ich denke nicht, daß ich etwas finde, es sei denn, die Zyankalitablette wurde direkt an den Filter des Ventils gehalten. Aber selbst dann könnte jemand an dem Zeug herumgemacht haben, bis ich hinkam. Mehr Glück könnten wir mit dem Abschnitt des Schlauchs haben, der seinem Körper am nächsten war. Ich werde morgen toxikologische Tests durchführen, wenn ich jemanden dazu bewegen kann, an einem Feiertag ins Labor zu kommen.« Meine Nichte ging zu einem Fenster und sah hinaus. »Es kommt immer noch ganz schön viel Schnee herunter. Erstaunlich, wie es die Nacht erhellt. Ich kann den Ozean sehen. Er ist diese schwarze Mauer«, sagte sie nachdenklich.
    »Was du siehst, ist eine Mauer«, sagte Marino. »Die Backsteinmauer am Ende des Gartens.«
    Sie sprach eine Weile nicht, und ich dachte, wie sehr ich sie vermißte. Zwar hatte ich sie während ihres Studiums an der UVA schon wenig gesehen, aber nun sahen wir uns noch seltener, denn selbst wenn ich wegen eines Falls nach Quantico kam, gab es nie eine Garantie, daß wir die Zeit für ein Treffen fanden. Es betrübte mich, daß ihre Kindheit vorbei war, und ein Teil von mir wünschte, sie hätte sich ein Leben und eine Laufbahn ausgesucht, die weniger hart wären.
    Dann dachte sie laut nach, während sie noch durch die Scheibe blickte. »Also, da haben wir einen Reporter, der sich mit Survival-Waffen beschäftigt. Irgendwie wird er mit Zyanidgas vergiftet, während er nachts in einem Sperrgebiet an ausrangierten Schiffen taucht.«
    »Das ist bloß eine Möglichkeit«, erinnerte ich sie. »Der Fall ist noch offen. Wir sollten das nicht aus den Augen verlieren.« Sie drehte sich um. »Wo ließe sich Zyankali beschaffen, wenn du jemand vergiften willst? Wäre das schwer?«
    »Du könntest es von einer Vielzahl industrieller Einrichtungen bekommen«, sagte ich. »Zum Beispiel?«
    »Na ja, zum Beispiel wird es benutzt, um Gold aus Erz zu extrahieren. Es wird auch beim Galvanisieren verwendet und als Desinfektionsmittel und zur Herstellung von Phosphorsäure aus Knochen«, sagte ich. »Mit anderen Worten könnte jeder, vom Juwelier über einen Industriearbeiter bis zum Kammerjäger, Zugang zu Zyankali haben. Noch dazu sind Zyankali und Salzsäure in jedem Chemielabor zu finden.«
    Marino ergriff das Wort. »Also, wenn jemand Eddings vergiftet hat, dann mußte er wissen, daß er mit seinem Boot rausfahren würde. Er mußte wissen, wo und wann.«
    »Dieser Jemand mußte vieles wissen«, stimmte ich zu. »Zum Beispiel hätte er wissen müssen, welchen Typ von Atmungsgerät Eddings verwenden wollte, denn wenn er mit einer Flasche statt einer hookah getaucht wäre, hätte der Modus operandi vollkommen anders sein müssen.«
    »Ich wünschte bloß, wir wüßten, was zum Teufel er dort unten gemacht hat.« Marino öffnete das Kamingitter, um das Feuer zu schüren. »Was es auch war«, sagte ich, »jedenfalls hatte er Fotos machen wollen. Und aufgrund der Kameraausrüstung, die er dabei hatte, sieht es so aus, als wäre es eine ernste Geschichte gewesen.«
    »Aber es wurde keine Unterwasserkamera gefunden«, sagte Lucy.
    »Nein«, sagte ich. »Die Strömung hätte sie überallhin mitreißen können, oder sie könnte im Schlick begraben sein. Dummerweise ist die Ausrüstung, die er offenbar hatte, nicht an die Oberfläche getrieben.«
    »Ich würde wahnsinnig gern den Film in die Finger kriegen.« Sie blickte noch immer in die Schneenacht hinaus, und ich fragte mich, ob sie an Aspen dachte.
    »Eines ist verdammt sicher, er hat keine Fische fotografiert.« Marino schob einen dicken Holzscheit hinein, der etwas zu grün war. »Bleiben eigentlich nur noch Schiffe. Und ich glaube, er war an einer

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