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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf den sie mich schicken. Ich kann mich abseilen, aus dem Hinterhalt schießen und tauchen. Und was noch wichtiger ist, ich kann es aushalten, wenn sie sich wie Schweine benehmen. Weißt du, nicht alle sind glücklich darüber, mich dabeizuhaben.« Daran zweifelte ich nicht. Lucy war immer ein Wesen, das die Leute extrem polarisierte, weil sie hochbegabt war und so schwierig sein konnte. Sie war auch eine Schönheit mit klaren, strengen Zügen, und ich wunderte mich, offen gestanden, wie sie überhaupt in einem Sondereinsatzkommando mit fünfzig Männern überleben konnte, von denen sie mit keinem jemals ausgehen würde. »Wie geht's Janet?« fragte ich. »Sie ist ins Washingtoner Büro versetzt worden, um Fälle von Wirtschaftskriminalität zu bearbeiten. Zumindest ist sie so nicht allzu weit weg.«
    »Das muß gerade erst gewesen sein.« Ich war verblüfft. »Ja, gerade.« Lucy stützte ihre Unterarme auf die Knie. »Und wo ist sie heute abend?«
    »Ihre Eltern haben eine Wohnung in Aspen.« Mein Schweigen bedeutete eine Frage, und sie klang gereizt, als sie die Antwort darauf gab. »Nein, ich bin nicht eingeladen. Und nicht, weil Janet und ich zerstritten sind. Es war einfach keine gute Idee.«
    »Verstehe.« Ich zögerte, bevor ich hinzufügte: »Dann wissen es ihre Eltern noch nicht?«
    »Verdammt, wer weiß es schon? Meinst du, wir verbergen es bei der Arbeit nicht? Sogar so weit, daß wir gemeinsam irgendwohin gehen, und die eine von uns beiden darf zusehen, wie die andere von Männern angemacht wird. Das ist ein besonderes Vergnügen«, meinte sie verbittert.
    »Ich weiß, wie es bei der Arbeit ist«, sagte ich. »Ich habe dir nichts anderes vorausgesagt. Ich bin mehr an Janets Familie interessiert.«
    Lucy starrte auf ihre Hände. »Es liegt hauptsächlich an ihrer Mom. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, daß es ihrem Dad etwas ausmachen würde. Er wird nicht annehmen, es käme daher, daß er etwas falsch gemacht hat, wie meine Mutter meint. Bloß glaubt die, es kommt daher, daß du etwas falsch gemacht hast, da du mich ja hauptsächlich großgezogen hast und meine eigentliche Mutter bist, wie sie sagt.«
    Es hatte nicht viel Sinn, mich gegen die ignoranten Vorstellungen meiner einzigen Schwester Dorothy zu wehren, die unglücklicherweise Lucys Mutter war.
    »Und Mutter hat jetzt noch eine andere Theorie. Sie sagt, du seist die erste Frau gewesen, in die ich mich verliebt habe, und irgendwie erkläre das alles«, fuhr Lucy in ironischem Ton fort. »Egal, ob das nun Inzest genannt wird und du hetero bist. Denk dran, sie schreibt diese verständnisvollen Kinderbücher und ist deshalb eine Expertin in Psychologie, und offensichtlich ist sie auch noch eine Sextherapeutin.«
    »Es tut mir leid, daß du zu allem anderen auch noch das durchmachen mußt«, sagte ich mitfühlend. Ich wußte nie genau, was ich tun sollte, wenn wir solche Gespräche führten. Sie waren für mich immer noch neu, und in gewisser Hinsicht machten sie mir auch Angst.
    »Weißt du« -sie stand auf, als Marino ins Wohnzimmer kam -»mit einigen Dingen mußt du einfach leben.«
    »Also, ich habe gute Nachrichten für euch«, verkündete Marino. »Der Wetterbericht sagt, das ganze Zeug schmilzt. Morgen früh sollten wir alle von hier wegkommen.«
    »Morgen ist Neujahr«, sagte Lucy. »Ich will mich nicht streiten, aber warum sollten wir weg von hier?«
    »Weil ich deine Tante zu Eddings' Bude bringen muß.« Er schwieg, dann fuhr er fort: »Und Benton muß sich auch dorthin auf die Socken machen.«
    Ich ließ mir nichts anmerken. Benton Wesley war der Leiter des FBI-Programms für Ermittlung und Analyse, und ich hatte gehofft, ihn während der Feiertage nicht sehen zu müssen. »Was soll das heißen?« sagte ich leise.
    Er setzte sich aufs Sofa und betrachtete mich eine Weile nachdenklich. Dann beantwortete er meine Frage mit einer Gegenfrage. »Eines interessiert mich, Doc. Wie kann man jemand unter Wasser vergiften?«
    »Vielleicht ist es nicht unter Wasser passiert«, schlug Lucy vor. »Vielleicht hat er vor dem Tauchen Zyankali geschluckt.«
    »Nein. So ist es nicht gewesen«, sagte ich. »Zyankali ist sehr ätzend, und hätte er es oral zu sich genommen, dann hätte ich eine erhebliche Schädigung seines Magens gesehen.
    Wahrscheinlich auch noch von Mund und Speiseröhre.«
    »Was kann also geschehen sein?« fragte Marino.
    »Ich glaube, er hat Blausäuregas eingeatmet.«
    Er sah verdutzt aus. »Wie? Durch den Kompressor?«
    »Der saugt

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