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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ich.
    »Naja, ich hab in den Katechismus reingeschaut, aber ich glaube nicht, daß ich zur Konfirmation bereit bin.«
    »Hoffentlich bist du das eines Tages.«
    »Ich hab Kopfschmerzen, die nicht weggehen.«
    »Die hast du verdient.«
    »Du hast völlig recht.« Sie rieb sich die Schläfen. »Warum tust du so etwas, nach allem, was du durchgemacht hast?« Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. »Ich weiß nicht immer, warum. Vielleicht weil ich mich die ganze Zeit so zusammenreißen muß. Das ist bei vielen Agenten so. Wir laufen und stemmen und machen alles richtig. Dann lassen wir am Freitagabend Dampf ab.«
    »Nun ja, dafür warst du diesmal wenigstens an einem sicheren Ort.«
    »Verlierst du nie die Kontrolle?« Sie suchte meinen Blick. »Weil ich das nie bei dir gesehen habe.«
    »Ich wollte nie, daß du es siehst«, antwortete ich. »Das hast du doch dauernd bei deiner Mutter erlebt, und du hast jemanden gebraucht, bei dem du dich sicher fühlst.«
    »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.« Sie hielt meinem Blick stand.
    »Was? Ob ich je betrunken war?« Sie nickte.
    »Das ist nichts, worauf man stolz sein könnte, und ich gehe jetzt ins Bett.« Ich stand auf.
    »Mehr als einmal?« Ihre Stimme folgte mir, als ich hinausging. Ich blieb in der Tür stehen und wandte mich zu ihr um. »Lucy, in meinem langen, harten Leben gibt es nicht viel, das ich nicht getan habe. Und ich habe dich nie für irgend etwas verurteilt. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, wenn ich dachte, dein Benehmen könnte dich ins Unglück stürzen.« Ich untertrieb mal wieder.
    »Machst du dir im Augenblick Sorgen um mich?« Ich lächelte ein wenig. »Ich werde mir den Rest meines Lebens Sorgen um dich machen.«
    Ich ging in mein Zimmer und schloß die Tür. Ich legte meinen Browning neben das Bett und nahm eine Benadryl, weil ich sonst die paar Stunden, die ich noch hatte, nicht schlafen würde. Als ich im Morgengrauen aufwachte, saß ich bei brennendem Licht da, das Journal of the American Bar Association, das Mitteilungsblatt der Anwaltsvereinigung, noch im Schoß. Ich erhob mich und ging auf den Flur, wo Lucys Zimmertür überraschenderweise offenstand. Ihr Bett war nicht gemacht. Sie war nicht im Wohnzimmer auf der Couch, und so eilte ich nach vorn ins Eßzimmer. Ich blickte aus den Fenstern auf eine leere Fläche mit reifüberzogenem Kopfsteinpflaster und Gras.
    Offensichtlich war der Suburban schon einige Zeit weg. »Lucy«, murmelte ich, als könnte sie mich hören. »Gnade dir, Lucy.«

Kapitel 10
    Ich kam zehn Minuten zu spät zur Dienstbesprechung, was ungewöhnlich war, aber niemand sagte etwas, niemand schien es zu beanstanden. Der Mord an Danny Webster lastete auf allen in dem Raum, als würde das Verhängnis plötzlich über jeden von uns hereinbrechen. Meine Belegschaft war schwerfällig und benommen, niemand dachte besonders klar. Rose hatte mir Kaffee gebracht und nach all den Jahren vergessen, daß ich ihn schwarz trank. Das Konferenzzimmer, das kürzlich erst neu eingerichtet worden war, wirkte sehr gemütlich mit seinem dunkelblauen Teppich, dem langen Tisch und der dunklen Täfelung. Aber anatomische Modelle und das Skelett hinter seiner Plastikhülle erinnerten an die harte Realität, um die es hier ging. Natürlich gab es keine Fenster, und die einzige künstlerische Gestaltung des Raums bestand aus den Porträts der früheren Chiefs, sämtlich Männer, die uns streng von der Wand anblickten.
    Neben mir saßen mein Hauptverwalter und sein Stellvertreter sowie der Cheftoxikologe von der Abteilung für forensische Forschung ein Stockwerk höher. Fielding zu meiner Linken aß mit einem Plastiklöffel ein Joghurt, neben ihm saßen der Pathologieassistent und die neue Praktikantin.
    »Ich weiß, Sie haben alle die schreckliche Nachricht über Danny Webster erfahren«, bemerkte ich bedrückt, vom Kopfende des Tisches, wo ich immer saß. »Es erübrigt sich zu sagen, wie sehr ein so sinnloser Tod uns allen nahegeht.«
    »Dr. Scarpetta«, meldete sich der Pathologieassistent, »gibt es etwas Neues?«
    »Im Augenblick wissen wir folgendes«, sagte ich und gab ihnen mein ganzes Wissen bekannt. »Am Tatort sah es so aus, als hätte er mindestens eine Schußwunde am Hinterkopf«, schloß ich. »Wie sieht's mit Patronenhülsen aus?« fragte Fielding. »Die Polizei hat eine im Gestrüpp nicht weit von der Straße sichergestellt.«
    »Also ist er dort in Sugar Bottom erschossen worden und nicht in oder am Auto.«
    »Es sieht

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