Trübe Wasser sind kalt
da gibt es eine Verbindung.«
»Ich glaube, das genau sollten wir nicht herausfinden. Ich glaube, wer auch immer dahintersteckt, wollte, daß es wie ein mißlungener Autoüberfall oder irgendein anderes Straßenverbrechen aussieht.«
»Ja, ja, und das glauben alle.«
»Nicht alle.« Ich hielt seinem Blick stand. »Keineswegs alle.«! »Und du bist überzeugt, Danny war das vorgesehene Opfer, und sagst, es war ein professioneller Mord.«
»Es könnte mir gegolten haben. Sie könnten ihn benutzt haben, um mir Angst einzujagen«, sagte ich. »Das werden wir wohl nie erfahren.«
»Hast du den toxikologischen Befund in der Eddings-Geschichte?« Er gab dem Barmann ein Zeichen, daß wir noch eine Runde wollten.
»Du weißt ja, was heute los war. Hoffentlich erfahre ich morgen etwas. Sag mir, was geht in Chesapeake vor?« Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.«
»Was heißt, du hast keine Ahnung?« sagte ich ungeduldig. »Die müssen doch dreihundert Beamte haben. Bearbeitet keiner mehr den Tod von Ted Eddings?«
»Und selbst wenn sie dreitausend hätten. Da muß bloß ein Dezernat in Unordnung sein, und in diesem Fall ist es das Morddezernat. Das ist eine Barriere, die wir nicht überwinden können, weil Detective Roche noch an dem Fall dran ist.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Nun ja, er ist auch noch an deinem Fall dran.« Ich hörte nicht zu, denn das war Zeitverschwendung. »Ich wäre an deiner Stelle auf der Hut.« Er begegnete meinem Blick. »Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen.« Er schwieg kurz. »Du weißt doch, was Cops so reden, und ich höre einiges. Und es geht das Gerücht, daß du nach Roche geschlagen hast, und sein Vorgesetzter wird versuchen, dem Gouverneur deine Entlassung nahezulegen.«
»Die Leute können reden, was sie wollen«, sagte ich ungehalten. »Na ja, das Problem liegt zum Teil darin, daß sie ihn sich anschauen und wie jung er ist, und einigen Leuten fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, daß du dich zu ihm hingezogen gefühlt haben könntest.« Er zögerte, und ich merkte, wie sehr er Roche verachtete und daß er ihm eins auswischen wollte. »Ich sage es dir äußerst ungern, aber du würdest sehr viel besser dastehen, wenn er nicht so gut aussähe.«
»Bei Belästigung ist es egal, wie die Leute aussehen, Marino. Aber er hat nichts in der Hand, und ich mache mir keine Sorgen um die Geschichte.«
»Der Punkt ist, daß er dich verletzen will, Doc, und er gibt sich alle Mühe. Auf die eine oder andere Weise wird er dich aufs Kreuz legen, wenn er kann.«
»Er kann sich in einer Reihe anstellen mit all denen, die das wollen.«
»Die Person, die beim Abschleppdienst in Virginia Beach angerufen und sich für dich ausgegeben hat, war ein Mann.« Er blickte mich starr an. »Nur damit du es weißt.«
»Danny hätte das nicht getan«, war alles, was ich sagen konnte. »Das würde ich auch meinen. Aber vielleicht war es Roche«, erwiderte Marino. »Was machst du morgen?«
Er seufzte. »Ich habe nicht die Zeit, dir das zu erzählen.«
»Es könnte sein, daß wir einen Ausflug nach Charlottesville machen müssen.«
»Weswegen?« Er runzelte die Stirn. »Sag mir bloß nicht, daß Lucy sich noch merkwürdig benimmt.« »Deswegen müssen wir nicht hin. Aber vielleicht treffen wir si e auch«, sagte ich.
Kapitel 11
Am nächsten Morgen kümmerte ich mich um mein Beweismaterial, und meine erste Station war das Labor mit dem Elektronenrastermikroskop, wo die forensische Wissenschaftlerin Betsy Eckles gerade ein quadratisches Stück Reifengummi mit einem Spritzüberzug versah. Sie saß mit dem Rücken zu mir, und ich sah ihr zu, wie sie die Probe auf einen Träger legte, der dann in eine gläserne Vakuumkammer gesteckt wurde, damit er mit atomaren Goldpartikeln überzogen werden konnte. Ich bemerkte den Schnitt mitten im Gummi, und er kam mir bekannt vor, aber ich war mir nicht ganz sicher. »Guten Morgen«, sagte ich.
Sie wandte sich von ihrer einschüchternden Konsole mit Druckmessern, Skalen und Digitalmikroskopen ab, die auf den Monitoren Bilder in Pixeln statt in Linien aufbauten. Die schon leicht ergraute, gut aussehende Frau im langen Laborkittel kam mir an diesem Donnerstag noch gehetzter vor als sonst. »Oh, guten Morgen, Dr. Scarpetta«, sagte sie, als sie die Probe mit dem zerschnittenen Gummi in die Kammer schob. »Aufgeschlitzte Reifen?« fragte ich.
»Die von der Waffenabteilung haben mich gebeten, die Probe mit einem Überzug zu versehen.
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