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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Feuer allmählich zu heiß. Vier Leute saßen in der Nähe und sprachen laut vom »verzauberten Garten« im Innenhof des Gasthauses, wo Edgar Allen Poe gespielt hatte, als er noch ein Kind war in Richmond.
    »In einem seiner Gedichte schreibt er davon«, sagte eine Fra u gerade.
    »Der Krebs-Cocktail soll gut sein hier.«
    »Ich mag es nicht, wenn du so wirst«, meldete sich Marino wieder, der sich dichter zu mir beugte und mit dem Finger herumfuchtelte. »Als nächstes fängst du an, auf eigene Faust zu agieren, und ich? Ich kann nicht schlafen.«
    Der Barkeeper sah mich und machte schnell einen Umweg in unsere Richtung. Ich wollte doch keinen Chardonnay mehr und bestellte statt dessen einen Scotch. Ich zog meine Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. Ich schwitzte und fühlte mich unwohl in meiner Haut.
    »Gib mir eine Marlboro«, sagte ich zu Marino. Ihm klappte die Kinnlade herunter, und er starrte mich schockiert an.
    »Bitte.« Ich streckte ihm die Hand hin. »Oh nein, du kriegst keine.« Er war eisern. »Ich mache einen Deal mit dir. Ich rauche eine, und du rauchst eine, und dann hören wir beide damit auf.« Er zögerte. »Das ist doch nicht dein Ernst.«
    »Ist es aber, verdammt noch mal.«
    »Da springt doch für mich nichts raus.«
    »Außer daß du am Leben bleibst. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    »Besten Dank. Aber kein Deal.« Er nahm zwei Zigaretten aus der Packung, das Feuerzeug in der Hand. »Wie lange ist es her?«
    »Ich weiß nicht. Drei Jahre vielleicht.« Die Zigarette schmeckte fad, aber es war ein herrliches Gefühl, sie zwischen den Lippen zu haben, als wären die Lippen für so einen Anfall geschaffen. Der erste Zug traf meine Lungen wie ein Stich, und mir wurde sofort leicht im Kopf. Ich fühlte mich so wie damals, als ich mit sechzehn meine erste Camel rauchte. Das Nikotin drang mir ins Hirn, genauso wie damals, die Welt drehte sich langsamer, und meine Gedanken verschmolzen.
    »Mein Gott, habe ich das vermißt«, klagte ich, als ich die Asche abstreifte.
    »Dann nörgel' nicht mehr an mir herum.«
    »Jemand muß es tun.«
    »He, das ist doch kein Marihuana oder so was.«
    »Das habe ich nie geraucht. Aber wenn es nicht illegal wäre, würde ich es heute vielleicht probieren.«
    »Verdammt. Jetzt jagst du mir aber Angst ein.« Ich inhalierte ein letztes Mal und drückte die Zigarette aus, während Marino mir mit seltsamer Miene zusah. Er geriet immer leicht in Panik, wenn ich mich auf eine Art und Weise verhielt, die ihm nicht vertraut war.
    »Hör zu.« Ich ging wieder zum Job über. »Ich glaube, Danny ist gestern abend verfolgt worden, sein Tod ist kein Zufallsverbrechen, es ging nicht um Raub, Schwulenhetze oder Drogen. Ich glaube, sein Mörder hat auf ihn gewartet, vielleicht über eine Stunde, und ihn dann angesprochen, als er im Schatten bei dem Magnolienbaum an der 28. Straße zu meinem Aut o zurückging. Du erinnerst dich doch an den Hund dort? Er hat die ganze Zeit, als Danny im Hill Café war, gebellt, sagt Daigo.« Marino betrachtete mich einen Augenblick schweigend. »Schau, das ist genau, was ich sage. Du bist heute abend dorthin.«
    »Ja, bin ich.«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich, als er wegblickte. »Da s ist genau, was ich meine.«
    »Daigo erinnert sich, daß der Hund unaufhörlich gebellt hat.«
    Er sagte nichts.
    »Ich war vorhin dort, und der Hund bellt nicht, außer du kommst dem Grundstück sehr nahe. Dann dreht er durch. Verstehst du, was ich sage?«
    Seine Augen richteten sich wieder auf mich. »Wer sollte sich dort eine Stunde aufhalten, wenn ein Hund sich derartig aufführt? Ach komm, Doc.«
    »Nicht irgendein gewöhnlicher Mörder, wie du meinst«, antwortete ich, als mein Drink kam. »Darauf will ich ja hinaus.« Ich wartete, bis der Barmann uns bedient hatte, und nachdem er von unserem Tisch weggegangen war, sagte ich: »Ich glaube, Danny könnte einem professionellen Mordanschlag zum Opfer gefallen sein.«
    »Okay«. Er trank sein Bier aus. »Warum? Was zum Teufel hat dieser Junge gewußt? Es sei denn, er hatte mit Drogen zu tun oder mit irgendeiner Art von organisiertem Verbrechen.«
    »Er hatte mit Tidewater zu tun«, sagte ich. »Er wohnte dort. Er hat in meinem Büro dort gearbeitet. Er war zumindest am Rande mit dem Fall Eddings betraut. Und wir wissen, daß der Mörder von Ted Eddings sehr schlau war. Das lief auch nach einem wohldurchdachten, sorgfältigen Plan ab.«
    Marino rieb sich nachdenklich das Gesicht. »Du bist also überzeugt,

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