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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Umschlag hoch.
    »Okay, George«, sagte er zu dem jungen Mann. »Kommen Sie zurecht?«
    »Ja, Sir. Danke.«
    »Kommen Sie«, sagte Matthews zu mir. »Wir werden sie jetzt hier runterbringen und anfangen. Wissen Sie, wieviel Sie hier haben?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Wenn wir genug haben, können wir es hinkriegen, während Sie warten.«
    Hinter einer schweren Tür gingen wir nach links und hielten vor einem großen Kasten an, der die Strahlung an Händen und Füßen überprüfte. Wir erhielten grünes Licht und gingen zu einer Treppe weiter, die zum Labor für Neutronenradiographie führte, das sich in einem Untergeschoß mit Maschinenräumen und Gabelstaplern sowie großen schwarzen Tonnen befand. Sie enthielten niedrigstrahlenden Abfall, der darauf wartete, verladen zu werden. In beinahe jeder Ecke gab es eine Notfallausrüstung, und im Innern eines Käfigs war ein Kontrollraum. Am weitesten von alldem entfernt war der Raum für die Messung der niedrigen Hintergrundstrahlung. Er war aus dickem Beton und bestückt mit Fünfzig-Gallonen-Kanistern voll flüssigen Stickstoffs, Germaniumdetektoren und Verstärkern und Ziegeln aus Blei. Die Probenbestimmung war überraschend einfach. Matthews, der keine besondere Schutzkleidung außer Laborkittel und Handschuhen trug, legte das Stück mit dem Klebeband in eine Röhre, die er dann in einen sechzig Zentimeter langen Aluminiumbehälter steckte, der den Germaniumkristall enthielt. Schließlich stapelte er auf allen Seiten die Bleiziegel drumherum, um die Probe vor Hintergrundstrahlung abzuschirmen. Um den erforderlichen Prozeß in Gang zu setzen, war nur ein einfacher Computerbefehl notwendig, und dann fing ein Zähler am Kanister an, die Radioaktivität zu messen, damit er uns sagen konnte, um welches Isotop es sich handelte. Das war mir alles ziemlich fremd, denn ich war an geheimnisvolle Instrumente wie Elektronenrastermikroskope und Gas-Chromatographen gewöhnt. Dieser Detektor war jedoch ein ziemlich formloses Bleigehäuse, von flüssigem Stickstoff gekühlt, und schien keiner intelligenten Äußerung fähig.
    »Wenn Sie mir bitte noch diese Quittung unterschreiben würden«, sagte ich, »dann mache ich mich auf.«
    »Es könnte eine oder zwei Stunden dauern. Schwer zu sagen«, antwortete er.
    Er unterschrieb das Formular, und ich gab ihm eine Kopie. »Ich komme noch mal her, wenn ich bei Lucy vorbeigeschaut habe.«
    »Kommen Sie, ich werde Sie nach oben begleiten, um sicherzugehen, daß Sie keinen Alarm auslösen. Wie geht es ihr?« fragte er, als wir unbehelligt an Detektoren vorbeigingen. »Hat sie noch weiter am MIT studiert?«
    »Sie hat letzten Herbst dort ein Praktikum gemacht«, sagte ich. »Über Roboter. Wissen Sie, sie ist wieder hier. Für mindestens einen Monat.«
    »Das wußte ich nicht. Das ist ja wunderbar. Was hat sie belegt?«
    »Virtuelle Realität, glaube ich.«
    Matthews sah einen Augenblick verdutzt aus. »Hatte sie das nicht belegt, als sie hier studierte?«
    »Ich nehme an, das ist ein Fortgeschrittenenseminar.«
    »Vermutlich.« Er lächelte. »Ich wünschte, ich hätte in jedem Kurs wenigstens einen Studenten wie sie.«
    Lucy war womöglich die einzige Studentin an der UVA, die, ohne Physik im Hauptfach gehabt zu haben, bloß zum Spaß ein Seminar in Kernphysik belegt hatte. Ich ging nach draußen. Marino lehnte rauchend am Auto.
    »Und was jetzt?« sagte er und sah immer noch mürrisch drein. »Ich dachte, ich überrasche meine Nichte und gehe mit ihr essen. Du bist mehr als herzlich dazu eingeladen.«
    »Ich werde an der Exxon-Station unten an der Straße vorbeischauen und den öffentlichen Fernsprecher ausprobieren«, sagte er. »Ich muß einige Anrufe erledigen.«

Kapitel 12
    Er fuhr mich zur Rotunde, die strahlendweiß im Sonnenlicht leuchtete und mir von den Gebäuden, die Thomas Jefferson entworfen hatte, immer am besten gefiel. Ich schritt durch die Kolonnaden unter uralten Bäumen, wo Pavillons aus dem 19. Jahrhundert zwei Reihen eleganter Wohnbauten bildeten, die The Lawn genannt wurden.
    Hier zu wohnen galt als Belohnung für akademische Leistungen, doch manche hätten es als zweifelhafte Ehre empfunden. Duschen und Toiletten waren in einem anderen Gebäude weiter hinten untergebracht, die spärlich möblierten Zimmer waren nicht unbedingt auf Komfort ausgerichtet. Doch ich hatte nie eine Klage von Lucy gehört, denn sie hatte ihre Zeit an der UVA wirklich geliebt.
    Sie wohnte im West Lawn in Pavillon III mit den

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