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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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korinthischen Kapitellchen aus Carrara-Marmor, die in Italien fertiggestellt worden waren. Die hölzernen Fensterläden vor Zimmer 11 waren geschlossen, die Morgenzeitung lag immer noch auf der Fußmatte, und ich fragte mich, ein wenig verwundert, ob sie noch nicht aufgestanden war. Ich klopfte mehrmals an die Tür und hörte, wie sich jemand rührte. »Wer ist da?« kam die Stimme meiner Nichte. »Ich bin's«, sagte ich.
    Es folgte Schweigen, dann ein überraschtes »Tante Kay?«
    »Machst du endlich die Tür auf?« Meine gute Laune verflog schnell, denn Lucy klang nicht erfreut.
    »Einen Augenblick noch. Ich komme gleich.« Die Tür wurde entriegelt und ging auf. »Hallo«, sagte sie und ließ mich herein.
    »Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt.« Ich reichte ihr die Zeitung.
    »Oh, die ist für T. C.«, sagte sie. Das war die Freundin, der das Zimmer eigentlich gehörte. »Sie hat vergessen, sie abzubestellen, bevor sie nach Deutschland geflogen ist.« Ich betrat ein Apartment, das sich nicht sehr von dem unterschied, in dem ich letztes Jahr meine Nichte besucht hatte. Ein kleiner Raum mit Bett und Waschbecken und vollen Bücherregalen. Der Holzfußboden war blank, und an den Wänden hingen keine Bilder, bis auf ein Poster von Anthony Hopkins in Shadowlands. Lucys technische Vorlieben belegten Tische und Stühle. Ein Faxgerät und etwas, das wie ein kleiner Roboter aussah, standen auf dem Boden, ausgeschaltet. Zusätzliche Telefonleitungen waren installiert worden, die mit Modems verbunden waren, deren grüne Lichter blinkten. Aber ich hatte nicht den Eindruck, daß meine Nichte hier allein wohnte, denn auf dem Waschbecken lagen zwei Zahnbürsten, und eine Lösung für Kontaktlinsen stand da, sie trug keine. Beide Hälften des Doppelbetts waren zerwühlt, und darauf lag eine Aktentasche, die ich auch nicht erkannte.
    »Hier.« Sie nahm einen Drucker von einem Stuhl und plazierte mich dicht ans Feuer. »Entschuldige, daß alles so durcheinander ist.« Sie trug ein grell orangefarbenes UVA-Sweatshirt und Jeans, und ihr Haar war noch feucht. »Ich kann Wasser aufsetzen«, sagte sie sehr zerstreut.
    »Wenn du mir einen Tee anbietest, sage ich nicht nein.« Ich sah ihr aufmerksam zu, wie sie Wasser in einen Kocher goß und ihn an die Steckdose anschloß. Auf einer Kommode lagen FBI-Ausweise, eine Pistole und Wagenschlüssel. Ich entdeckte Aktenmappen und vollgekritzelte Zettel, und im Kleiderschrank hingen Sachen, die ich nicht kannte.
    »Erzähl mir von T. C.«, sagte ich.
    Lucy öffnete eine Teedose. »Sie studiert Deutsch im Hauptfach. Für die nächsten sechs Wochen ist sie in München. Und deshalb hat sie mir vorgeschlagen, hier zu wohnen.«
    »Das war sehr nett von ihr. Soll ich dir helfen, ihre Sachen zusammenzupacken oder dir wenigstens ein bißchen mehr Platz zu schaffen?«
    »Du sollst jetzt überhaupt nichts tun.« Ich schaute zum Fenster, da ich jemanden hörte. »Trinkst du deinen Tee immer noch ohne alles?« fragte Lucy. Das Feuer prasselte, und es überraschte mich nicht, als die Tür aufging und eine Frau hereinkam. Aber ich hatte nicht Janet erwartet, und sie mich ebensowenig.
    »Dr. Scarpetta«, sagte sie erstaunt und schaute dann Lucy an. »Schön, daß Sie vorbeigekommen sind.«
    Sie trug Duschsachen und hatte eine Baseballmütze über ihr nasses, fast bis auf die Schultern reichendes Haar gestülpt. In Trainingsanzug und Tennisschuhen sah sie hübsch und gesund aus und wie Lucy jünger, weil sie wieder auf dem Campus einer Universität war.
    »Setz dich zu uns«, sagte Lucy zu ihr, während sie mir eine große Tasse Tee reichte.
    »Wir waren joggen.« Janet lächelte. »Sie müssen meine Frisur entschuldigen. Und was führt Sie hierher?« fragte sie, nachdem sie sich auf den Boden gesetzt hatte.
    »Ich brauche Hilfe bei einem Fall«, sagte ich bloß. »Sind Sie auch in diesem Seminar über virtuelle Realität?« Ich schaute forschend in ihre Gesichter.
    »Ja«, sagte Janet. »Lucy und ich sind zusammen hier. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich Ende letzten Jahres nach Washington versetzt worden.«
    »Lucy hat es erwähnt.«
    »Ich bin der Abteilung für Wirtschaftskriminalität zugeteilt worden«, fuhr sie fort. »Kommunikationsvergehen.«
    »Was bedeutet das?« fragte ich.
    Darauf antwortete Lucy, die sich neben mich setzte. »Eingrif f ins Fernmelderecht. Wir haben die einzige Gruppe im Land mit Experten, die mit diesen Fällen umgehen können.«
    »Dann hat das FBI euch beide wegen dieser

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