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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Gruppe zur Fortbildung hierher geschickt.« Ich versuchte zu begreifen. »Aber irgendwie sehe ich noch nicht ganz ein, was virtuelle Realität mit Hackern zu tun haben könnte, die in größere Datenspeicher eindringen«, fügte ich hinzu.
    Janet schwieg. Sie nahm ihre Mütze ab und kämmte ihr Haar, wobei sie ins Feuer starrte. Ich sah ihr an, daß ihr sehr unbehaglich war, und ich fragte mich, wieviel davon mit den Ereignissen in Aspen während der Feiertage zu tun hatte. Meine Nichte ging zum Kamin und setzte sich mir gegenüber. »Wir sind hier nicht zur Fortbildung, Tante Kay«, sagte sie mit stiller Ernsthaftigkeit. »So soll es bloß für alle anderen aussehen. Ich werde es dir jetzt sagen, obwohl ich es nicht sollte, aber es ist zu spät für noch mehr Lügen.«
    »Du brauchst es mir nicht sagen«, sagte ich. »Ich verstehe schon.«
    »Nein.« Ihr Blick war eindringlich. »Ich möchte, daß du begreifst, was vorgeht. Ich gebe dir eine kurze, grobe Zusammenfassung. Letzten Herbst hatten Commonwealth Power & Light Probleme, als offenbar ein Hacker in ihr Computersystem eindrang. Die Versuche häuften sich manchmal waren es vier oder fünf am Tag. Aber es gelang ihnen nicht, den Hacker zu identifizieren, bis er Spuren bei einer Buchprüfung hinterließ, lange nachdem er sich Zugang zu den Informationen über Kundenrechnungen verschafft und sie ausgedruckt hatte. Wir wurden hinzugerufen und haben den Missetäter indirekt bis in die UVA verfolgt.«
    »Dann habt ihr den oder die Betreffenden noch nicht geschnappt«, sagte ich. »Nein«, meldete sich Janet. »Wir haben den Doktoranden befragt, dessen Ausweis benutzt wurde, aber er ist eindeutig nicht der Hacker. Wir haben Gründe, uns dessen ganz sicher zu sein.«
    »Die Sache ist die«, sagte Lucy, »es sind auch anderen Studenten hier Ausweise gestohlen worden, und der Übeltäter hat auch versucht, über den Universitätscomputer und einen Computer in Pittsburgh Zugang zu CP&L zu bekommen.«
    »Was heißt ›hat‹?« fragte ich.
    »Eigentlich verhält er sich in letzter Zeit ziemlich still, was es uns schwerer macht«, sagte Janet. »Wir haben ihn hauptsächlich im Universitätscomputer gejagt.«
    »Richtig«, ergänzte Lucy. »Wir haben ihn seit fast einer Woche nicht mehr im Computer von CP&L aufgespürt. Ich schätze, wegen der Feiertage.«
    »Warum sollte jemand so etwas tun?« fragte ich. »Habt ihr eine Theorie?«
    »Ein Power-Trip, und das ist nicht bloß ein Wortspiel«, sagte Janet.
    »Vielleicht damit er in ganz Virginia und den Carolinas die Lichter ein- und ausschalten kann. Wer weiß?«
    »Aber wir glauben, der Betreffende ist auf dem Campus und dringt übers Internet und eine andere Verbindung namens Telnet in ihren Computer ein«, sagte Lucy und fügte zuversichtlich hinzu: »Wir werden ihn schnappen.«
    »Darf ich fragen, was die Geheimniskrämerei bedeutet?« sagte ich zu meiner Nichte. »Warum hast du nicht einfach gesagt, ihr seid an einem Fall dran, über den ihr nicht sprechen könnt?« Sie zögerte, bevor sie antwortete: »Du gehörst zur Fakultät, Tante Kay.«
    Das stimmte, aber ich hatte gar nicht daran gedacht. Obwohl ich nur Gastprofessorin für Pathologie und Rechtsmedizin war, mußte ich einräumen, daß Lucy ganz recht hatte, und in gewisser Weise konnte ich es ihr auch nicht verdenken, daß sie mich noch aus einem anderen Grund da herausgehalten hatte. Sie wollte ihre Unabhängigkeit, besonders an diesem Ort, wo während ihrer ersten Semester alle gewußt hatten, daß sie mit mir verwandt war.
    Ich sah sie an. »Hast du deshalb letzte Nacht Richmond so überstürzt verlassen?«
    »Ich bin angepiepst worden.«
    »Von mir«, sagte Janet. »Ich bin von Aspen hergeflogen, hatte Verspätung und so weiter. Lucy hat mich vom Flughafen abgeholt, und wir sind hierher gefahren.«
    »Und hat es weitere Versuche während der Feiertage gegeben?«
    »Ein paar. Das System wird ständig überwacht«, sagte Lucy. »Wir sind keineswegs allein. Wir haben nur diesen Undercover-Job, damit wir ein bißchen handfeste Detektivarbeit leisten.«
    »Willst du nicht mit mir zur Rotunde gehen?« Ich stand auf, sie ebenfalls. »Marino dürfte mit dem Wagen zurück sein.« Ich umarmte Janet, deren Haar nach Zitrone roch. »Passen Sie auf sich auf, und besuchen Sie mich öfter mal«, sagte ich zu ihr. »Ich betrachte Sie als Familienmitglied. Es ist, weiß Gott, an der Zeit, daß ich etwas Hilfe bei der Betreuung von ihr hier bekomme.« Ich lächelte und legte

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