Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
kam er auf Lodrik zu, nahm ihn vorsichtig in die Arme. »Dir ist nichts passiert«, stellte er erleichtert fest und zog ein Zweihandschwert, das er wegen seiner enormen Kraft spielend leicht mit einem Arm führte; seinen Körper schützte eine schwere Rüstung. »Als ich gehört habe, was passiert ist, und sich keiner getraut hat, dich zu suchen, bin ich sofort losgezogen.« Kampflustig schaute er sich um. »Wo ist das Ungeheuer, das Tzulan gehört?«
    Soscha kehrte aus dem Gang zurück. »Es kommt!«, sagte sie zu Lodrik. »Und es ist schrecklicher als alles, was du dir vorstellen kannst, Bardric.« Krutor vermochte ihre Worte weder zu hören noch zu sehen, ihm fehlte die Gabe dazu.
    Lodrik zeigte keinerlei Regung. »Du unterschätzt mich. Ich habe zu viel gesehen, Zabranskoi.« Zu Krutor gewandt, sprach er: »Rasch, steige wieder hinauf, mein Sohn. Ich komme ...«
    Krutor senkte den grobschlächtigen Kopf. »Es nähert sich. Ich habe es genau gehört, Vater. Kämpfen wir gegen es?«
    »Nein«, entschied Lodrik zum Schein. »Wir gehen und füllen das Loch mit heißem Öl.« Er deutete auf den Schacht. »Hinauf mit dir!«
    »Du zuerst, Vater.«
    »Krutor!«
    »Du trägst keine Waffe, mit der du dich schützen kannst«, blieb er störrisch. Lodrik gab auf. »Du wirst meine Waffen sehen, Krutor tritt zurück.« Er schloss die Augen, konzentrierte sich,
    zwang die Magie dazu, sich seinem Willen zu beugen und
    dem, was schon lange tot und verrottend auf dem Grund des
    Lochs lag, Untotes Leben zu geben.
    Knochen fügten sich klackend aneinander, bildeten menschliche Skelette und fügten sich darüber hinaus zu neuen, unheimlich anzuschauenden Wesen mit vielen Rümpfen, Armen und mehreren Köpfen. Ihre vergilbten Kiefer mit den Zahnstummeln öffneten und schlössen sich hastig, suchten gierig nach Fleisch, in das sie sich bohren durften.
    »Sie sehen aus wie Nussknacker«, meinte Krutor leise, der bis an die Wand zurückgewichen war und das Heer, das sein Vater mit seinen unheimlichen Kräften erschuf, im Fackelschein betrachtete.
    »Du hast keine Angst vor ihnen, mein Sohn?«
    »Nein. Sie gehorchen dir doch«, erwiderte Krutor, klang aber nicht ganz ehrlich. Er war zu stolz zuzugeben, dass ihn die grausigen Krieger zumindest für den Anfang erschreckten. Wie eine Heerschar Insekten strömten sie, gelenkt von Lodriks Willen, in den Gang und suchten nach dem Feind, gegen den sie ihr Meister aussandte; kurz darauf hörten sie ein dumpfes Brüllen. Skelette und Ungeheuer waren aneinander geraten.
    Lodrik konzentrierte sich erneut, und unter dem Loch türmten sich weitere Gerippe zu einem stufenförmigen Podest, schraubten sich immer höher und erlaubten ihrem Meister, auf den Knochen wie auf einer Wendeltreppe nach oben zu steigen.
    »Wir gehen, Krutor«, sagte Lodrik, nahm ihn am Ärmel und leitete ihn weg vom Eingang der Behausung des Ungeheuers.
    »Es fegt deine Knechte zur Seite, Bardric«, sagte Soscha
    genüsslich. »Sie werden zwischen seinen Zähnen zermahlen, und mit jedem lächerlichen Hieb, den es nach so vielen hundert Jahren bekommt, wird es wütender. Es ist Schmerzen nicht mehr gewohnt.«
    Lodrik beeilte sich, seinen Sohn auf die ersten Stufen zu
    schieben. »Los, hinauf mit dir.« Wieder machte ihm Krutors Starrsinn einen Strich durch die Rechnung. »Du zuerst, Vater.« Dieses Mal wartete er nicht lange, sondern hob seinen Vater mit beiden Händen ganz vorsichtig an und stellte ihn auf den beinernen Treppenabsatz vor sich. »Geh. Ich
    ...«
    Hinter ihnen gab es einen peitschenartigen Knall, ein langer, schwarzer Schwanz zuckte heran und schlug den Sockel der Skeletttreppe in Stücke. Die Konstruktion geriet ins Wanken, der zweite Angriff brachte sie zum Einsturz. Vater und Sohn wurden unter den herabfallenden Gebeinen begraben.
    »Es ist da!«, rief Soscha aufgeregt. »Bardric, es ist da!«
    Lodrik lag eingeklemmt und hörte den Kampfschrei seines Sohnes, gefolgt vom zischenden Fauchen des Ungeheuers und dem hellen Klirren einer Klinge, als sie in zwei Teile brach. Dann brüllte Krutor laut.
    Runter von mir, befahl Lodrik den Knochen, und sie gehorchten. Greift das Ungeheuer an. Er richtete sich auf und starrte wie gelähmt auf das, was sich so groß wie eine Burg aus dem Gang in die Höhle geschoben hatte.
    Eine der vielen Klauen aber hielt den aus einer tiefen Schulterwunde blutenden Krutor gepackt. Kontinent Ulldart, Kensustria, Khömalin, Spätherbst im Jahr i Ulldrael des Gerechten (460 n. S.)
    "Tokaro

Weitere Kostenlose Bücher