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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gewählt und sich für das Wohl ihrer Heimat entschieden«, hielt Pashtak hart dagegen und blickte Tokaro ins Gesicht. Nun fühlte er sich provoziert; das Kreatürliche, Wilde in ihm kam durch die ungerechtfertigte Anschuldigung an die Oberfläche. »Akzeptiert, wie sie gehandelt hat, auch wenn Euch das Herz zu zerspringen droht. Mir ergeht
    es nicht anders.« Ihm stieg eine Ausdünstung in die Nase,
    welche ihm die Reaktion des jungen Ritters erklärte. »Die
    Zuneigung zu ihr macht Euch ungerecht, Tokaro. Das verzeihe ich.« Er stand auf, legte die Hand auf die Schulter des jungen Mannes. »Man sendet mir Nachricht, sobald deutlich ist, wie es mit Euch beiden weitergeht. Ich versuche zu erreichen, dass Estra und Ihr Euch sehen dürft.« Er lächelte, was bei seinem stattlichen Gebiss eher bedrohlich als freundlich aussah, doch der Ritter wusste es zu deuten.
    »Danke«, sagte er deutlich ruhiger und winkte, als Pashtak zur Tür hinausging und sich noch einmal umwandte. »Eines noch«, rief er ihm nach. »Richtet Gän aus, dass er sicherlich ein guter Diener Angors wird. Und schreibt Kaleiman von Attabo einen Brief, in dem Ihr mein Lob für Gän erwähnt.«
    Pashtak girrte. »Er wird sich freuen, das zu hören.«
    Krachend schlug der Eingang zu, die Riegel rutschten reibend in die Halterungen und machten es Tokaro unmöglich zu flüchten.
    Aber er wollte gar nicht flüchten, selbst wenn die Tür sperrangelweit offen stünde. Nicht solange die Nachricht über die geforderte Sühne nicht eingetroffen war oder Estra wie er in Kensustria saß. Er würde das Land nicht eher als sie verlassen, das schwor er sich.
    Zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, dass er tiefere Gefühle für sie hegte, und er fragte sich insgeheim, ob sie seine Zuneigung erwiderte. Und wie es enden würde. Nerestro und Belkala hatten ein schlechtes Vorbild abgegeben.
    Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda, Spätherbst im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten (460 n. S.) Es sah zugegebenermaßen schon merkwürdig aus.
    Auf der einen Seite der großen, gedeckten Tafel im Festsaal der Stadt saßen die zehn Kensustrianer, auf der anderen Seite standen Lorin, der Bürgermeister, Rantsila und sicherlich vierhundert Menschen, die als Zaungäste beim ersten Zusammentreffen der Vertreter der verschiedenen Kontinente dabei sein wollten.
    Jede Bewegung der Fremden wurde von den Bewohnern Bardhasdrondas mit großen Blicken und leisen Bemerkungen begleitet. Die angeborene und verlangte Zurückhaltung der Kalisstri geriet ins Hintertreffen. Die Gäste waren einfach zu anziehend.
    »Ist nichts dabei, das Euch schmeckt?«, erkundigte sich Lorin zuvorkommend. Die Kensustrianer betrachteten die dargebotenen Köstlichkeiten. Noch hatte keiner von ihnen Anstalten gemacht, sich etwas aus der Fülle zu wählen, die in aller Eile und dennoch mit viel Sorgfalt gekocht worden war.
    »Wir nicht kennen alles«, bemühte sich Simar, wie sein Name lautete, um eine unverfängliche Antwort.
    »Wir nicht gewöhnt fremdes Essen. Und nicht.. « Hilflos deutete er auf die dampfenden Schüsseln und Tabletts.
    »Hören wir auf, sie wie blaue Kaninchen anzustarren. Ich habe Hunger«, sagte der Bürgermeister und setzte sich unerschrocken Simar gegenüber. »Los, werte Herren und Damen«, forderte er seine Begleiter auf. »Nehmt Platz und esst
    von den leckeren Dingen, ehe sie kalt werden.«
    Zögernd kamen die Ratsmitglieder seiner Aufforderung nach, und die Lücken schlössen sich sofort wieder hinter ihnen. Lorin hatte ihnen mehrmals versichert, dass die Kensustrianer trotz des seltsamen Aussehens keine Gefahr bedeuteten. Ganz geheuer waren ihnen die Menschen mit den grünen Haaren, den bernsteinfarbenen Augen und der sandfarbenen, wie Bronze schimmernden Haut deswegen nicht. Falls es überhaupt Menschen waren.
    »Wollt Ihr lieber in die Küche gehen und selbst nach etwas schauen, was Euch zusagt?«, schlug Lorin vor und winkte eine Magd herbei.
    Simar nickte und bedeutete einem Kensustrianer, ihr zu folgen. »Danke.« Er goss sich Wasser in sein Glas. »Schweres Wetter«, versuchte er, eine Unterhaltung zu beginnen. »Karte weg, gegangen mit Welle und falsche Sterne. Nicht wie bei uns. Schiff falsch geführt. Nicht Ulldart und nicht Kensustria.«
    Lorin bemerkte, dass Sintjop auf die deutlich sichtbaren Eckzähne des Kensustrianers stierte. Das leise Getuschel in seinem Rücken zeigte ihm, dass die anderen Mitbürger die kräftigen Gebisse ebenfalls bemerkt hatten.
    »Ihr seid weit von

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