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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ritt, bis wir dort sind.«
    Hankson behielt Recht. Die Varia bewies ihre Tauglichkeit einmal mehr, trotzte den ungünstigen Winden und kämpfte sich stampfend in den Hafen vor, in dem bereits ein leicht beschädigter Segler lag, der wohl ebenfalls vor dem Unwetter Schutz gesucht hatte.
    Torben kannte die Gässchen am Kai von Samtensand. Hier befand sich einer von insgesamt vier Punkten, an denen Perdor Nachrichten für ihn hinterließ, um ihn auf Geschehnisse aufmerksam zu machen oder Nachforschungen zu erbitten. Auf das Begehr des Königs hatte er sich sofort eingelassen. Er war ein Freibeuter, ein Abenteurer, dem ein langweiliges Leben zuwider war. Das bedeutete nicht, dass er ruhige Stunden nicht immer mehr zu schätzen wusste, vor allem zusammen mit Varia. Doch der Schaukelstuhl durfte noch warten.
    Inzwischen goss es wie aus Kübeln, das Wasser floss fingerdick über das Deck, und trotz der widerstandsfähigen Teerjacken wurde den Männern im Freien ungemütlich.
    »Bei allen tausend Tiefseeungeheuern! Das ist das Schiff des Prunkseepferdchens!«, schrie Froodwind, und seine Hand legte sich an das Messer an seinem Gürtel. »Der kommt mir gerade recht. Ich werde ihm die Knöpfe von der Jacke schneiden und das Fleisch darunter gleich dazu«, grollte er erwartungsvoll.
    »Wir stellen ihn zur Rede und hören, was er zu sagen hat.« Torben hielt dem wütenden Blick des Rogogarders stand. »Ich habe nichts gegen ihn. Mit mir hat er keine Händel, und ich bin ehrlich gespannt, seine Worte zu hören.« Einer der fremden Matrosen murmelte eine Drohung und spie aus, da packte ihn Torben, rammte ihn hart gegen den Großmast. »Niemand wird sich an den Palestanern vergreifen,
    verstanden?« Der Matrose nickte und wich dem Blick der
    graugrünen Augen aus.
    Die Dharka ankerte im Hafenbecken, die Beiboote wurden besetzt, und die Mannschaft ging bis auf die Schiffswache an Land, um sich in den Gasthäusern von Samtensand die Nacht zu vertreiben.
    »Keine Schlägereien«, gab Torben die Parole aus. »Schickt mir einen Boten, sobald ihr die Palestaner gefunden habt. Ich bin im Spundloch.« Den Hut tief ins Gesicht gezogen, lief er durch den peitschenden Regen. Sattes gelbes Licht flutete durch die dicken Butzenscheiben der Häuser auf das schlechte Pflaster der Straße und beleuchtete seinen Weg; der Qualm der Öfen lag schwer in der Luft. Es war kein Wetter, um sich lange im Freien herumzutreiben.
    Torben bog in das erste Sträßchen neben dem Betrieb der Trankocher ab und trat kurz darauf in den verräucherten Schankraum der beliebten Kaschemme. Den durchnässten Mantel warf er an den Nagel neben der Tür.
    »Herr Wirt, eine Runde für alle, die mit mir auf Rogogard trinken wollen!«, rief er und schüttelte den Hut aus. Er erntete Beifall, Pfiffe und lautes Trommeln von den zahlreichen Besuchern, während er sich einen Weg durch sie bahnte, um zum Tresen zu gelangen.
    Der Wirt, ein Mann wie ein Baum mit halber Glatze und einem dunklen und so dichten Vollbart, dass Vögel darin nisten konnten, grinste und reichte ihm die Hand. »Immer, wenn ich deine Stimme höre, Torben, freuen sich mein Herz und mein Beutel.« Er langte unter sich und zog einen in Wachstuch eingeschlagenen Brief hervor. »Der kam heute
    Morgen. Sonst ist nichts für dich da.« Er stellte alle Gläser
    auf das Holz, nahm ein Fässchen und schenkte eine Runde aus, wie es Torben gewünscht hatte.
    »Danke, Walgar.« Er öffnete den Brief und staunte nicht schlecht. Perdor hatte ihm den Auftrag erteilt, Verhandlungen mit den Tzulandriern auf den turitischen Iurdum-Inseln aufzunehmen. »Damit sehe ich Varia viel später als vorgesehen«, ärgerte er sich, und es wurmte ihn noch mehr, dass sich die Fremden anschickten, zu gefürchteten Piraten zu werden. Dabei hatte er gedacht, sie hätten alle von ihnen erwischt. »Denen werden wir das Wildfischen schon abgewöhnen. Wenn einer Schiffe entert, sind wir das.« Den Blick auf die Zeilen geheftet, tastete er nach seinem Glas und hielt es in die Luft. »Auf Rogogard!«
    Die Gäste des Spundlochs wiederholten den Trinkspruch wie ein Mann. Für die Dauer eines Blitzschlags wurde es leise in der Schänke, weil alle mit Schlucken beschäftigt waren. Und genau in diese Stille hinein erklang der deutliche Ruf einer hellen Stimme: »Und auf Palestan!«
    Torben senkte den Brief, drehte langsam den Kopf und blickte nach links, wo ein sehr junger Mann in der eigentümlich mit Verzierungen überladenen Uniform eines

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