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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Stuhl. Puaggi plumpste wenig elegant auf das Holz. »Ich trinke mit Euch auf das Wohl Palestans«, bot er an. »Schwört mir, dass es keine Absicht von Euch war, den Rogogarder zu versenken.«
    Puaggi runzelte verständnislos die Stirn. »Aber sicher war es Absicht«, hielt er dagegen. »Entweder er oder ich.«
    »Dann schwört, dass Ihr dachtet, er wolle Euch aufbringen.«
    »Hatte er etwas anderes vor?« Er schaute Torben an. »Dann gebe ich Euch ein Beispiel: Wie sähe es für Euch aus, wenn ein Mann mit gezogenem Säbel auf Euch zustürmte? Was würdet Ihr tun? Abwarten?«
    »Ich würde mich verteidigen«, gab ihm Torben Recht.
    »Danke, dass Ihr es genauso seht.« Puaggi stieg
    vermittelt in die Höhe, zog sein Rapier und wehrte den heranfliegenden Schlag ab. Die gegnerische Klinge krachte in
    die Tischplatte und steckte fest. Die Hälfte der Gläser fiel herab und zerschellte auf dem Boden, der Branntwein versickerte in den Ritzen.
    Das alles geschah so schnell, dass Torben etwas länger brauchte, um zu verstehen. Neben ihm stand ein schäumender Froodwind, zerrte mit beiden Händen am Griff des Schwertes und versuchte, es herauszuziehen. »Froodwind, du kleinhirniger Wattwurm!«, polterte er los. »Ich sagte, dass niemand einen Palestaner anrührt.«
    »Ich wollte ihn aufspießen, nicht anrühren«, knurrte Froodwind. »Du hast mir nichts zu sagen, Rudgass, du bist ein Kapitän, mehr nicht. Auf deine Berühmtheit scheiße ich.«
    Als sich die dünne, scharfe Klinge des palestanischen Rapiers auf seinen Kehlkopf legte, verstummte Froodwind und wagte nicht mehr, sich zu bewegen. »Und was sagtet Ihr bezüglich der Rogogarder, Kapitän Rudgass?«, erkundigte sich Puaggi zuvorkommend, seine Waffe betont lässig haltend. »Dürfen die auch nicht angerührt werden, oder habe ich freie Hand?«
    Jetzt staunte Torben über die Kühnheit des Palestaners, der genau wusste, dass er im Spundloch bei einem echten Kampf gegen eine vernichtende Übermacht antreten müsste. »Das ist der Kapitän, dessen Schiff Ihr versehentlich versenkt habt.«
    »Dann nehmt meine Entschuldigung an, falls Ihr nicht vorhattet, uns anzugreifen. Das Königreich Palestan wird selbstverständlich eine Entschädigung für die Verluste an Material und Männern bezahlen.« Er zog das Rapier zurück und verstaute es in der Hülle. »Und falls Ihr versucht hattet. mein Schiff aufzubringen, lasst es Euch eine Warnung für
    unser nächstes Zusammentreffen sein.« Es begann mit einem Glucksen, das aus Torbens Mund drang. Daraus wurde ein Lachen, das immer lauter wurde, bis das ganze Spundloch einstimmte und die gefährliche
    Spannung, die sich aufgebaut hatte, wieder wich.
    Torben nahm sich ein Glas. »Auf Palestan und den ersten echten palestanischen Mann, dem ich begegnen durfte!«, rief er. Zahlreiche Hände langten von allen Seiten nach den übrigen Gläsern. Puaggi wurde gelobt, und in der Kaschemme ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Froodwind verzichtete auf weitere Angriffe oder Erklärungen. Er ließ den Zwischenfall auf sich beruhen und hob stattdessen an, sich zu betrinken.
    Puaggi schien erleichtert, dass er dem Branntwein nicht allein überlassen worden war. »Ihr seid der legendäre Torben Rudgass«, sagte er, und der Alkohol rötete das spitze Gesicht. »Bei allen Falschmünzern, hätte ich das vorher gewusst, wäre ich nicht ganz so unverschämt gewesen!«
    »Was ich sehr bedauert hätte.« Torben grinste ihn an. »Ihr seid eine rühmliche Ausnahme, Puaggi.« Er prostete ihm zu. »Also, was sollte das vorhin mit den Tzulandriern und der Flotte? Erzählt mir davon.«
    Der Palestaner berichtete in aller Ausführlichkeit vom unverhofften Zusammentreffen mit den vermeintlich vernichteten Gegnern und wie er ihnen entkommen war. »Ich habe König Perdor und den Kaufmannsrat davon unterrichtet«, schloss er.
    »König Perdor weiß es schon. Ich bin in seinem Auftrag unterwegs, um mit den Tzulandriern über einen Abzug zu verhandeln«, offenbarte er ihm und fragte aus einer Eingebung heraus: »Hättet Ihr Lust, mich dabei zu unterstützen?
    Die Erhabenheit scheint ein gutes Schiff zu sein. Sie hat
    einen guten Commodore.«
    »Ich bin kein Commodore, ich muss noch einiges lernen.«
    Torben setzte sein breitestes Grinsen auf und ließ die Goldzähne blitzen. »Dann lernt, indem Ihr etwas tut. Es wäre das erste gemeinsame Unterfangen zwischen Palestanern und Rogogardern. Bedenkt, welch gute Wirkung es für den restlichen Kontinent

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