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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wird abreisen.«
    »Vielen Dank, Großmeister. Angor segne Euch«, knurrte
    Tokaro, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich, ohne zu zögern, um rasch zu Pashtak und Estra zurückzukehren, die bereits das Stadttor erreicht hatten. Wenigstens er würde bleiben. Doch seine Nachricht über den Abzug der Ritter drückte die Laune der anderen noch mehr. »Weshalb bist du noch hier?« Estra sprach wieder mit ihm.
    »Deinetwegen«, sagte er. »Du bist die Tochter des Mannes, dem ich mehr als mein Leben schulde, und ich werde alles tun, um dein Leben zu beschützen.«
    Erkundend blickte sie in seine blauen Augen. »Ist das alles, Tokaro?«, fragte sie leise, aber fest; ihre Stimme verriet, dass sie sich wünschte, noch einen weiteren Grund zu erfahren. Doch den Gefallen tat er ihr nicht. Noch nicht. »Ja, das ist alles, Estra«, gab er zurück. »Ich würde für dich sterben. Ist das nicht genug?«
    »Du würdest für mich sterben, weil ich die Tochter eines großspurigen Ritters bin«, korrigierte sie ihn und wandte den Kopf nach vorn. »Nicht wegen meiner selbst«, raunte sie. Er biss sich auf die Lippen, um zu verhindern, dass ihm das Geständnis seiner Liebe und damit die Wahrheit herausschlüpfte. Nicht hier und nicht vor aller Augen und Ohren. Die Abordnung verließ Ammtara mit bangem Gefühl.
    Pashtak wurde beinahe übel von den intensiven Angstgerüchen um ihn herum; darein mischte sich völlig unpassend das Odeur von Tokaro, dem die Zuneigung für die Inquisitorin aus allen Poren drang, und auch Estra umgab sich mit einer Wolke aus Lockstoffen. Mochten die beiden jungen Menschen sich noch so sehr angiften, es gab Zeichen, die
    gegenteilige Gefühle verkündeten. Dabei war es ein äußerst
    unpassender Zeitpunkt für eine Balz.
    Die kensustrianischen Wächter hielten sie auf halber Strecke an. Sie rochen seltsam und vor allem kein bisschen nach Furcht. Selbst bei der Schlacht von Taromeel, so fiel es Pashtak nebenbei ein, hatte er nicht einmal den Geruch kensustrianischer Furcht in die Nase bekommen.
    »Wir möchten zu Eurem Anführer«, bat er den Mann, der ihm wie die zehn weiteren Wächter den Speer entgegen reckte und sie am Weitergehen hinderte.
    »Er ist auf dem Weg hierher«, lautete die knappe Erwiderung, die Spitze wurde nicht gesenkt. »Ihr werdet warten müssen.«
    Während sie sich ins Warten fügten, hörten sie hinter sich das Rasseln von vielen schweren Rüstungen. Pferdehufe klapperten, und kurz darauf ritten die Hohen Schwerter aus dem Portal und bogen nach Norden ab. Die Kensustrianer machten keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Sie hatten mit dieser Angelegenheit nichts zu schaffen.
    Schließlich schob sich ein Krieger mit einem silberverzierten Helm durch die Reihen der Wächter. Das kalte polierte Metall bildete einen harten Kontrast zu der sandfarbenen Haut und den bernsteingleichen Augen.
    »Ich bin Waisül.« Er schaute über Pashtak hinweg zu den Karren, auf denen die Leichen seiner Landsleute lagen. »Was ist geschehen?«, erkundigte er sich in einem nüchternen Ton und klang zur Erleichterung aller nicht danach, als würde er auf der Stelle den Sturm auf Ammtara befehlen.
    »Wir sind dabei, die Ereignisse zu untersuchen, Waisül, und wir haben, das schwöre ich bei meinem Leben, nichts
    mit der Ermordung der Delegation zu tun«, beteuerte Pashtak und legte das Wenige dar, was sie bislang wussten.
    Als er endete, sagte Waisül: »Es wurde kensustrianisches
    Blut vergossen, und wir verlangen, dass diejenigen, welche die Waffen führten, gefunden und an uns ausgehändigt werden. Wir werden über ihre Leben beschließen.«
    »Was wird mit dem Angriff auf Ammtara?«, fragte Pashtak vorsichtig.
    »Könnt Ihr uns zumindest sagen, was hinter dem Ultimatum steckt und welche Bedeutung der Name unserer Stadt in Eurem Land hat? Ist er so grässlich und schrecklich, dass Ihr deswegen Unschuldige vernichten müsst?«, ergänzte Estra mit klopfendem Herzen. Sie fürchtete, dass ihre kensustrianischen Wurzeln von Waisül erkannt wurden.
    Waisül verzog nicht einmal das Gesicht, er zeigte nicht die kleinste Reaktion; selbst der Tod der Krieger und Priester ging ihm nicht nahe. »Ich kann Euch keine Antworten auf Eure Fragen geben«, meinte er abweisend. »Mein Befehl lautet, die Stadt notfalls mit Gewalt einzunehmen und sie dem Erdboden gleichzumachen, wenn die Forderungen nicht erfüllt werden.« Er ging an ihr vorbei zum Wagen, winkte einige der Wächter zu sich und wies sie an, die toten Krieger

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