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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fechtenden Männer sah, ließ er die Zügel los und dirigierte sein Reittier allein mit dem Druck seiner Schenkel und indem er sein Gewicht verlagerte.
    »Zurück mit euch, Gesindel!«, donnerte er. »Ihr habt es gewagt, euch mit den Hohen Schwertern anzulegen, und ihr werdet sehen, dass es keine Gnade für jeden gibt, der seine Waffe nicht auf der Stelle wegwirft.«
    Die Räuber achteten nicht auf seine Drohung. Sie hatten die Vorhut, die aus kaum gepanzerten Knappen bestand, beinahe vollständig überwältigt und glaubten an einen raschen Sieg. Erst als sie am Funkeln der polierten Rüstungen erkannten, welche Gegner auf sie eindrangen, schwand ihre Zuversicht. Sie versuchten, in das Dornendickicht am Wegesrand zu entkommen.
    »Folgt ihnen nicht«, befahl der Großmeister. »Steckt die Büsche an und lasst das Feuer ihre Deckung rauben.« Er steckte die aldoreelische Klinge weg, nahm sich eine Fackel von einem Wagen und schleuderte sie mit einem kraftvollen
    Wurf in die Wildnis. Kurz danach tanzten an dieser Stelle die
    ersten Flämmchen.
    Das Schnauben eines Pferdes machte ihn und Zamradin auf die neuen Gegner in den blutroten Rüstungen aufmerksam, die sich in einer langen Linie gespenstisch lautlos auf der Straße formiert hatten. Die Lanzenspitzen waren nach oben gereckt, und die kurzen Wimpel mit der aufgemalten Feuersäule flatterten verkündend im Wind, den die heiße Luft des sich immer schneller ausbreitenden Brandes verursachte.
    Kaleiman zog sein Schwert ein zweites Mal in dieser Nacht. »Gebt Acht. Sie tragen Handbüchsen bei sich«, warnte er die Ritter, die sich rechts und links neben ihm einfanden, um sich den Tzulani entgegenzustellen und die Wagen zu verteidigen.
    »Ihre Rüstungen zeigen viele schadhafte Stellen und sind ungepflegt«, berichtete Zamradin und schloss das Visier seines Helms. »Ich glaube nicht, dass es echte Angehörige des Tzulan-Ordens sind. Sie würden es nicht wagen, so schäbig daher zu kommen und darin gegen uns anzutreten.« Seine Stimme klang dumpf unter dem Metall hervor. »Da stehen ein paar verdammte Dicktuer und hoffen, dass wir unsere Rüstungen vor Angst beschmutzen.«
    »Ich habe eben das Gleiche gedacht, Seneschall«, sagte Kaleiman, ohne den Blick von den zwanzig Berittenen zu wenden, die ihnen den Weg versperrten und sich nicht rührten. »Einfache Kaufleute mögen sich vom Anblick täuschen lassen und ihnen freiwillig die Ware überlassen.« Er hob die Hand mit dem Schwert, stellte sich in die Steigbügel, damit ihn alle sehen konnten. »Aber wir nicht!«
    Ruckartig senkte
    er den Arm, hielt ihn waagrecht vom Körper weg und gab
    seinem Pferd zu verstehen, dass es angaloppieren sollte.
    Mit ihm setzten sich die Ritter in Bewegung, dahinter folgten ihnen in geringem Abstand diejenigen Knappen, die vor dem Aufbruch aus Ammtara keinen bestimmten Wagen zugeteilt worden waren. Jetzt feuerten die Feinde ihre Handbüchsen ab, ritten ebenfalls los und warfen sich todesmutig gegen die Hohen Schwerter.
    Die Reihen prallten zusammen und verschmolzen miteinander. Das Krachen geborstener Lanzen und brechender
    Schilde und das Klappern der Rüstungen war überlaut in der ansonsten ruhigen Nacht zu hören. Dass es sich wirklich nicht um fanatische Tzulani, sondern um anmaßende Wegelagerer handelte, erkannten Kaleiman und sein Gefolge daran, dass sich die Gegner nach dem ersten Kräftemessen sehr schnell zurückzogen. Sie ließen es erst gar nicht auf große Verluste ankommen. Von den zwanzig Feinden blieben sieben tot auf der Straße liegen. Ein paar Verwundete schleppten sich ächzend auf die Seite des schützenden Moors, die nicht brannte, und diejenigen, die sich im Sattel gehalten hatten, suchten ihr Heil vor den treffsicheren Klingen der Ritter in der Flucht. Der Orden Angors dagegen beklagte einen einzigen Toten, dessen Visier von einer Kugel durchschlagen worden war und für den jede Hilfe zu spät kam. Ansonsten gab es kleinere Verletzungen zu verbinden, die in erster Linie von den verhassten, unehrlichen Schusswaffen angerichtet worden waren.
    »Die Büchsen sollten verboten werden. Ich muss mit Perdor bei unserem nächsten Treffen unbedingt darüber sprechen. Sie sind zu gefährlich und machen jeden kleinen Gauner zu einer Bedrohung für einen aufrechten Kämpfer, der
    sein Handwerk in vielen Jahren erlernen musste.« Kaleiman schaute wütend auf den zerstörten Helm des Mitstreiters, unter dem das Blut hervor rann und die Ziselierungen der Rüstung ausfüllte. Doch

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