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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kalisstron aufbrechen.«
    »Ihr schickt unsere Kleine ins Land der Leiselacher?«, staunte Fiorell. »Es geht uns eigentlich nichts an, was sich dort zuträgt. Wir sollten uns vielmehr darum kümmern, dass es mit der Universität vorangeht und wir endlich neue Anwärter finden, in denen Magie schlummert. Am Ende kommen die Tzulandrier doch auf den Gedanken, uns anzugreifen, und wir stehen mit leeren Händen da.«
    Perdor betrachtete ihn aus schmalen Augen. »Das ist genau die Art von Einstellung, die uns auf Ulldart all das Unglück gebracht hat: nicht hinsehen und sich um den eigenen Kram kümmern.« Er nahm Fiorell den Stapel Briefe aus der Hand. »Lorin hat uns genau beschrieben, was vorgefallen ist, und das schreit danach, von einer Gelehrten wie Soscha untersucht zu werden. Diese Steine sind irgendwelche uralten Eier, Fiorell, und nur die Götter haben eine Vorstellung, wer oder was sie hinterlassen hat.« Mit einem gezielten Griff holte er das Schreiben Lorins aus der Menge der Schriftstücke und überflog es ein fünftes Mal, las die Beschreibungen der Getöteten und die Umstände ihres Todes. »Es führt kein Weg daran vorbei«, entschied er neuerlich. »Wir müssen mehr darüber herausfinden, um den Menschen in Hardhasdronda beizustehen.« Er beobachtete, wie die Tzulandrier an Bord ihrer Bombardenträger gingen. Die Geschützt
    blieben ausgefahren und in Feuerbereitschaft. »Sonst kommt
    es eines Tages zu uns.«
    »Oder es ist bei uns, aber keiner hat es bislang bemerkt«, ergänzte Fiorell und hoffte, dass sich zu den vielen kleinen Katastrophen nach dem Krieg nicht die nächste größere mit dem Nachbarkontinent anbahnte. »Neues von unserer namenlosen borasgotanischen Kabcara?«
    »Sie hat inzwischen einen Namen erhalten. Sie nennt sich seit der Thronbesteigung Elenja die Erste und hat sich leidlich verschleiert in der Öffentlichkeit gezeigt«, erklärte Fiorell. »Angeblich ist sie von einer schweren Hautkrankheit entstellt und möchte den Untertanen ihren Anblick ersparen.« Er hob ein Steinchen vom Strand auf, nahm etwas Anlauf und warf es mit Schwung, sodass es weit über die Wellen hopste, ehe es versank. »Ich glaube ja beinahe, dass sich darunter ein Mann verbirgt«, meinte er grinsend. »Unser guter Raspot hat womöglich nicht zugeben wollen, dass seine Vorlieben anders ausgerichtet waren.«
    »Unsinn«, brummte Perdor. »Besteche eine Kammerzofe, unternimm irgendetwas, um das Rätsel zu lüften. Ich befürchte Schlimmes.«
    »Sie ist auf alle Fälle nicht so wahnsinnig wie Raspot. Sk' hat sich für die Gräueltaten ihres Gatten entschuldigt, den Familien großzügig Entschädigungen gezahlt und versprochen, das Land nach einem ähnlichen Vorbild regieren wie Tarpol. Sie hat sich sogar mit Norina zu einem Treffen der Kabcaras verabredet.«
    Perdor sagte nichts. Er dachte bei der Nennung der herrschenden Frauen sogleich an Aljascha Bardric, die sich Kostromo in einem Staatsstreich unter den Nagel gerissen hatte. Kein Zweifel, es tat sich einiges auf Ulldart. Aber nicht alles sah danach aus, als endete es zwingend gut. »Beten wir zu Ulldrael, dass er uns beisteht«, meinte er entmutigt und schaute zu, wie Fiorell das nächste Steinchen über das Wasser hüpfen ließ.
    Dieses Mal war der Flug vollkommen. Es sprang und sprang und wollte gar nicht mehr aufhören, bis es mit einem vernehmlichen Geräusch gegen die Bordwand des rechten Bombardenträgers prallte. Die Schiffswache schaute sofort herüber an den Strand und schrie, was einer Alarmierung nicht unähnlich war.
    »Vortrefflich gemeistert, Fiorell. Was auch immer gleich geschieht«, rief Perdor, trat dem Hofnarren vors Schienbein und rannte den Strand hinauf, »du trägst die Schuld daran.«
    Humpelnd und schimpfend folgte Fiorell ihm.
    Kontinent Ulldart, Königreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Herbst im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten (460 n.S.)
    Norina schnitt den flachen Kuchen eigenhändig an und ließ es sich nicht nehmen, ihrer Besucherin Tee einzugießen. Dann schob sie ihr den Ständer mit der Kirschmarmelade hinüber und stellte das Kuchenstück vor sie. »Ich wollte Euch
    mein Beileid zum Tod Eures Gemahls aussprechen«, sagte sie. Sie war gespannt, wie die Unterhaltung verlaufen würde - und noch mehr darauf, wie die Besucherin trotz des Schleiers trinken und essen wollte. Elenja die Erste, Kabcara von Borasgotan und trauernde Witwe, schaute vermutlich in ihre Richtung, als sie sich für
    die Bekundung bedankte.
    Mit Sicherheit sagen

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