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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unschlüssig wartete. »Haltet Euch an ihn. Er ist zwar noch jung, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er wird mir eine gute Vertretung sein, solange ich den Tzulandriern folge.« Er zwinkerte Perdor zu. »Und er ist ein Verwandter des palestanischen Königs. Ihr hättet gute Beziehungen zum Hof.«
    »Ais ob ich das nicht wüsste«, lächelte Perdor. »Ich verstehe Euch, Torben.«
    Puaggi überwand seine Zurückhaltung und gesellte sich zu ihnen, verbeugte sich unpalestanisch dürftig, aber dennoch nicht weniger hochachtungsvoll vor dem Herrscher. »Es ist leicht zu erraten, über was Ihr eben miteinander gesprochen habt«, eröffnete er die Unterhaltung. »Ich möchte werden.«
    »Und schon sind wir unseren neuen Helden wieder los«, kommentierte Fiorell. »Das ist es eben, was einen Helden ausmacht: Sie fühlen sich zu den größten Abenteuern berufen.«
    »Wir werden gegen eine Flotte von einhundert Schiffen ausziehen«, sagte Torben ernst. »Es ist eine Sache, gegen eine starre Festung anzukämpfen, aber eine andere, gegen die Segler der Tzulandrier anzutreten. Sie sind schnell und wendig, die Offiziere verstehen ihr Handwerk, Commodore«, legte er Puaggi dar, sah aber am Ausdruck des spitzen Gesichts, dass die Herausforderung für ihn nun nur noch größer war. Lachend hielt er ihm die Hand hin. »Ich höre ja schon auf, Euch ins Gewissen reden zu wollen. Schlagt ein, Commodore, und wir besiegeln zum zweiten Mal ein Bündnis zwischen Rogogard und Palestan.«
    Puaggi ergriff Torbens Hand. »Ich mache mir damit keine Freunde in meiner Heimat, und meine Verlobte wird das Eheversprechen aufheben, wenn sie davon erfährt. Doch ich bin dabei.« Hatte er eben noch voller Humor gesprochen, änderte sich nun sein Tonfall, wurde ernsthaft. »Es ist mir eine Ehre, Kapitän Rudgass, mit Euch zusammen zu segeln.«
    »So müsste es überall auf Ulldart zugehen«, seufzte Fiorell. »Ehemalige Feinde schütteln sich die Hände und achten einander.« Er blinzelte Perdor zu. »Das müssten wir dann ebenso tun, nicht wahr, Majestät? Oder habt Ihr mir die unzähligen Foppereien verziehen?«
    »Eines Tages, geschätzter Fiorell, wirst du aufwachen und feststellen, dass ich mir für dich eine ganz besonders boshafte Form der Rache ersonnen habe, mit der ich es schaffe, dir an einem einzigen Tag alles heimzuzahlen, was du mir fit; den letzten Jahren angetan hast. Möglicherweise singst du zwei Oktaven höher«, gab er zurück den Schlechtgelaunten vortäuschend. »Ich wünsche dir viele schlaflose Nächte, in denen du dich aus Angst vor diesem Tag in deinem Bett umher wälzt.«
    Torben und Puaggi lachten und verabschiedeten sich von
    König und Hofnarr, die Delegation löste sich auf.
    Die kensustrianischen Priester blieben absichtlich auf Abstand zu den anderen Menschen. Sie fürchteten, dass sie wegen der Belagerung und des bevorstehenden Angriffe auf Ammtara Vorhaltungen gemacht bekämen.
    Perdor hatte es aufgegeben, sie deswegen anzusprechen. Sie verrieten weder den Grund, noch ließen sie mit sich verhandeln. Es sei eine Sache zwischen Kensustria und der Freien Stadt, die sich von allen anderen Königreichen losgesagt habe, meinten sie.
    Dummerweise hatten sie Recht. König Bristel von Türis gestattete Ammtara die vollständige Unabhängigkeit, solange die Abgaben für den Grund und Boden entrichtet wurden. Und zu gern hätte Perdor gewusst, warum die Gelehrten ihre Macht mit den Priestern teilten und diese sich benahmen, als seien sie die Alleinherrscher. Kensustria blieb ihm ein Rätsel.
    »Schicken wir Soscha nach Ulsar, Majestät?«, wollte Fiorell wissen, weil er gerade mit der letzten Korrespondenz beschäftigt war, die er in einem Lederbeutel mit sich trug. Er schwenkte den Brief, der Norinas Handschrift trug. »Es klingt wirklich nicht sehr gut. Ich mache mir Sorgen, dass Lodrik, der das fröhliche Gemüt einer Trauerstatue besitzt,
    vor lauter Gram und schlechter Laune etwas zu seiner Ablenkung ausheckt, das uns allen nicht gut bekommt.«
    »Das mag sein. Soscha hat mir zwar gesagt, dass sie sich weigert, noch einmal in die Nähe des Mannes zu gehen, der
    ihr die Kindheit raubte, aber sie muss es tun. Ich teile deine und Norinas Besorgnis.« Perdor erinnerte sich an den bleichen, ausgemergelten Lodrik, der beinahe so tot aussah, wie es die Geister waren, mit denen er sich umgab. Die Experimente und die steigende Macht des Nekromanten zusammen mit Norinas Bericht ließen ihn nervös werden. »Danach wird Soscha nach

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