Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Leute, denen du in den letzten zwanzig Jahren auf die Füße getreten bist.“
„Warum diese Einschränkung?“
„Du hast recht, darin bist du schon dein ganzes Leben lang gut gewesen.“
„Jeder sollte in irgendwas gut sein.“
„Aber es hilft uns nicht weiter, eine Liste der Leute zusammenzustellen, die vielleicht deinen Tod wollen.“
„Sind zu viele.“
„Also gehen wir mal davon aus, dass es eine Verbindung gibt. Warum jetzt?“
„Keine Ahnung. Ich schnüffele halt rum, seit das passiert ist. Anscheinend habe ich irgendwen aufgescheucht.“
„Wo hast du denn so rumgeschnüffelt?“
„An der Walford-Universität. Bei Winifred Minor. Bei ihrer Tochter. Bei ein paar Kommilitonen ihrer Tochter.“
„Und zuletzt?“
„Bei Missy und Winifred Minor.“
„Missy Minor.“
„Niedlicher Name, hm.“
„Sehr niedlicher Name. Kennst du einen der Toten?“ „Nein.“
„Wir werden mal schauen, was sich rausfinden lässt.“ „Sag mir Bescheid.“
„Vielleicht. Hast du deine Waffe der Spurensicherung gegeben?“
„Ja.“
„Hast du noch eine andere? Wo man dich doch umzubringen versucht und so.“
Ich griff in meine Schreibtischschublade und holte einen Chief’s Special Kaliber .38 heraus.
„Geladen“, sagte Belson. „Ohne Abzugsschloss.“
„Und das Holster ist auch hübsch.“
„Na dann. In diesem Fall lasse ich dich nicht einfahren.“ „Streng, aber verständnisvoll.“
„Und wenn die noch mal versuchen dich umzubringen und Erfolg haben sollten“, sagte Belson, „dann werde ich zusehen, dass ich sie dingfest mache.“
„Das baut mich jetzt wirklich auf “, sagte ich.
25
Ich halbierte gerade Orangen und presste den Saft in ein Glas, als Susan frisch aus der Dusche und vom Schminkspiegel in die Küche kam. Ich holte tief Luft. Wenn ich sie sah, holte ich immer tief Luft. Das hatte mehr Würde als „Joschafat!“ zu rufen.
„Lohnt sich der Aufwand denn?“, fragte sie. „Aus dem Karton schmeckt doch auch gut.“
„Das Zeug ist pasteurisiert. Ich will die authentische Erfahrung. Nichts Industrielles zwischen mir und der Orange, verstehst du? Mano a orange-o! “
Ich gab ihr das Glas und presste mir auch eins.
„Du bist, wie man es in psychotherapeutischen Kreisen ausdrücken würde, eine merkwürdige Type“, sagte Susan.
„Und doch liebst du mich.“
„Das stimmt.“
„Liegt nur am Sex. Gib’s zu.“
„Nicht ganz. Du machst auch ein nettes Frühstück.“
Sie hatte enge schwarze Jeans an, die in hohen, oben umgeschlagenen Stulpenstiefeln steckten. Sie trug ihr weißes Hemd mit offenem Kragen und darüber einen kleinen schwarzen Pullunder. Die Kombination betonte ihre schwarzen Haare und die großen, dunklen Augen – was ihr wahrscheinlich bewusst war.
„Guter Sex und ein nettes Frühstück“, sagte ich. „Eine unschlagbare Kombination.“
Susan lächelte. „Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand das Wort ‚gut‘ benutzt hat.“
„Also ich glaube, vor einer Stunde hast du noch einen ganz anderen Ton angeschlagen.“
Sie wurde tatsächlich ein bisschen rot. „Keine Anzüglichkeiten bitte.“
„Nicht mal zur Selbstverteidigung?“
Sie grinste mich an. „Na ja, vielleicht. Wir waren ziemlich lebhaft, oder?“
„Aus gutem Grunde.“
Ich trank meinen Orangensaft aus und goss uns beiden Kaffee ein. Susan war noch lange nicht mit ihrem Orangensaft fertig. Würde sie vielleicht auch nie werden. Über die Jahre hatte ich gelernt, einfach in meinem Tempo zu essen und sie machen zu lassen.
Pearl lag rücklings auf der Couch und schlief. Ihr Kopf baumelte herunter. Sie wartete natürlich nur darauf, dass ich das richtige Essen zubereitete und servierte; dann würde sie aufstehen und betteln kommen.
„Ich habe eine Frage“, sagte Susan. „Und eine Anmerkung.“ „Ist das eine von diesen Fragen, wo du die Antwort schon weißt, aber hören möchtest, was ich dazu sage?“
„Ja. Aber zuerst die Anmerkung.“
„Gut.“
„Es war sehr klug von dir, die Situation so umzudrehen.“ „Du meinst, die Tür aufzumachen und mich nicht zu rühren?“
„Ja. Bis zu diesem Moment hatten sie die Macht. Sie lauerten dir im Hinterhalt auf. Mit dem Aufstoßen der Tür hast du sie entmachtet. Nun warst du es, der ihnen im Hinterhalt auflauerte.“
„Erstaunlich, nicht wahr.“
„Denkst du über so etwas in dem Moment nach? Oder hast du dafür eine kleine Liste parat?“
„Wie ein Quarterback mit den Spielzügen im Schweißband.“ „Was
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