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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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vielen Gründe, warum wir nicht zusammenleben, ist, dass ich nicht mitgucken möchte, was du gern siehst, und umgekehrt.“
    „Es ist noch viel Grundsätzlicher. Ich hab den Fernseher gern aus, und du hast ihn gern an.“
    Sie nickte. „Du wirst nicht zulassen, dass sie dich töten.“ „Nein. Auf gar keinen Fall.“
    „Ich glaube dir. Hast du ja bis jetzt noch nie.“
    Ich stand auf und machte mir noch einen Drink. Und schenkte Susan etwas Wein nach.
    Als ich mich wieder hinsetzte, legte ich meinen Arm um sie, und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Pearl machte ein leicht angesäuertes Gesicht.
    „Hey“, sagte ich zu ihr. „Hab ich dich vielleicht so angesehen, als du wie bekloppt mit Otto geflirtet hast?“
    Es beeindruckte Pearl überhaupt nicht. Sie leckte sich ein paar Mal die Schnauze und machte weiterhin dieses Gesicht, auch als sie ihr Kinn wieder auf meinen Oberschenkel legte.
    „Weißt du, was ich komisch fand, als du mir das eben erzählt hast?“, fragte Susan.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Diese Leute sind doch eindeutig gefährlich. Sie haben jetzt zweimal versucht, dich umzubringen, und sie haben den armen Hausmeister getötet, nur weil er im Weg war.“
    „Er war ein Zeuge.“
    „Ich meine, sie hätten das ganze Gebäude in die Luft jagen können.“
    „Hätten sie, ja.“
    „Killer tun so etwas. Diese Leute machen einen sehr beherrschten Eindruck.“
    „Das sind Profis. Ich allerdings auch.“
    „Darauf baue ich“, sagte Susan. „Und sie haben sich anscheinend sehr viel Mühe gegeben, die Sprengladung sehr klein und präzise zu halten, damit sie nur dich tötet.“
    „Auch das ist richtig.“
    „Sie sind bereit zu töten. Aber nicht unbedacht.“
    „Nur wenn sie müssen.“
    „Du bist genauso. Du hast auch schon Leute getötet.“ „Wenn ich musste.“
    „Und du wägst es vorher ab.“
    „Das tue ich.“
    „Vielleicht denken sie ja auch, dass sie es müssen.“
    „Für eine gute Sache?“
    „Könnte sein.“
    „Hitler dachte wahrscheinlich auch, dass er für eine gute Sache handelte.“
    „Und hat damit falsch gelegen“, sagte Susan. „Ich will damit nur sagen, dass es vielleicht Gründe gibt, davon auszugehen, dass sie so handeln, weil es um eine Sache geht, an die sie glauben.“
    „Anstatt nur aus Habgier oder Hass.“
    „Die können dabei auch eine Rolle spielen, aber vielleicht sind diese Killer in der Lage, diese Impulse sozusagen mit den Farben einer edlen Sache zu überdecken.“
    „Wie mit einer Stiftung oder so? Sagen wir, mit der Herzberg Foundation?“
    „Könnte sein.“
    „Für jemanden, der in Harvard promoviert hat, bist du ganz schön smart.“
    Sie nickte und nippte an ihrem Weinglas. „Wir zwei teilen etwas miteinander, das nur wenige Menschen je erreichen. Und wir haben uns den Arsch dafür aufgerissen, es hinzukriegen.“
    „Ich weiß.“
    „Ich würde es nicht überstehen, wenn sie dich umbrächten“, sagte sie.
    Ich grinste sie an. „Ich auch nicht.“

42
    Über die ganze Front des Hauses, das Ashton Prince mit Rosalind Wellington geteilt hatte, erstreckte sich eine Farmerveranda. Im Vorgarten stand ein großer Baum. Hätte er Blätter gehabt, hätte ich vielleicht sagen können, was für ein Baum. Aber im Winter, wo auf allen Ästen Schnee lag und kein einziger Vogel sang, wusste ich nur, dass es ein Baum war und dass er im Sommer wahrscheinlich schönen Schatten für die Veranda bot.
    Der Morgen war kalt mit vereinzelten Schneeflocken. Ich aß in meinem Auto, bei laufendem Motor und eingeschalteter Heizung. Jemand von meinem Kaliber hätte anhand der Abgase mitbekommen, dass in dem Wagen jemand saß. Aber Rosalind war bei weitem nicht von meinem Kaliber und außerdem dermaßen mit sich selbst beschäftigt, dass sie vielleicht sowieso nie etwas mitbekam.
    Gegen halb zehn trat sie aus der Tür. Sie trug eine über die Ohren gezogene Strickmütze mit bunten Streifen und einen unförmigen wattierten schwarzen Mantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Sie achtete weder auf meine Auspuffgase noch auf mich und stapfte in Richtung Uni, die sechs Block entfernt war.
    Als sie nicht mehr zu sehen war, nahm ich eine kleine Sporttasche mit Werkzeug und ging zu ihrer Haustür. Sie hatte sie beim Rausgehen nur zugezogen; wenn jetzt also zu war, konnte es nur die Hebefalle sein, nicht der Riegel. Ich holte eine kleine Taschenlampe heraus und sah mir die Sache an. Die Tür schloss nicht dicht ab, und ich konnte die Hebefalle sehen. Dagegen

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