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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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den Arm aus der Türöffnung und startete den Wagen mit der Fernbedienung. Keine Explosion. Ermutigend. Ich ging zum Auto, stieg ein und fuhr nach Cambridge.
    Als ich bei Susan ankam und Pearls fünf Minuten Springen, Ablecken und Spielzeugzerren hinter mich gebracht hatte, ging ich zum Esstisch. Susan hatte ihn schon gedeckt. Tischtuch, das gute Porzellan, schöne Gläser, in der Mitte ein von Kerzen flankiertes Blumenbukett.
    Ich gab ihr einen Kuss. „Was gibt’s denn Schönes?“
    „Ich hab Pizza bestellt.“
    „Pizza?“
    „Du magst Pizza doch.“
    „Durchaus. Aber der Tisch ist für Ente à l’orange hergerichtet.“
    „Sieht er nicht schön aus?“
    „Suze. Pizza isst man üblicherweise aus der Schachtel, im Stehen, am Küchentresen.“
    „Die Blumen hab ich auf dem Markt gekriegt. Ich finde, sie machen die Tafel komplett.“
    „Auf jeden Fall.“
    Es klingelte an der Tür. Pearl bellte.
    Susan sagte: „Mach uns was zu trinken. Ich hol die Pizza.“ „Ich komme mit.“
    „Aber wozu denn … oh. Natürlich.“
    Wir gingen alle drei zur Vordertür. Pearl bellte die ganze Zeit. Ich zog meine Waffe und baute mich mehr zur Seite hin auf, von wo aus ich durch die Türscheibe aus Reliefglas sehen konnte.
    Draußen schien ein Pizzabote zu stehen.
    „Machen Sie die Schachtel auf “, sagte ich zu ihm. „Ich will einen Blick reinwerfen.“
    Er bedachte mich mit einem Blick à la „In Cambridge gibt es solche und solche“. Aber er öffnete die Schachtel, und darin lag eine sehr große Pizza. Mit Pilzen und Peperoni.
    „Danke“, sagte ich.
    Susan bezahlte ihn und nahm die Pizza, während sie Pearl mit dem Bein vom Türspalt abblockte.
    Pearl bellte immer noch. Aber es war bloß ihr übliches „Hey, wer ist da?“-Gebell. Ich schloss die Tür ab und schob den Riegel vor. Der Pizzabote stieg in sein Auto und fuhr davon. Noch einmal um Haaresbreite entkommen.

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    Susan schaffte es, die Pizza so zu servieren, als ob sie das gute Geschirr verdiente. Sie trank Weißwein dazu. Ich ein Bier. Alte Schule. Susan nahm einen kaum messbaren Bissen von der vordersten Spitze eines Stücks und kaute ihn sorgfältig. Dann nippte sie an ihrem Wein und stellte das Glas wieder hin. Ich hatte oft Probleme, das Glas wieder hinzustellen.
    „Ich habe mir Ashton Princes Dissertation besorgt“, sagte sie. „Aus der Bibliothek der BU.“
    Ich trank etwas Bier.
    „Sie handelt von Dame mit einem Finken “, sagte sie.
    „Wie viele Seiten?“
    „173.“
    „Über ein einziges Gemälde?“
    „Ach, nun tu nicht so flegelhaft.“
    „Oh, gut. Du hältst es für so tun als ob.“
    „Du weißt genau, dass es über ein bedeutendes Bild viel zu sagen gibt, genauso wie über ein bedeutendes Gedicht.“
    „Hat irgendjemand 173 Seiten über Sonett Nr. 73 geschrieben?“
    Sie schmunzelte. „Wahrscheinlich schon. Es fällt schwer, sich ein Thema vorzustellen, das zu klein oder zu albern für eine Dissertation wäre.“
    „Und? Hat ihm das Bild gefallen?“
    „Ja. Aber darum geht es in der Arbeit eigentlich gar nicht. Sie zeichnet die Geschichte des Gemäldes als Gegenstand nach, von Harmenszoon an.“
    „Im Ernst?“
    „Oder zumindest bis zum Zeitpunkt der Entstehung der Dissertation.“
    „Hat er sie bis zum Hammond nachgezeichnet?“
    „Nein. Bei Abschluss seiner Dissertation galt das Gemälde noch als vermisst.“
    „Wo hat er es zuletzt lokalisiert?“
    „Im Besitz eines gewissen Amos Prinz, der zusammen mit dem einzigen Überlebenden der Familie Herzberg im Lager gewesen ist. Judah Herzberg suchte nach seinem Sohn Isaac und nach Amos Prinz, der vierzehn und bereits Waise gewesen ist, als er ins Lager kam. Isaac war neun bei seiner Ankunft in Auschwitz.“
    Sie schwieg und trank etwas Wein. Schluckte ihn langsam runter und schüttelte den Kopf.
    „Neun Jahre alt“, sagte sie. „Mein Gott.“
    „Ich habe immer behauptet, alles, was ich mir ausdenken kann, macht irgendjemand tatsächlich. Aber keine Ahnung; ich bin mir nicht sicher, dass ich mir den Holocaust hätte ausdenken können.“
    „Ich weiß. Soll ich weitermachen? Oder ist es zu langweilig?“ Ich kaute den großen Bissen Pizza, den ich genommen hatte, und schluckte ihn runter. „Es ist nicht langweilig.“
    „Gut. Also, nach einer Weile stirbt Judah, und Prinz übernimmt es, sich um Isaac zu kümmern, als sein großer Bruder quasi. Die beiden überlebten, und nach ihrer Befreiung brachte Amos ihn zurück nach Amsterdam, wo seine Familie gelebt hatte. Das

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