Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Schlag. Ich glitt mit einer kurzen linken Gerade auf ihn zu, die ich gut platzieren konnte, gefolgt von einem rechten Seitwärtshaken, den ich noch besser platzieren konnte. Kurt ruckte und tänzelte ein bisschen und landete seine rechte Handkante auf meinem Kinn. Das zwang mich ein paar Schritte nach hinten und er setzte nach. Ich blockte eine Linke, dann eine Rechte und täuschte eine linke Gerade auf sein Gesicht an. Er brachte den rechten Arm in die Waagerechte, um sie zu blocken, und ich schraubte einen kräftigen linken Haken über den Block, voll gegen seinen rechten Wangenknochen. Er taumelte. Das war ermutigend. Aber er ging nicht zu Boden.
Ich zog mit einem rechten Aufwärtshaken nach, der die Sache beendet hätte, aber Kurt gelang eine Ausweichbewegung. Meine rechte Seite war ungedeckt, und er hämmerte mir einen wuchtigen linken Haken in die Rippen. Ich drehte mich mit, so dass ich im rechten Winkel zu ihm stand, kam mit dem rechten Ellbogen herum und traf ihn an der Schläfe. Er taumelte wieder, und ich hörte, wie er schnaufend die Luft ausstieß. Wenn ich schnell machte, hatte ich ihn. Ich ging mit der Bewegung mit und ließ dem rechten Ellbogen den linken Unterarm folgen, dann brachte ich einen linken Faustrückenschlag und einen rechten Seitwärtshaken. Alles im Rhythmus. Alles war jetzt warm und locker und bewegte sich so, wie es sollte. Linker Haken zum Körper, rechter Haken zum Körper. Er stolperte nach hinten. Ich blieb an ihm dran. Linke zum Körper, Rechte zum Körper. Seine Hände sackten runter. Linker Haken zum Kopf. Rechter Haken zum Kopf. Seine Hände hingen jetzt unten. Es war, als ob man auf einen Boxsack einschlug. Ich verpasste ihm wieder eine kurze Gerade ins Gesicht, dann drehte ich mich in der Hüfte und brachte den rechten Aufwärtshaken an, der vorhin ins Leere gegangen war. Kurt war zu fertig, um ihm noch mal zu entwischen, und bekam ihn voll ab. Er machte noch einen Schritt nach hinten. Seine Beine gaben nach. Und plötzlich saß er auf dem Boden, mit verdrehten Augen.
Mir taten die Hände weh.
Ich sah Ariel Herzberg an. „Was meinen Sie, wird man eines Tages meine Statue vors Museum of Fine Arts stellen?“
„Kurt ist gut“, sagte er. „Was bedeutet, dass Sie sehr gut sind.“
„Vergessen Sie das nicht.“
„Ein vorübergehender Triumph. Genießen Sie ihn, solange Sie können.“
Ich ging zu seinem Schreibtisch und packte ihn bei der Nase und schüttelte sozusagen für ihn den Kopf.
„Bis jetzt gefallen mir meine Chancen besser als Ihre“, sagte ich.
Und ging.
51
Wir hatten den ganzen Winter über noch keinen anständigen, starken Schneesturm gehabt. Es hatte öfter mal ein bisschen geschneit, und auch jetzt schneite es gerade wieder. Der kumulative Effekt von öfter mal ein bisschen entsprach ziemlich genau dem von anständig und stark. Der Schnee fiel gleichmäßig, aber nicht dicht, und die Flocken waren klein. Aber es genügte, um den zusammengepappten schmutzigen Schnee zu bedecken, und für eine kurze Zeit würde die Stadt wieder sauber aussehen.
Ich ging in meiner karierten Hafenarbeitermütze und einer
fleecegefütterten Lederjacke die Berkeley Street rauf. Weil ich den Reißverschluss der Jacke zugezogen hatte und ein paar Leute mir Unrecht tun wollten, hatte ich meine Waffe in der Jackentasche stecken. Ich sah mich auch öfters um.
An der Columbus Avenue wandte ich mich nach rechts, ging durch das große überwölbte Portal der Shawmut-Versicherung und fuhr mit dem schwarzen Gitteraufzug zu Winifred Minor rauf.
Sie saß in demselben Kabuff, wo ich sie letztes Mal besucht hatte. Ich klopfte außen an die Trennwand und ging rein. Sie sah auf, erkannte mich, erstarrte und sah mich weiterhin an, ohne etwas zu sagen.
Ich setzte mich. „Hallo.“
Sie sah mich an und schwieg.
„Sie haben neulich gar nicht aufgegessen“, sagte ich.
Sie sagte nichts.
„Was sagen Sie zu dem ganzen Schnee?“, fragte ich. Schweigen.
„Wenn Ihnen das Wetter in Neuengland nicht gefällt, dann warten Sie mal ab.“
Sie sah auf ihren Schreibtisch hinab.
„Alle schimpfen über das Wetter“, sagte ich. „Aber niemand tut etwas dagegen.“
Sie sah von ihrem Schreibtisch auf. „Na schön. Es reicht. Ich rede mit Ihnen. Was wollen Sie?“
„Gott sei Dank. Ich wollte schon anfangen, Stormy Weather zu singen.“
Sie lächelte fast. „Wenigstens das bleibt mir erspart. Was wollen Sie?“
„Kennen Sie einen Mann namens Ariel Herzberg?“ „Nein.“
„Ihre
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