Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
gesehen hatte, zusammen mit Missy.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er.
    „Sie sind?“
    „Ariel Herzberg. Und Sie?“
    „Nennen Sie mich Ismael“, sagte ich. „Ihr Vater war Isaac Herzberg.“
    Herzberg schob seinen Drehsessel vom Schreibtisch weg, lehnte sich so weit zurück, wie es die Federung erlaubte, und starrte mich an.
    „Ihr Großvater war Judah Herzberg. Er starb in Auschwitz. Isaac, Ihr Vater, hat das Lager überlebt und wurde 1945 zusammen mit seinem Freund Amos Prinz von den Russen befreit. Er war zu der Zeit ungefähr vierzehn. Amos war ungefähr achtzehn.“
    „Er hätte es ,Amoos‘ ausgesprochen“, sagte Ariel.
    „Sie sind zusammen nach Amsterdam gegangen. Haben aus einem Geheimversteck im leerstehenden Haus der Herzbergs ein Gemälde geholt, es nach Rotterdam gebracht und an einen Kunsthändler verkauft, von dem sie viel weniger dafür bekamen, als es wert war, aber genug, um sich davon einige Zeit ernähren zu können.“
    „Und?“, fragte Ariel nach einer Weile.
    „Das Gemälde war Dame mit einem Finken . Es wurde vor kurzem gestohlen, dem Hammond Museum.“
    „Ich habe davon gelesen.“
    „Ich glaube, Sie haben es gestohlen.“
    „Und dafür haben Sie bestimmt auch Beweise.“
    „Ich glaube, Sie haben Ashton Prince mit einer Bombe getötet.“
    „Beweise?“
    „Ich glaube, Sie haben zweimal versucht, mich zu ermorden, und haben dabei jemanden namens Francisco ermordet.“
    „Beweise?“
    „Tja“, sagte ich. „Da liegt der Hund begraben.“
    „Und zwar richtig tief. Meinen Sie nicht auch?“ „Durchaus. Aber ich arbeite dran. Wussten Sie, dass Ashton Prince der Sohn von Amos Prinz ist?“
    „Ich weiß nur, was ich darüber in der Zeitung gelesen habe.“
    „Kennen Sie …?“ Ich brach ab. Ich hatte ihn fragen wollen, ob er Missy Minor kannte und Morton Lloyd und in welcher Beziehung er zu den beiden stand. Aber wenn er zweimal versucht hatte, mich wegen meiner Ermittlungen zu töten, was stellte er dann mit möglichen Zeugen an?
    „Sie haben noch eine Frage?“
    Er gibt doch sowieso nichts zu. Wozu sie einem Risiko aussetzen?
    „Ich habe beschlossen, sie nicht zu stellen.“
    „Amerika ist ein großartiges Land“, sagte er. „Wir sind frei zu tun, was immer wir wollen.“
    Ich hatte ihm schon genug Köder hingeworfen. Er wusste, was ich wusste. Wenn mein Wissen so gefährlich für ihn war, wie ich dachte, dann ließ er sich vielleicht zu einem Angriff hinreißen, und ich konnte ihn mir dabei greifen. Ich zog eine Visitenkarte aus meiner Hemdtasche. Auf die Rückseite schrieb ich die Häftlingsnummer seines Großvaters, dann gab ich ihm die Karte.
    „Was ist das für eine Nummer?“, fragte er.
    „Judah Herzbergs Häftlingsnummer aus Auschwitz. Sie haben sie wahrscheinlich als Tätowierung auf Ihrem Arm.“
    „Sie scheinen mir ein guter Ermittler zu sein.“
    „Und robust noch dazu.“
    „Zweifelsohne“, sagte Ariel. „Zweifelsohne.“
    Er musste einen verborgenen Knopf gedrückt haben, denn hinter ihm öffnete sich eine Tür und ein großer, muskulöser Blonder kam herein. Er trug ein enges T-Shirt und sah zum Fürchten aus. Neben Ariels Schreibtisch blieb er stehen und sah ihn an. Ich konnte sehen, dass auf seinen Unterarm Ziffern tätowiert waren.
    „Wirf Mr. Spenser hinaus, Kurt“, sagte Ariel zu ihm. „Unsanft bitte.“

50
    Kurt musterte mich einen Moment lang. Wir hatten ungefähr die gleiche Größe, aber das schien ihn nicht zu entmutigen. Ich nahm an, dass sie mich provozieren wollten, meine Waffe zu ziehen, damit sie mich erschießen und es als Notwehr hinstellen konnten. Es spielte keine Rolle. Ich hatte nicht vor, meine Waffe zu ziehen. Mein Frustrationsvermögen war ausgeschöpft. Ich musste dringend jemanden verprügeln und Kurt hatte genau das richtige Kaliber.
    Er bewegte sich schreitend-gleitend auf mich zu, den linken Fuß vorn und die Hände locker neben dem Kopf. Also wusste er einigermaßen, was er da machte. Ich allerdings auch, und ich machte es schon länger. Er schwang sein rechtes Bein in irgendeinem Kampfsporttritt hoch und zur Seite. Ich ging rein, auf kurze Distanz, so dass ich nicht viel von dem Tritt abbekam, und schlug ihm mit der Gabelung zwischen Daumen und Zeigefinger meiner Rechten in die Kehle.
    Der Bursche, der mir diesen Schlag beigebracht hatte, nannte ihn „die Tigerklaue“. Kurt grunzte und wirbelte von mir weg und ging wieder in seine Grundstellung. Manche Leute waren zu Boden gegangen nach diesem

Weitere Kostenlose Bücher