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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Tag?“
    „Ja.“
    „Dann natürlich jeden Tag.“
    „Und du kommst jeden Tag vorbei und kontrollierst das?“ „Nicht öfter als sonst.“
    Ich lächelte.
    „Willst du damit andeuten, sie könnten woanders liegen, wenn ich nicht da bin?“, fragte sie.
    „Schwer vorherzusagen.“
    „Aber sie sind so schön.“
    Darauf ließ sich schlecht etwas erwidern, also fragte ich: „Wie wär’s mit Mittagessen?“
    „Hört sich gut an. Wo?“
    „Hier. Ich lasse die Schlafzimmertür offen, dann können wir die Kissen bewundern, während wir essen.“
    Susan bedachte mich mit einem schlitzäugigen Seitenblick, ging zum Küchentresen und setzte sich. „Was machst du denn?“
    „Wie wäre es mit kaltem Huhn, Obstsalat und Vollkornbrötchen?“
    „Was könnte besser sein.“
    „Na ja, da fällt mir schon noch eine Sache ein. Aber auf dem Bett liegen ja diese ganzen verfluchten Kissen …“
    Sie grinste. „Ach, halt den Mund.“
    Ich holte das Huhn aus dem Kühlschrank, damit es nachher nicht ganz so kalt war, den Obstsalat ebenfalls, und fing an, den Teig für die Brötchen zu mischen.
    „Wird ihre Mutter dabei sein, wenn du mit Missy sprichst?“, fragte Susan.
    „Nein. Laut Winifred sind die beiden dermaßen zerstritten, dass ihre Anwesenheit das Ganze nur erschweren würde.“
    „Über den Vater zerstritten?“
    „Denke schon.“
    „Frauen, die um einen Mann kämpfen.“
    „So einfach ist das?“
    „Himmel, nein. Ich habe bloß laut gedacht. Versetz dich mal in die Kleine. Sie denkt, sie hat keinen Vater, dass er tot ist, und sie fantasiert sich einen Traumvater herbei, und dann, als sie sechzehn ist, taucht er auf und scheint genau der Traumvater zu sein, den sie sich vorgestellt hat: gutaussehend, geheimnisvoll, charmant, und er kommt zu ihr. Sie ist wütend auf ihre Mutter, weil die ihn die ganzen sechzehn Jahre lang verleugnet hat. Auf der anderen Seite hat es sechzehn Jahre gedauert, bis er sie mal besuchen kommt. Wen soll sie lieben? Wem kann sie vertrauen? Was soll sie fühlen?“
    „Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit, wenn man sechzehn ist.“
    „Ein ganzes Leben. Hast du einen Plan?“
    „Ich dachte, ich frag sie mal, was sie mit ihrem Vater und der Herzberg Foundation zu tun hat.“
    Susan schmunzelte. „Raffiniert.“
    Ich zuckte die Schultern. „Am Anfang bin ich rumgelaufen und hab gefragt: ‚Was läuft hier eigentlich?‘ Jetzt habe ich den Fokus meiner grundsätzlichen Fragen immerhin schon eingeengt.“
    „Und wenn du sie dann gefragt hast?“
    „Hör ich mir ihre Antwort an. Du weißt doch, wie das läuft.“ „Ja. Allerdings ziele ich allgemein auf was anderes ab.“ „Wir sind beide auf Wahrheit aus“, sagte ich.
    „Stimmt auch wieder“, sagte sie.

55
    Ich holte Missy Minor ein, als sie gerade zu Fuß in der Nähe der Student Union unterwegs war.
    „Ich will nicht mit Ihnen reden“, sagte sie.
    „Da kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen“, sagte ich. „Wo es doch so viel gibt, das ich nicht erfahren soll.“
    Sie blieb stehen und sah mich an. „Was soll das heißen?“ Es hatte in der Nacht aufgehört zu schneien. Aber es war ziemlich kalt und der Wind schleuderte den Neuschnee in kleinen weißen Wirbeln umher.
    „Das erkläre ich Ihnen irgendwo im Warmen. Darf ich Sie zum Frühstück einladen?“
    „Ich hab schon gefrühstückt.“
    „Deshalb können Sie es sich doch trotzdem gönnen.“ „Ich werde einen Kaffee trinken.“
    Wir gingen ins Gebäude der Student Union und fanden einen Tisch am hinteren Ende der Mensa. Am frühen Vormittag war sie halb leer. Ich nahm Milch und Zucker in meinen Kaffee. Missy trank ihren schwarz.
    „Ich weiß, dass Ariel Herzberg Ihr Vater ist und dass Sie sich mit ihm treffen.“
    „Hat meine Mutter Ihnen das erzählt?“
    „Ich habe mit Ihrer Mutter gesprochen. Aber eigentlich habe ich gesehen, wie Sie sich mit ihm in der Bibliothek getroffen haben.“
    „Sie haben mir nachspioniert.“
    „Ja.“
    „Warum? Warum lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe?“ „Wäre schön, wenn ich das könnte. Aber Sie haben angeblich intimen Umgang mit einem Mordopfer gehabt, und der Mörder war anscheinend Ihr Vater.“
    „Sie sind ekelhaft.“
    „Aber nur ein bisschen. Haben Sie überhaupt was mit der Stiftung zu tun?“
    „Ich habe mit überhaupt nichts zu tun. Ich hasse Sie.“
    Sie war selbst für neunzehn jung.
    „Muss hart sein. Sechzehn Jahre lang ohne Vater und dann gibt es plötzlich doch einen. Wie geht es Ihnen

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