Trügerisches Spiel (German Edition)
aus Sicherheitsgründen nie so weit kommen lassen dürfen, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen, als ich dich erst mal in den Armen hielt.«
Jocelyn rückte von ihm ab und blickte sich unsicher um. »Denkst du, wir sind hier in Gefahr?«
»Nein. Aber wir sollten möglichst schnell von hier verschwinden, um kein Risiko einzugehen.« Obwohl die Wahrscheinlichkeit relativ gering war, dass sie jetzt noch jemand finden würde. Den geliehenen Ranchjeep kannte niemand, und wenn ihnen von dort aus jemand gefolgt wäre, wären sie jetzt schon tot.
Vielsagend blickte Jocelyn nach unten. »Meinst du nicht, dass du dich dann langsam mal anziehen solltest? Oder willst du so weiterfahren?«
Jay verzichtete auf eine Antwort und zog stattdessen die Shorts an, die Jocelyn ihm vom Rücksitz reichte. Sie half ihm dabei, das Hemd über seine verletzte Schulter zu ziehen, in der sich die Akrobatik der letzten halben Stunde inzwischen bemerkbar machte. Allerdings ließ er sich das nicht anmerken, schließlich wollte er nachher noch viel mehr mit Jocelyn tun und wusste, dass sie sich weigern würde, wenn ihr auffiel, dass er Schmerzen hatte. Nachdem er noch in seine Schuhe geschlüpft war und Jocelyn die Schnürbänder gebunden hatte, startete er den Motor und legte den Gang ein.
Doch bevor er losfuhr, beugte er sich noch einmal zu Jocelyn hinüber und küsste sie zärtlich. »Danke.«
19
»Wir haben ein Problem.« Nervös wartete er auf eine Antwort, die aber nicht kam. Sein Gegenüber wirkte fast, als würde er gar nicht zuhören und stattdessen lieber die auffällig gekleidete Frau an der Bar beobachten. »Wir müssen dringend entscheiden …«
Das brachte eine Reaktion. » Wir müssen gar nichts! Es war alles deine idiotische Idee, und ich weigere mich, irgendwie darin verwickelt zu werden.«
Wut auf seinen Freund kam in ihm auf, der schon als Student das Talent besessen hatte, andere die Drecksarbeit für sich machen zu lassen und einfach jedes Problem ignorierte, bis es sich von selbst erledigt oder sich jemand anders darum gekümmert hatte. Doch diesmal würde es nicht einfach so verschwinden, dazu war zu viel geschehen. »Du hängst genauso mit drin wie ich. Wir werden alles verlieren, wenn wir es nicht schaffen, die Zeugin zu beseitigen, bevor sie jemandem erzählt, was sie gesehen hat.«
Der Kopf seines Gegenübers ruckte herum. Täuschend unschuldig blaue Augen funkelten ihn an. »Ich dachte, das wäre längst erledigt. Dafür haben wir doch diesem Auftragskiller sehr viel Geld bezahlt, oder nicht?«
So viel Blauäugigkeit oder vielleicht auch Desinteresse ließ in ihm den Wunsch aufkommen, seinen Kopf auf die Tischplatte zu knallen, doch das hätte in der Kneipe trotz des hohen Lärmpegels wohl zu viel Aufmerksamkeit erregt. »Ja, nur ist es ihm trotz mehrerer Versuche bisher nicht gelungen, die Kleine zu erledigen. Stattdessen hat sie sich an einen Detective in San Francisco gewandt, der sie jetzt beschützt.«
»Und? Dann soll er ihn eben auch erledigen.«
»Das hat er schon versucht – vergebens.« Mit einem Stöhnen stützte er seine Stirn in seine Handfläche. »Hörst du dir eigentlich auch mal selber zu? Wir reden hier von Menschenleben.«
»Seit wann stört dich das?«
Die Wut kochte über und er schrie beinahe. »Seit unser Leben dadurch kurz davor ist, vernichtet zu werden! Kapierst du nicht, wie nahe wir daran sind, alles zu verlieren?« Und zwar nicht nur Geld, sondern auch seine wichtigen Kontakte und sein Ansehen, alles, wofür er die letzten zwanzig Jahre gearbeitet hatte, was er sich aufgebaut hatte.
Steif richtete sein Freund sich auf. »Genau deshalb frage ich ja, warum der Auftragskiller seinen Job bisher nicht erledigt hat.«
»Woher soll ich das wissen? Zuletzt ist er ihnen nach Montana gefolgt und sollte sich eigentlich längst bei mir gemeldet haben. Aber bisher nichts. Ich fürchte, es ist irgendwas schiefgegangen.«
Zum ersten Mal war so etwas wie Sorge in den Augen seines Freundes zu erkennen. »Meinst du, sie haben ihn erwischt? Weiß er irgendetwas über uns, das sie auf unsere Spur bringen könnte?«
Eventuell, aber darüber wollte er gar nicht nachdenken. Das Problem bei Geschäften mit Verbrechern war, dass sie nicht davor zurückschreckten, sich gegen denjenigen zu wenden, der sie bezahlte. Aber das würde er seinem Freund sicher nicht auf die Nase binden. »Denkst du wirklich, ich wäre so unvorsichtig? Er hat keine Ahnung, wer ihn beauftragt hat. Aber das stellt
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