Trügerisches Spiel (German Edition)
aber wenn es die einzige Möglichkeit war, die Bedrohung zu beenden, dann würde sie es tun.
Jay nahm Block und Stift vom Nachttisch und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Gut, fangen wir mit deiner Arbeit an, da du in diesem Gebäude angegriffen wurdest. Was hast du genau gemacht?«
»Ich war ein paar Tage die Woche für ein paar Stunden als Aushilfssekretärin bei einem Steuerberater tätig.«
Jay blickte von seinen Notizen auf. »Name?«
»Dr. Philip Jonas. Mitte fünfzig, glücklich verheiratet und sehr nett. Außerdem hat er ganz ordentlich bezahlt, dafür, dass ich keinerlei Ausbildung als Sekretärin besaß.«
»Hast du dort irgendetwas zu Gesicht bekommen, das der Geheimhaltung unterlag? Ausgefüllte Steuerunterlagen?«
Jocelyn dachte kurz nach. »Nein, ich habe nur normale Anschreiben bearbeitet. Alles andere gehörte zu den Aufgaben der festangestellten Sekretärin. Ich war auch nie bei den Gesprächen mit Klienten dabei. Wenn jemand besondere Geheimhaltung wünschte, konnte er sogar eine andere Tür benutzen und ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen.« Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl herum. »Außerdem glaube ich nicht, dass jemand, der etwas verbergen will, damit zu einem Steuerberater geht. Eher würde er doch solche Einkünfte verschweigen, oder?«
»Normalerweise schon.« Jay schlug mit dem Stift auf den Tisch, während er nachdachte. »Okay, dann vielleicht etwas anderes, was du in dem Gebäude gesehen hast. Warst du auch mal in anderen Büros dort?«
»Nein, nie. Ich bin immer nur mit dem Fahrstuhl nach oben gefahren und wieder hinunter. Eine Toilette befand sich innerhalb der Räume.« Sie biss auf ihre Lippe.
»Und es ist nie etwas Merkwürdiges passiert? Irgendetwas, das vielleicht auf den ersten Blick harmlos wirkte?« Jay blickte sie erwartungsvoll an.
Jocelyn dachte einen Moment nach. »Es fällt mir wirklich nichts ein. Ganz sicher gab es unzählige kleine Begebenheiten jeden Tag, aber ich könnte keine herauspicken, die jemanden dazu bringen würde, zwei Menschen umzubringen.«
Jay sah enttäuscht aus. »Wechseln wir zu dem Tag der Morde. War da etwas ungewöhnlich, bevor du in den Fahrstuhl gestiegen bist?«
Sie schluckte, als ihr wieder die Ereignisse im Fahrstuhl in den Kopf schossen. »Nein.«
Beruhigend strich Jay über ihre Wange. »Wer wusste, dass du an dem Tag arbeiten würdest und wann du gehen würdest?«
Jocelyn hob die Schultern. »Dr. Jonas. Die Empfangsleute des Gebäudes haben mich sicher kommen sehen.«
Jay notierte etwas. »Hattest du regelmäßige Arbeitszeiten?«
»Zu der Zeit, ja, denn ich bin eine Woche für die normale Sekretärin eingesprungen, die … Oh Gott!« Jocelyn schlug eine Hand vor den Mund, als ihr klar wurde, dass sie einen wichtigen Punkt vergessen hatte.
»Was?« Jay legte seine Hand auf ihre.
»Sie war sehr krank.« Tränen stiegen in ihre Augen. »Ein paar Tage lang lag sie im Koma, dann ist sie gestorben.«
»Was hatte sie?«
»Das wusste niemand. Es könnte eine Vergiftung gewesen sein, aber es ließ sich nie beweisen.« Flehend blickte sie Jay an. »Aber das war sicher nur ein Zufall, oder? Es kann nichts mit der Sache zu tun haben.«
»Wurde in dem Fall ermittelt?«
»Ich glaube schon, aber nachdem keine klaren Beweise gefunden wurden und auch kein Täter ermittelt werden konnte, wurden ein paar Wochen später die Ermittlungen eingestellt. Es wurde auch überprüft, ob es einen Zusammenhang mit den Fahrstuhlmorden gibt, aber es wurde keiner gefunden.«
Jay blickte sie lange schweigend an. »Es kann Zufall sein, aber es wäre schon ein sehr großer, wenn zuerst die eigentliche Sekretärin getötet wird und wenige Tage später ihr Ersatz in einen Mordversuch gerät, ohne dass es irgendwie zusammenhängt.« Er rieb über seine Stirn. »Die Frage ist nur, was war es, das euch verbindet? Hattet ihr irgendwelche Gemeinsamkeiten?«
»Nein. Sie war bereits über fünfzig, verheiratet und hatte zwei erwachsene Söhne. Soweit ich weiß, hatten wir auch keine gemeinsamen Interessen.« Ihre Kehle zog sich zusammen. »Sie war sehr nett, und wir haben uns auch hin und wieder über ganz normale Dinge unterhalten, wenn wir mal zur gleichen Zeit da waren, aber es war nichts dabei, weswegen uns jemand töten würde.«
»Die einzige Verbindung zwischen euch ist also die Arbeit beim Steuerberater, richtig?«
»Ja, ich denke schon.«
Jay warf den Stift auf den Block und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich werde hinfahren, mir das
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