Trügerisches Spiel (German Edition)
Gebäude ansehen und mit deinem ehemaligen Vorgesetzten reden.«
»Ich komme mit.« Es schlüpfte automatisch heraus, bevor Jocelyn darüber nachdachte, was es bedeuten würde, den Ort wiederzusehen, an dem sie beinahe gestorben wäre. Den sie immer noch in ihren Alpträumen sah.
Jay sah sie durchdringend an. »Das halte ich für keine gute Idee.«
Sie versteckte ihre zitternden Hände unter dem Tisch. »Ich kann mir auch Schöneres vorstellen, aber nur ich kann dir alles zeigen.«
Eine Augenbraue hob sich. »Mit meiner Marke komme ich überall rein.«
»Vielleicht, aber nur ich kann dir sagen, welche Wege ich gegangen bin, wen ich dort getroffen habe oder auch nicht.« Es hätte sicher besser gewirkt, wenn ihre Stimme bei ihren Worten nicht so gezittert hätte.
Jays dunkle Augen bohrten sich in ihre. »Joss, ich weiß, wie schwer es für dich sein muss, wieder dort hinzugehen. Ich bringe dich an einen sicheren Ort und berichte dir dann, was ich herausgefunden habe.«
»Du weißt, dass ich nirgends sicher bin.«
Seine Mundwinkel färbten sich weiß. »Ich kann dich zu Chris und Mel bringen. Dort wärst du in Sicherheit.«
»Chris ist an einem Wochentag bei der Arbeit.« Damit hatte sie Recht, sie konnte es an Jays Gesichtsausdruck erkennen. »Ich möchte bei dir bleiben.« Als sie sah, dass er ablehnen wollte, beugte sie sich vor und legte ihre Hände auf seine. »Bitte, Jay. Wenn ich irgendwo herumsitzen und auf dich warten muss, werde ich wahnsinnig.«
Jay legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke. »Warum kann ich nie nein sagen, wenn du mich um etwas bittest?«
Jocelyn musste lächeln. »Weil du ein netter Mensch bist?«
»Das wurde mir noch nie vorgeworfen.« Er richtete sich auf und blickte sie ernst an. »Leider fällt mir kein Ort ein, an dem du in Sicherheit wärst. Wir haben gesehen, wozu diese Kerle fähig sind, also kommst du mit mir.«
Jocelyn stand auf, ging um den Tisch herum und beugte sich zu Jay herab. »Danke.« Ihre Lippen fuhren sanft über seine.
Sofort stürzte sich Jay in den Kuss und zog sie auf seinen Schoß. Jocelyn gab einen protestierenden Laut von sich, vertiefte aber gleichzeitig ihre Verbindung. Ihre Hände legten sich um seinen Kopf.
Jay zuckte zurück. »Au.« Vorsichtig löste er ihre Hand aus seinen Haaren.
»Oh, entschuldige. Ich habe nicht mehr an deine Beule gedacht. Brauchst du Eiswürfel zum Kühlen?«
»Nein, geht schon. Solange du deine Hände unterhalb des Halses lässt, ist alles in Ordnung.« Er zwinkerte ihr zu. »Gerne viel tiefer.«
Sie musste lachen. »Das hättest du wohl gerne.«
»Jup.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Willst du dich noch umziehen, bevor wir gehen?«
Nervös sah sie ihn an. »Du willst jetzt los?«
»Ich will die Sache endlich erledigt haben, damit du in Sicherheit bist. Also will ich nicht noch einen Tag verlieren.«
Jocelyn stand auf. »Hast du mal in den Spiegel gesehen?«
Wortlos ging Jay ins Bad und stützte die Hände auf das Waschbecken, während er sein Spiegelbild betrachtete. »Schön wie eh und je.«
Jocelyn trat hinter ihn und legte ihre Hand auf seinen Rücken. »Ich rede von der Prellung an deinem Wangenknochen.«
Vorsichtig fuhr Jay mit einem Finger über die verfärbte und geschwollene Stelle. »Dagegen kann ich jetzt nichts machen. Außerdem ist es mir ehrlich gesagt auch egal, wie ich aussehe, ich will Antworten.«
»Und du meinst, du bekommst sie, wenn du aussiehst wie ein Preisboxer?«
Jay grinste sie im Spiegel raubtierhaft an. »Mit meiner Marke schon.«
Jocelyn merkte, dass er nicht davon abzubringen war, deshalb strich sie noch einmal über seinen Rücken, bevor sie zurücktrat. »Dann lasse ich dich hier alleine und ziehe mich um.« Leise schloss sie die Tür hinter sich und ging zum Bett, auf das sie ihren Rucksack geworfen hatte. Langsam wurde ihre saubere Kleidung knapp, aber sie wollte nicht eine Sekunde länger die Sachen tragen, in denen sie entführt worden war. Sie hatte das Gefühl, sie rochen nach Leones dreckigen Geschäften und der Angst, die sie ausgestanden hatte. Rasch entledigte sie sich ihres alten T-Shirts und zog ein frisches an. Schließlich setzte sie sich auf das Bett und wartete auf Jay, während sie versuchte, die Angst zu unterdrücken, die bei dem Gedanken in ihr aufkam, dass sie gleich dorthin zurückkehren würde, wo sie beinahe getötet worden wäre. Noch jetzt konnte sie sich an jede Einzelheit erinnern, das Gesicht des Verbrechers stand so lebhaft vor
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