Trügerisches Spiel (German Edition)
Untergebenen. »Bring Sie zurück. Und seht zu, dass euch niemand erwischt.« Sein Blick glitt zu Jocelyn. »Viel Glück, Miss Callaghan. Sie werden es brauchen.«
Stumm nickte Jocelyn ihm zu, bevor sie dem Mann mit der Waffe folgte. Im Flur wurden ihnen wieder die Augen verbunden und sie ließen es schweigend geschehen. Die Rückfahrt verlief genauso stumm und Jay atmete erleichtert auf, als die Männer sie wie versprochen beim Ranchjeep absetzten. Er öffnete die Beifahrertür und ließ Jocelyn einsteigen, bevor er um den Wagen herumging und sich auf den Fahrersitz schwang. Als die Tür hinter ihm zufiel, wandte er sich Jocelyn zu, die ihn mit großen Augen anblickte.
»Geht es dir gut?«
Sie nickte. »Und dir? Was macht dein Kopf?« Ihre Finger strichen sanft über die Prellung an seiner Wange.
»Hat sich schon mal besser angefühlt, aber ich werde es überleben.« Er stieß hart den Atem aus. »Es tut mir leid, Jocelyn. Ich hatte versprochen, dich zu beschützen und …«
Jocelyn unterbrach ihn. »Was hättest du denn machen sollen? Sie waren in der Überzahl.«
Es half ihm nicht, dass sie Recht hatte. Er kam sich wie ein Versager vor, weil es ihm wieder nicht gelungen war, sie zu schützen. Glücklicherweise hatte Leone nur reden wollen, sonst wären sie jetzt tot. Sein Magen krampfte sich bei der Vorstellung zusammen.
Er rieb über seine Stirn. »Auf jeden Fall sollten wir zusehen, dass wir hier wegkommen. Wenn Leone uns finden kann, dann auch jeder andere, der es darauf anlegt.«
Ängstlich blickte Jocelyn ihn an. »Glaubst du Leone, dass es jemand anders auf mich abgesehen hat?«
Jay zögerte einen Moment. »Dummerweise ja.«
22
Kurz darauf betraten sie das Motelzimmer und Jocelyn atmete erleichtert auf, als Jay die Tür hinter sich zuzog. Während der gesamten Fahrt hatte sie nach Verfolgern Ausschau gehalten, aber niemanden entdeckt. Allerdings hatte sie mit solchen Dingen auch nicht wirklich Erfahrung.
Jocelyn schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Glaubst du, wir sind hier in Sicherheit?«
»Erst mal ja.« Jay trat ans Fenster und zog die Vorhänge bis auf einen kleinen Spalt zu, durch den er nach draußen blickte.
Irgendwie klang das nicht wirklich sicher. »Dann fahren wir also bald weiter?«
Jay strich durch seine Haare und zuckte zusammen. »Erst einmal ruhen wir uns ein wenig aus und versuchen einen Grund zu finden, warum es jemand auf dich abgesehen haben könnte.«
»Aber ich habe doch schon gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, warum …«
Jay trat zu ihr und zog sie in seine Arme. »Ich weiß. Aber vielleicht fällt uns zusammen etwas ein.« Er küsste sie sanft. »Das wollte ich vorhin schon tun, aber in Leones Gegenwart hätte es ihn auf Ideen bringen können.«
Wie immer übte seine Nähe eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken und atmete tief durch. »Ich auch.« Schließlich löste sie sich bedauernd von ihm und blickte ihn an. »Wenn dieser Leone nichts mit dem Fahrstuhlmord zu tun hat, warum kümmert er sich dann darum? Und woher wusste er, wo er uns finden würde?«
»Gute Frage. Ich weiß es nicht, aber ich habe seit etlichen Jahren mit Leone zu tun, und er hat immer mehr gewusst, als er sollte. Vermutlich hat er Informanten in hohen Positionen.«
Jocelyn schauderte bei der Vorstellung. »Dann hat derjenige, der wirklich hinter den Morden steckt, also mindestens genauso gute Kontakte – wenn nicht sogar bessere.«
Jays Mund verspannte sich. »Das ist anzunehmen.«
»Wie sollen wir je dagegen ankommen? Wenn es der Polizei nie gelungen ist, Leone zu verhaften, wie sollen wir dann zu zweit den Verbrecher aufspüren, der es auf mich abgesehen hat? Ohne die Möglichkeit, die Ressourcen der Polizei zu nutzen.« Sie konnte sehen, dass ihre Fragen Jay zusetzten, deshalb legte sie ihre Hand auf seinen Arm. »Das ist keine Kritik, sondern ich möchte einfach nur verstehen, womit wir es zu tun haben.«
»Solange du in der Schusslinie bist, müssen wir alles tun, um die Verbrecher unschädlich zu machen.« Er nahm ihre Hand und führte sie zu dem kleinen Tisch, der in der Ecke des Raumes stand. »Wir gehen jetzt dein Leben kurz vor dem Fahrstuhlzwischenfall gründlich durch, vielleicht sticht ja etwas heraus, das ungewöhnlich war. Etwas, das du gehört oder gesehen hast und das vielleicht ganz harmlos wirkte.«
»Okay.« Unruhig nahm Jocelyn auf einem der Stühle Platz. Sie mochte nicht ihr Leben vor den Morden sezieren,
Weitere Kostenlose Bücher