Trügerisches Spiel (German Edition)
töten.
»Glaubst du, er steckt dahinter?«
Jay hob eine Schulter. »Ich weiß es nicht, aber es ist immerhin ein Ansatzpunkt, wenn du glaubst, dass er auf den Fotos war.«
»Was können wir jetzt tun?«
Mit den Fingerspitzen massierte Jay seine Schulter. »Ich denke, es ist an der Zeit, die Kavallerie zu informieren.«
Furcht schoss durch Jocelyns Körper. »Die Polizei? Aber es ist doch offensichtlich, dass es dort jemanden gibt, der die Informationen an den Verbrecher weiterleitet! Und was ist, wenn das stimmt, was Leone über deinen Partner gesagt hat? Sowie wir uns dort melden, wird Jones wissen, dass wir ihm auf der Spur sind.«
Eine Falte bildete sich zwischen Jays Augenbrauen. »Ich habe ja nicht gesagt, dass wir uns dabei dumm anstellen sollen.«
Sie konnte ihm ansehen, wie sehr ihn der Gedanke schmerzte, dass vielleicht einer seiner Kollegen etwas damit zu tun hatte. »Ich habe nur Angst, dass wieder etwas passiert und noch jemand zu Schaden kommt.«
Seine Miene wurde weicher. »Das weiß ich. Ich verspreche, dass ich alles tun werde, um dich zu schützen.« Er nahm ihre Hand. »Suchen wir noch ein wenig weiter, damit wir alle Informationen über diesen Dr. Jones haben, die wir auf diesem Wege kriegen können. Danach werde ich dann meinen Captain informieren, aber erst wenn er zu Hause ist. Ich glaube nicht, dass jemand sein Haus verwanzt hat.«
»Okay.«
Er drückte noch einmal ihre Hand und wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu. Scheinbar stundenlang durchforstete er das Internet nach Informationen über Philip Jones, doch als sie auf die Uhr blickte, war erst eine halbe Stunde vergangen. Schließlich lehnte er sich zurück und streckte seine Schultern. »Das war’s, mehr kann ich so nicht herausfinden.« Er löschte sorgfältig den Speicher des Browsers und steckte den Zettel ein, auf dem er sich Notizen gemacht hatte, bevor er sich erhob. »Gehen wir.«
Froh, nicht mehr an den Platz gefesselt zu sein, sprang Jocelyn auf. Überraschend breitete sich Schwindel in ihr aus und sie wäre hingefallen, wenn Jay nicht seinen Arm um sie geschlungen hätte.
Besorgt blickte er sie an. »Alles in Ordnung?«
Röte stieg in ihre Wangen. »Ja, ich bin nur zu schnell aufgestanden.«
Jay betrachtete sie forschend. »Und du hast seit heute Morgen nichts gegessen.«
Das hatte sie ganz vergessen. »Stimmt. Du aber auch nicht.« Sie löste sich aus seiner Umarmung, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Das ist mir aufgefallen.« Jay rieb über seinen flachen Bauch. »Planänderung: Erst besorgen wir uns was zu essen, dann bringen wir uns in Sicherheit und danach rufe ich Morris an.«
»Klingt gut.«
Sie folgte Jay aus dem Internetcafé auf die Straße. Vor dem Laden blieb er stehen und blickte sich um. »Ich glaube, ein paar Geschäfte weiter ist ein kleines Restaurant, in dem es griechisches Essen gibt. Hättest du darauf Hunger?« Jocelyn erstarrte innerlich, als ihr bewusst wurde, welches Restaurant er meinte. Anscheinend hatte er ihre Reaktion bemerkt, denn Jay beugte sich zu ihr herunter. »Was ist?«
Mit Mühe brachte sie ihre Zähne auseinander. »In dem Lokal habe ich mit meinem Bruder damals seinen Abschluss gefeiert.«
»Wenn du lieber woanders …«
Rasch unterbrach sie ihn. »Nein, das ist nicht nötig. Die Erinnerung hat mich nur gerade überfallen.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Das Essen ist dort wirklich gut und nicht überteuert.« Wenn sie es zuließ, würde sie wieder Kevin sehen, wie er ihr an dem Tag mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lächeln gegenübergesessen hatte. Sie war so stolz auf ihn gewesen und hatte keinen einzigen Cent bereut, den sie in die Ausbildung ihres Bruders gesteckt hatte. Sie sehnte sich danach, ihn wiederzusehen, zu erfahren, was er im letzten Jahr getan hatte, wie es ihm ging.
Jay schlang seinen Arm um ihren Rücken und ging los, so als wären sie ein normales Paar, das nach der Arbeit durch die Straßen schlenderte. Auf den ersten Blick wirkte es tatsächlich so, als hätte er keine Sorgen, doch sie konnte seine angespannten Muskeln fühlen, seine freie Hand war immer in der Nähe seiner Waffe und seine Augen standen nie still.
»Vielleicht sollten wir lieber …«
Er drückte ihren Arm. »Nein.«
Sie schwieg, während sie den dicht bevölkerten Fußweg entlanggingen. Jay war Detective, er würde wissen, was er tat. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich das kleine Restaurant betraten und zur Theke
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