Trügerisches Spiel (German Edition)
du ihm die Nummer gegeben?«
»Was sollte ich sonst tun? Ihn anlügen, als er fragte, ob ich wüsste, wie man dich erreichen kann?«
Jays Hand ballte sich zur Faust. »Zum Beispiel.«
»Ich denke, du brauchst Hilfe, wenn du lebend aus der Sache herauskommen willst.« Daves Stimme klang gepresst.
»So weit war ich auch schon, Partner .« Er konnte den sarkastischen Ton nicht verhindern.
Einen Moment lang herrschte Stille. »Du weißt, dass ich alles tue, was ich kann, Jay. Ich mache mir nur solche Sorgen um Kara. Sie haben sie zwar operiert, aber es geht ihr immer noch schlecht. Eine Entzündung, wie bei der Tochter von den Hendersons.« Jay versteifte sich und stieß innerlich einen Fluch aus. Schweres Atmen war zu hören, und er wusste, dass Dave versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen. Mitleid regte sich in ihm, aber er durfte es nicht zeigen.
»Ich hoffe, es geht ihr bald besser. Ich komme vorbei, sobald es geht.«
»Danke. Pass auf dich auf, Jay.« Mit diesen Worten beendete Dave das Gespräch.
Langsam ließ Jay das Handy sinken. Gerade eben war ihre Zeit abgelaufen.
Jocelyn konnte es wohl an seinem Gesichtsausdruck ablesen, denn sie setzte sich gerade auf. »Was? Was ist passiert?«
»Das war Dave. Ich weiß jetzt, warum er den Verbrechern hilft.«
»Hat er dir das einfach so gesagt? Ich dachte, das Gespräch wird abgehört?«
Jay befeuchtete seine Lippen. »Er sagte, dass er sich Sorgen um seine Tochter macht, sie hätte eine Entzündung wie die Tochter der Hendersons.«
»Das ist schlimm, aber ich verstehe nicht, was …«
Er unterbrach sie. »Vor einiger Zeit hatten wir einen Fall, wo ein Mann gezwungen wurde, etwas für einen Verbrecher zu tun – indem er seine Tochter entführt hat. Er hieß Henderson.«
»Oh nein. Was geschah mit der Tochter?«
Jay konnte ihr nicht in die Augen sehen, als er antwortete. »Sie wurde einige Wochen später tot aufgefunden.« Noch jetzt hatte er ihren Anblick deutlich vor Augen. Die Verbrecher hatten sie in einem Keller gefangen gehalten und einfach verdursten lassen, nachdem sie ihnen nicht mehr von Nutzen war. Monate später hatte er noch Alpträume gehabt, und er konnte nur ahnen, wie es Dave jetzt gehen musste. Vermutlich war ihm klar, dass die Möglichkeit bestand, dass er seine Tochter nie lebend wiedersehen würde, selbst wenn er kooperierte. Aber Jay verstand, dass er es versuchen musste, selbst wenn es bedeutete, seinen Partner zu verraten. Er wünschte nur, dass Dave ihm früher Bescheid gesagt hätte, vielleicht hätte er ihm dann helfen können.
Ein gequälter Ausdruck trat in Jocelyns Augen. »Das ist schrecklich. Du glaubst, dass die Tochter deines Partners von demjenigen entführt wurde, der hinter mir her ist?«
»Ja.«
Jocelyn schlug die Hände vor das Gesicht. »Wenn dieses Mädchen stirbt, dann nur, weil ich zu dir gekommen bin. Vielleicht sollte ich mich einfach stellen, dann seid ihr anderen wenigstens in Sicherheit.«
Jay packte ihre Schultern und schüttelte sie. »Wag es ja nicht! Es würde Kara auch nicht helfen, wenn du dich jetzt auslieferst. Du weißt, dass die Kerle jeden beseitigen, der ihnen im Weg ist oder der zu viel wissen könnte.« Er zögerte, weil ihm bewusst war, wie sie auf seine nächsten Worte reagieren würde. »Ich denke, wir sollten dafür sorgen, dass dein Bruder in Sicherheit ist. Wenn sie merken, dass sie von Dave keine Informationen mehr über uns bekommen, werden sie sich ein anderes Druckmittel suchen.«
Sie riss sich von ihm los und sprang auf. »Dann müssen wir sofort zu ihm! Wenn Kevin in Gefahr ist …« Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie taumelte und wäre gestürzt, wenn er sie nicht aufgefangen hätte.
»Weißt du seine Telefonnummer?«
Jocelyn richtete sich auf. »Natürlich.«
»Dann suchen wir uns ein Telefon und rufen ihn an, das Handy will ich nicht benutzen. Und wenn er sich nicht meldet, fahren wir bei ihm vorbei. Er wohnt doch in San Francisco?«
»J…ja.«
»Dann hol deine Sachen, wir kommen nicht hierher zurück.« Jay nahm das Handy und legte es unter das Bett. Falls sie inzwischen eine Möglichkeit gefunden hatten, das Signal zu orten, wollte er es nicht in seiner Nähe haben.
Er ging zum Fenster und spähte hinaus. Als Jocelyn seinen Rücken berührte, öffnete er die Tür. »Bleib hier drin, bis ich dir ein Zeichen gebe, okay? Und versuch, ein möglichst kleines Ziel abzugeben.«
Noch immer war sie extrem blass. »Glaubst du, es ist jemand hier?«
»Vermutlich
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