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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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nur kurz in der Halle rum und sind dann gleich wieder zum Treppenhaus zurück.«
    »Können Sie sehen, wohin sie danach gegangen sind?«
    »Ja, runter zur Tiefgarage.«
    Er stand auf und presste seine Hand gegen die Kante des Schreibtischs. »Steigen sie in einen Wagen?«
    »Kann ich gerade nicht sehen. Moment, da sind sie wieder. Ja, ein Jeep.«
    »Können Sie das Kennzeichen sehen?«
    »Nein, die anderen Autos sind davor. Sie fahren jetzt zur Ausfahrt.«
    Schweiß ließ das Hemd an Philips Rücken kleben, während er überlegte, was er jetzt tun sollte. Auf jeden Fall musste er sich vergewissern, dass es tatsächlich Jocelyn Callaghan gewesen war. Außerdem war es wichtig, zu wissen, wie sie jetzt aussah. Da er immer noch nichts von dem angeheuerten Killer gehört hatte, musste er davon ausgehen, dass er gefasst oder getötet worden war. Tief atmete er durch und zwang sich, die Sache rational anzugehen. Es musste nichts bedeuten, dass die Sekretärin hier auftauchte und gleich wieder verschwand. Vermutlich hatten die Erinnerungen sie überwältigt, und sie hatte es im Gebäude nicht mehr ausgehalten. Trotzdem musste es einen Grund haben, dass sie überhaupt hergekommen war, und er musste ihn wissen.
    »Ich komme nach unten und sehe mir das Band selbst an.« Als der Wachmann protestierte, redete Philip einfach weiter. »Ich werde meine Sicherheit nicht dem Zufall überlassen.« Bevor der Mann etwas erwidern konnte, legte er auf. Während er zur Tür ging, holte er bereits sein Handy heraus und wählte eine Nummer. »Ja, ich bin’s. Wir haben hier ein Problem: Die Frau ist aufgetaucht. Ich sehe mir gleich die Bänder an und weiß danach hoffentlich, wie sie derzeit aussieht.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Wie konnte das passieren? Ich dachte, deine Männer haben ihr und diesem Detective eine Falle gestellt, aus der sie nicht entkommen können.«
    Er presste seine Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten. »Sie sind nie am Treffpunkt mit diesem Mahoney aufgetaucht. Vermutlich haben sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt.«
    »Hat er sie etwa gewarnt?«
    »Ich wüsste nicht wie. Wir haben die Telefonate abgehört, und ihn die ganze Zeit beobachtet. Es gab keinen Kontakt. Aber es könnte sein, dass uns jemand anders dazwischengefunkt hat. Wir sollten uns langsam überlegen, ob wir unseren Konkurrenten ausschalten sollten, er schnüffelt mir zu viel in unseren Angelegenheiten rum. Aber zuerst kommen die Frau und ihr Aufpasser dran.«
    »Was ist mit unserem Druckmittel? Wirst du es beseitigen?«
    Das Blut gefror in Philips Adern. Es gab nicht viel, was er nicht tun würde, um sich selbst zu schützen, doch das brachte selbst er nicht fertig. »Vielleicht brauchen wir sie noch. Aber ich denke, es wird Zeit, unseren letzten Trumpf auszuspielen.«
    »Und der wäre?«
    »Den Menschen als Köder zu benutzen, für den sie alles tun würde.«
    Lachen drang durch die Leitung. »Gute Idee. Hast du ihn schon?«
    »Nein, aber ich werde das gleich veranlassen. Es dürfte keine Schwierigkeit sein, er ist ein ziemliches Gewohnheitstier. Ich lasse ihn beobachten, seit sie ins Zeugenschutzprogramm gekommen ist.« Seit Monaten wartete er darauf, dass Jocelyn Callaghan Kontakt zu ihrem Bruder aufnahm, aber sie hatte es nie getan. Nun, jetzt würde sie reagieren müssen.
    »Dann lass mich wissen, wenn es so weit ist. Ich will die Sache ein für alle Mal hinter mich bringen.«
    Philips Blutdruck schoss in die Höhe. »Glaubst du, ich nicht? Wer darf sich denn hier um den ganzen Mist …« Er brach ab, als er merkte, dass sein Gesprächspartner bereits aufgelegt hatte. »Arschloch.« Leider waren sie voneinander abhängig, sonst hätte er sich schon längst von ihm getrennt.
    Mit einem tiefen Seufzer öffnete er die Tür von seinem Büro und trat in das Vorzimmer. Seine Sekretärin blickte ihn neugierig an. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Nein, danke, ich dachte, ich vertrete mir ein wenig die Beine.«
    Sie lächelte ihn an. »Das ist eine gute Idee, das Wetter ist heute sehr angenehm.«
    Das war ihm völlig egal, aber er schnitt nur eine Grimasse, die hoffentlich als ein Lächeln durchging, und trat in den Flur hinaus. Es fiel ihm schwer, sich so zu benehmen wie sonst, er hatte das Gefühl, sich ständig umdrehen zu müssen, weil ihn jemand beobachtete. Dabei war das lächerlich. Niemand kam hier herein, ohne dass er davon wusste. Und wenn ihm jemand auf der Spur gewesen wäre, hätte man ihn schon längst verhaftet.

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