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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Wortlos gehorchte der Wachmann. Philip zog sein Handy heraus und notierte sich das Kennzeichen. »Danke. Sollte sie noch mal auftauchen, sagen Sie mir Bescheid.« Er zog einen Hunderter aus seiner Jackettasche und reichte ihn dem Mann.
    Der grinste ihn an. »Jederzeit.«
    Mit einem knappen Nicken verließ er die Überwachungszentrale und kehrte in sein Büro zurück. Erst als Philip die Tür fest hinter sich geschlossen hatte, erlaubte er sich, die Angst herauszulassen, die sich fest in seine Brust gebohrt hatte. Was auch immer Jocelyn Callaghan hier getan hatte, konnte nichts Gutes bedeuten. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie sich irgendwo verstecken würde, stattdessen lief sie mitten am Tag durch das Gebäude, in dem sie beinahe gestorben wäre. Zusammen mit der Tatsache, dass sie davor nicht zu dem Treffen mit Hunters Partner aufgetaucht waren, ließ ihn vermuten, dass hier irgendetwas vorging, über das er keine Kontrolle hatte. Eigentlich hatte er es für eine geniale Idee gehalten, Leone durch die Verwendung von Scarpetto als den Schuldigen erscheinen zu lassen, aber er hatte das Gefühl, dass dieser Hunter nicht mehr von der Schuld des Mafiabosses überzeugt war, sonst würde er kaum hier herumschnüffeln. Aber das konnte er nicht erlauben.
    Also würde er tatsächlich zum letzten Mittel greifen müssen. Schweren Herzens fischte er das Handy aus seiner Tasche und wählte eine Nummer.
    »Ja.«
    »Holen Sie ihn.« Mehr brauchte er nicht zu sagen, die Instruktionen waren schon vor langer Zeit gegeben worden.
    »Alles klar.«
    Philip beendete das Gespräch und blickte aus seinem Fenster auf die umliegenden Häuser. Als er hier vor zehn Jahren in sein Büro gezogen war, hatte er geglaubt, er wäre endlich am Ziel angekommen. Dass er nie wieder befürchten musste, mittellos dazustehen. Und jetzt war all das in Gefahr, was er sich durch harte Arbeit aufgebaut hatte. Seine Hände krampften sich um die Marmor-Fensterbank. Nein, nichts und niemand würde ihn aufhalten, das würde er nicht zulassen. Und wenn die Sache endlich bereinigt war, würde er sich überlegen müssen, was er mit seinem Partner machen sollte. Noch einmal wollte er nicht in solch eine vertrackte Situation kommen.
    Nervös blickte Jocelyn sich um, als sie das Internetcafé betraten. Sie hatte das Gefühl, ein riesiges Fadenkreuz auf dem Rücken zu tragen. Da half es auch nicht, dass Jay dicht hinter ihr ging und sie vor Blicken und Kugeln abschirmte. Denn sie befürchtete, dass es für sie genauso schlimm wäre, wenn er ihretwegen verletzt oder gar getötet wurde.
    »Entspann dich, niemand weiß, dass wir hier sind.« Jays Hand strich beruhigend über ihren Rücken, während er mit ihr zu einem der Computer ging.
    Ja, das hatte sie jetzt schon mehrmals gedacht, und immer war es eine Täuschung gewesen. Während sie sich hinsetzte, blickte sie sich in dem kleinen, düsteren Raum um. Die anderen Besucher schienen völlig in ihre Bildschirme vertieft zu sein und beachteten sie gar nicht. Jay setzte sich neben Jocelyn und wählte sich ins Internet ein.
    »Okay, wie hieß der Typ noch mal, Jones?«
    Jocelyn riss sich zusammen und blickte auf den Monitor, auf dem jetzt ein Browser geöffnet war. »Ja. Philip Jones, ein l.«
    Jay tippte den Namen ein und fügte noch ›Anwalt San Francisco‹ dazu. Wie zu erwarten gab es Tausende von Treffern. Mit einem Stöhnen begann er, sich durch die Links zu klicken.
    Da das viel zu lange dauern würde, gab er noch die Adresse des Bürogebäudes ein. Die Treffer wurden nicht wesentlich weniger, aber immerhin waren jetzt einige weiter oben, die recht viel versprechend aussahen. Jay probierte einige aus, bis er schließlich auf eine offizielle Homepage stieß, auf der auch ein Foto zu sehen war. Jocelyn beugte sich vor und starrte es an.
    »Kennst du ihn?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, ihn im Gebäude schon mal gesehen zu haben.« Sie schloss die Augen und versuchte, sich die Fotos aus dem Umschlag vorzustellen. »Obwohl ich die Fotos nur kurz gesehen habe, bin ich mir fast sicher, dass er einer der beiden Männer war. Aber beschwören könnte ich es nicht.«
    Je länger sie ihn ansah, desto sicherer wurde sie. Er wirkte so harmlos, mit seiner akkuraten Kurzhaarfrisur und dem gut sitzenden Anzug, der sicher mehr gekostet hatte, als sie in ein paar Monaten verdiente. Er sah aus wie ein erfolgreicher Anwalt – genau das, was er auch war. Nie hätte sie vermutet, dass er jemanden beauftragen könnte, sie zu

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