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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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vertraute dem Detective, obwohl sie ihn erst seit wenigen Stunden kannte. Irgendetwas an ihm ließ sie ihre Vorsicht vergessen. Vielleicht war es die Selbstverständlichkeit, mit der er sich um sie kümmerte, so als hätte er das schon etliche Male für andere getan. Ein Gedanke kam ihr. »Hast du auch Geschwister?«
    Wieder bildeten sich die Lachfältchen um seine Augen. »Ja, fünf.«
    Geräuschvoll klappte sie den Mund wieder zu. » Fünf? «
    »Kaum zu glauben, oder? Ich habe zwei Brüder und drei Schwestern, zwei davon Zwillinge. Wir sind auf einer Ranch in Montana in der Nähe des Yellowstone National Parks aufgewachsen.«
    »Das hört sich wunderbar an. Und wie bist du dann darauf gekommen, hier in San Francisco Polizist zu werden?« Jocelyn wusste, dass es unhöflich war, ihn so auszufragen, aber sie fühlte sich sicherer, je mehr sie über ihn erfuhr. Ob Katherine diese Seite von ihm überhaupt kennengelernt hatte? In ihren Erzählungen hatte Jay eher ein wenig oberflächlich geklungen, aber vielleicht lag das einfach daran, dass er sich ihrer Freundin nie richtig geöffnet hatte. Oder Katherine hatte sich nicht die Mühe gemacht, unter seine Schale zu blicken und sich nur mit seinem guten Aussehen und dem aufregenden Beruf zufriedengegeben.
    Etwas veränderte sich in seiner Miene, sie wurde undurchsichtiger. »Ich wollte nicht Rancher werden und auch nicht zum Militär gehen wie mein älterer Bruder Clint. Und um Fotograf zu werden wie mein zweiter Bruder Shane, fehlte mir das Talent. Im Fernsehen habe ich gerne ›Die Straßen von San Francisco‹ gesehen und mir gedacht, das wäre doch eine nette Sache.« Er hob die Schultern
    Jocelyn hatte das Gefühl, dass das gerade nur eine sehr abgespeckte Version der Wahrheit gewesen war, doch sie kannte ihn nicht gut genug, um nachzuhaken. Stattdessen lächelte sie. »Und, ist es so wie im Fernsehen?«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass in San Francisco schnelles Autofahren tatsächlich schädlich für Mensch und Material ist – nur theoretisch. Praktisch gewinnen häufig auch die Bösen, kein Fall löst sich in fünfundvierzig Minuten und man sieht Dinge, bei denen man sich fragt, warum man den Job eigentlich noch macht.« Jay grinste schief. »Aber sonst ist es genau wie im Film.«
    Damit konnte er sie nicht täuschen, aber sie würde ihn in dem Glauben lassen. »Und dann bin ich aufgetaucht und habe noch mehr Probleme verursacht. Es tut mir leid.«
    »Dafür gibt es keinen Grund, du hast es dir ja nicht ausgesucht, ins Zeugenschutzprogramm zu kommen und dann auch noch verraten zu werden.« Jay griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Es war richtig, dass du dir Hilfe gesucht hast, und ich werde alles dafür tun, dass dir bald keine Gefahr mehr droht.« Er ließ ihre Hand los und setzte sich zurück. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Und wenn ich dabei noch Leone aus dem Verkehr ziehen kann, umso besser.«
    Es war offensichtlich, dass er mit dem Mafiaboss noch eine Rechnung offen hatte. Sicher hatte das auch dazu beigetragen, dass er so schnell bereit gewesen war, ihr zu helfen. Aber letztlich war es egal, Hauptsache, er nahm sich der Sache an, und sie war nicht mehr alleine. »Danke. Ich hatte gehofft, dass du mir helfen kannst, aber ich hätte es auch verstanden, wenn du mich weggeschickt hättest. Schließlich kennst du mich gar nicht.«
    Sein Lächeln brach durch. »Aber das werde ich sicher bald, wenn du solange hierbleibst, bis die Sache geklärt ist.«
    Die Vorstellung machte sie irgendwie nervös. Schon jetzt fand sie Jay viel zu interessant und hatte Mühe, sich immer wieder daran zu erinnern, dass sie bloß keine Gefühle für ihn entwickeln sollte. Von seiner Seite aus war das vermutlich kein Problem, offensichtlich interessierte er sich eher für Frauen wie diese Vi – und davon war sie im Moment meilenweit entfernt. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie noch nie diese Art von sexueller Anziehungskraft versprüht. Sie sollte Jay einfach als Freund sehen, als jemanden, der ihr aus einer Notlage half. Außerdem musste sie sich darauf konzentrieren, zu überleben und diesen Leone zur Rechenschaft zu ziehen, alles andere sollte sie im Moment ignorieren. Ein Blick auf Jay ließ sie lautlos aufseufzen. Er machte es ihr aber auch wirklich schwer. Seine goldbraunen Haare waren zerzaust, sein T-Shirt zerknittert und die Jeans hatte schon bessere Zeiten gesehen, doch trotzdem wirkte er auf sie anziehender als jedes noch so perfekt gestylte Model.

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