Trügerisches Spiel (German Edition)
Bett wirkte sie noch kleiner und abgemagerter als sonst. Ihre Augen waren geschlossen, tiefe Atemzüge hoben ihre Brust. Ohne darüber nachzudenken, zog er die Bettdecke bis zu ihrem Kinn hoch und strich ihr die Haare aus der Stirn. Glücklicherweise konnte er gerade noch den Drang unterdrücken, sich zu ihr herunterzubeugen und ihre Wange zu küssen. Kopfschüttelnd trat er zurück. Was war mit ihm los? Um nicht noch auf weitere verrückte Ideen zu kommen – wie zum Beispiel, sich zu ihr ins Bett zu legen –, ging er rasch zum Sofa und ließ sich mit einem unterdrückten Stöhnen daraufsinken. Keine Frage, es würde eine sehr ungemütliche Nacht werden. Zwar war das Sofa relativ bequem, wenn man darauf saß, doch er war einfach zu lang dafür, sodass seine Beine über die Lehne hingen.
Es dauerte eine Weile, bis er eine halbwegs angenehme Position gefunden hatte. Mit einem tiefen Seufzer schloss er seine Augen und ließ die Anspannung der letzten Stunden von sich abfallen.
Jays Augen flogen auf, als er merkwürdige Geräusche hörte. Automatisch ging seine Hand zu seiner Seite, doch natürlich war dort keine Pistole. Bewegungslos blieb er liegen und lauschte. Schließlich erinnerte er sich daran, dass er nicht alleine im Wohnzimmer war und deshalb auf dem Sofa lag und nicht in seinem Bett. Jocelyn! Innerhalb von Sekunden war er auf den Füßen und auf halbem Weg zum Bett. Doch es gab keinen Angreifer, wie er im ersten Moment befürchtet hatte. Im schwachen Schein der Lampe konnte er sehen, dass Jocelyn allein im Bett lag. Die zerwühlte Bettdecke und die herausgezogenen Laken zeugten davon, dass sie sich schon seit einiger Zeit herumwälzte.
Schweiß schimmerte auf ihrer Haut und die Haare klebten ihr wirr am Kopf. Sein T-Shirt war hochgerutscht und hatte sich verdreht um ihren Körper gewickelt. Sein Blick fiel auf ihre Beine, die überraschend muskulös und wohlgeformt waren. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie als Aerobic-Lehrerin gearbeitet hatte, natürlich war sie gut in Form, auch wenn ihr Gesicht aussah, als hätte sie seit Monaten nicht richtig gegessen. Unsicher zögerte Jay. Sollte er sie wecken? Die Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen, als Jocelyn ihre Arme hob, als wollte sie jemanden abwehren, während sie dumpfe Laute ausstieß, bei denen es ihm kalt über den Rücken lief. Ihr Gesicht war vor Angst verzerrt, er konnte den Herzschlag an ihrem Hals pochen sehen.
Jays Magen zog sich zusammen, er konnte sich in etwa ausmalen, wovon sie gerade träumte. Auch nach neun Monaten kam es immer noch vor, dass er Rizzos geschundenes Gesicht vor sich sah – ganz zu schweigen von diversen anderen Mordfällen, die er bearbeitet hatte. Aber mit einem Mörder in einem Fahrstuhl eingesperrt zu sein und mitanzusehen, wie zwei Menschen ermordet wurden, ganz zu schweigen von der eigenen Todesangst, das musste noch um einiges schlimmer sein, vor allem für jemanden, der davor noch nie mit Gewalt in Berührung gekommen war. Jay beugte sich herunter und schloss seine Hand um ihren Arm. Er war eiskalt und feucht. »Jocelyn, wach auf. Es ist nur ein Traum.«
Doch ihre Bewegungen wurden nur noch verzweifelter, sie war zu sehr in ihrem Alptraum gefangen, um ihn zu hören. Jay kniete sich neben sie auf die Matratze, damit er auch ihren zweiten Arm erreichen konnte, um zu verhindern, dass sie sich verletzte. Über ihren Oberkörper gebeugt, bemerkte er erst, dass sie ihre Beine anzog, als ihr Knie bereits mit seinen edelsten Teilen in Kontakt kam. Mit einem unterdrückten Fluch ließ er sie los und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Schmerz strahlte von seinen Weichteilen auf seinen restlichen Körper aus. Er spürte, wie sich die Matratze neben ihm bewegte, aber er konnte nicht darauf reagieren.
»Jay?« Jocelyns raue Stimme erklang neben seinem Ohr. »Was tust du hier?«
Wenn ihm jetzt nach Lachen zumute gewesen wäre, hätte er die Frage lustig gefunden, doch so konnte er nur mit einem schmerzerfüllten Knurren antworten. Seine Augen hatte er fest zusammengepresst, seine Hände lagen schützend über seinem Penis. Die Knie waren fast bis zu seinem Kinn hochgezogen.
Eine Hand strich zaghaft über seine Haare. »Tut dir etwas weh?«
Er stieß einen Laut aus, der als Lachen durchgehen konnte. Anscheinend war sein Humor schon wieder auf dem Weg der Besserung, auch wenn sich seine Weichteile noch anfühlten, als hätte sie jemand in einen Schraubstock gesteckt. Mit Mühe öffnete er ein Auge und sah, dass sich
Weitere Kostenlose Bücher