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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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ich mir noch mal überlegen. Ich habe keine Lust, immer nur dann herzitiert zu werden, wenn du gerade nichts anderes zu tun hast.« Sie klang inzwischen wesentlich kühler.
    »Das verstehe ich.«
    »Was ist denn so wichtig, dass du dafür unsere Verabredung mit Sahne-Karamell aufgibst?«
    Jays Stöhnen war bis ins Wohnzimmer zu hören. »Glaub mir, davon kann mich nur der Job abhalten.«
    Jocelyn zog die Augenbrauen zusammen. Irgendwie gefiel es ihr nicht, als sein Job bezeichnet zu werden. Aber gut, Vergnügen konnte er es sicher nicht nennen. Was er mit der Frau – was war Vi eigentlich für ein Name? – anfangen würde, wenn sie nicht in seinem Wohnzimmer säße, war jedenfalls keine Frage. Sie konnte die sexuellen Schwingungen bis hierher spüren.
    Vi trat näher an Jay heran, legte ihre manikürten Hände auf seine Wangen und küsste ihn mit so viel Verlangen, dass Jocelyn sich wie ein Voyeur vorkam. Verlegen und mit einem Stich, den sie als Neid deutete, zog sie sich so leise wie möglich wieder auf das Sofa zurück. Sie konnte nur hoffen, dass Jay so viel Anstand besaß, nichts in seinem Flur anzufangen, wenn er wusste, dass sie im Wohnzimmer saß.
    Jay beendete den Kuss mit einem Gefühl des Bedauerns und löste sich von Vi. Sie war ein Traum für jeden Mann, trotzdem musste er sie wegschicken und würde sie vermutlich zumindest für einige Tage nicht mehr wiedersehen. Und das auch nur, wenn sie nicht in der Zwischenzeit einen anderen fand, der mehr Zeit für sie hatte. Andererseits war genau das der Grund, warum ihre ›Beziehung‹ so gut funktionierte: Sie hatten beide kein Interesse an einer festeren Bindung.
    »Ich melde mich bei dir, wenn ich wieder frei bin, okay?«
    Vi zog einen Schmollmund. »Lass mich nicht zu lange warten.«
    »Ich werde mich bemühen.« Jay öffnete die Wohnungstür. »Komm gut nach Hause.«
    »Ich hoffe, du träumst von mir und wirst dich ärgern, dass du mich weggeschickt hast.«
    »Das ganz bestimmt.« Jay küsste sie noch einmal auf die Wange und schloss dann die Tür hinter ihr. Für einen Moment lehnte er sich dagegen, bevor er mit einem Seufzer seine Kleidung geraderückte und sein Gesicht auf Lippenstiftreste überprüfte. Wenn Jocelyn nicht völlig schwerhörig war, hatte sie sicher mitbekommen, was geschehen war, aber er musste es ihr nicht auch noch zeigen. Vor der Tür zum Wohnzimmer atmete er noch einmal tief durch, bevor er eintrat. Jocelyn sah in Richtung Fenster, doch auch so konnte er die Röte auf ihren Wangen sehen, die andeutete, wie viel sie mitbekommen hatte. Ihr Rücken war steif, ihr Kinn angehoben. Ihre Körpersprache zeigte deutlich, was sie von ihm hielt. Seltsamerweise ärgerte ihn das. Obwohl ihm sonst völlig egal war, was andere über seinen Lebensstil dachten, unterdrückte er jetzt das seltsame Bedürfnis, sich vor Jocelyn zu rechtfertigen. Was ihn noch wütender machte. Wortlos ging er zum Fenster und zog die Vorhänge zu.
    »Ihre Freundin?« Sowie die Worte heraus waren, presste Jocelyn die Lippen aufeinander, als wollte sie die Frage zurücknehmen. »Vergessen Sie es, es geht mich nichts an.«
    Jay blieb vor ihr stehen, die Arme über der Brust verschränkt. »Ganz genau.« Deutlich sah er sie zusammenzucken. Sein schlechtes Gewissen meldete sich sofort. Jocelyn konnte nichts dafür, dass sie in diese Situation geraten war und ihm die Verabredung versaut hatte. Vor allem trug sie keine Schuld an der Erektion, die immer noch schmerzhaft gegen seine Jeans drückte. Und die sie vermutlich sehr gut sehen konnte, da sie direkt auf ihrer Augenhöhe war. Mit einem unterdrückten Fluch drehte Jay sich um. »Das Bad ist auf dem Flur rechts, gegenüber der Küche, falls Sie sich frisch machen möchten.«
    »Danke.«
    Jay drehte sich nicht um, als Jocelyn vom Sofa aufstand, sich an ihm vorbeischob und das Wohnzimmer verließ. Wo waren seine übliche Ruhe und die lockere Art, die sonst bei den Frauen so gut ankamen? Irgendetwas an Jocelyn ging ihm eindeutig gegen den Strich, doch er wusste nicht, was es war. Aber er würde es in den nächsten Tagen herausfinden, so viel war sicher. Genauso wie er denjenigen finden würde, der ihre neue Identität verraten hatte, und wenn er dabei auch noch etwas gegen Leone in die Hand bekam – umso besser. Bei dem Verräter tippte er auf den Vater von Jocelyns ungeborenem Kind. Ihre Reaktion auf seine Frage war eindeutig gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie eine Beziehung mit einem Mann eingegangen war,

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