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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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etwas sprachlos.«
    Jay legte seine Hände um ihr Gesicht und betrachtete sie ausgiebig. Wahrscheinlich konnte er die Schatten der alten Erinnerungen in ihren Augen sehen, doch er nickte nur. »Du warst so still, deshalb dachte ich, wir hätten dich vielleicht verschreckt.«
    »Nein, wirklich, ich finde deine Eltern sehr nett. Es gefällt mir nur nicht, sie anzulügen und sie vielleicht sogar in Gefahr zu bringen.«
    Zögernd ließ Jay sie los und trat einen Schritt zurück. »Das tust du nicht. Ich habe meinen Eltern erklärt, dass jemand hinter dir her ist und du deshalb aus der Stadt verschwinden musstest. Zwar habe ich ihnen nicht gesagt, wer du wirklich bist, aber sie wissen, dass Ann nur ein Deckname ist.«
    Unsicher sah Jocelyn ihn an. »Und sie sind trotzdem bereit, mich hier aufzunehmen?«
    Jay lächelte sie an. »Aber ja. Meine Mutter liebt es, Menschen um sich zu haben und sich um sie zu kümmern. Besonders seit wir Kinder alle ausgezogen sind, hat sie viel zu wenig Gelegenheit dazu. Und mein Vater geht in der Beschützerrolle auf. Bevor er Rancher war, gehörte er zu den UDTs.«
    »Den … was?«
    »Underwater Demolition Teams. Das waren damals in Vietnam die Vorgänger der heutigen Navy SEALs. Auch wenn er schon sehr lange nicht mehr dabei ist, hat er einige Kenntnisse und Fähigkeiten nie verloren.«
    Jocelyn nickte, auch wenn sie sich immer noch unwohl dabei fühlte, ihre Probleme zu anderen Leuten zu bringen. Aber hatte sie nicht genau das auch bei Jay getan? Sich ihm anvertraut und gehofft, dass er sich ihrer Probleme annehmen würde? Und als Lohn dafür war in seine Wohnung eingebrochen und seine Einrichtung zerstört worden. Trotzdem hatte er sie zu seinen Eltern gebracht. Während sie Jay tief in die Augen blickte, erkannte sie, dass Katherine Unrecht gehabt hatte. Er ging nicht deshalb nur oberflächliche Beziehungen ein, weil er zu keinen tieferen Gefühlen fähig war, sondern um sich selbst zu schützen. Denn wenn er sich einer Sache oder einem Menschen verschrieb, dann ganz und gar. Das hieß natürlich nicht, dass Jay sich in sie verliebt hatte und ihr deshalb half, sondern er fühlte sich wahrscheinlich für sie verantwortlich, nachdem er die Aufgabe übernommen hatte, ihr zu helfen. Und er würde sie nicht im Stich lassen, egal, wie viel ihn das auch kostete.
    Tränen stiegen in ihre Augen. »Danke, für alles.«
    Einen Moment lang blickte Jay sie stumm an, dann schüttelte er den Kopf. »Du musst wirklich aufhören, dich ständig zu bedanken. Ich weiß, dass du dankbar bist, und brauche es nicht immer wieder zu hören.«
    Jocelyn lächelte, trat dicht zu ihm und küsste ihn auf den Mund. »Okay.«
    Jay zwinkerte ihr zu. »Das kannst du natürlich so oft tun, wie du möchtest.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann der Frauenheld in dir durchbricht.«
    Grinsend strich er eine Haarsträhne aus ihren Augen. »Auch auf die Gefahr hin, dich zu enttäuschen, ich bin tatsächlich ziemlich wählerisch, was Frauen angeht.«
    Jocelyn zog eine Augenbraue hoch. »Wie bei dieser Vi?« Sie schlug eine Hand vor den Mund. Verdammt, das hörte sich beinahe eifersüchtig an, dabei war es ihr völlig egal, mit wem Jay sich abgab. Lügnerin .
    »Dann hast du also gelauscht.« Es war ihm nicht anzusehen, was er davon hielt.
    Schuldbewusst senkte Jocelyn die Augen. »Tut mir leid, das war nicht richtig. Eigentlich wollte ich nur sicherstellen, dass es nicht der Verbrecher war.«
    Jay legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. »Neue Regel: Entschuldigen ist genauso verboten wie bedanken.«
    »Okay.«
    »Gut. Dann lasse ich dich jetzt kurz allein und hole dich gleich wieder ab.«
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft nahm Jocelyn überhaupt das Zimmer um sich herum wahr. Eigentlich hatte sie ein ehemaliges Jugendzimmer erwartet, doch es war ganz offensichtlich für einen Mann gestaltet. Die geschmackvolle Einrichtung gefiel ihr, machte ihr aber auch bewusst, dass sie Jay den Raum wegnahm. Ihr Blick fiel auf das Bett. »Wo schläfst du?«
    »Gleich nebenan. Shane hat sicher nichts dagegen, wenn ich sein Zimmer benutze.«
    »Gut.« Jocelyn biss auf ihre Lippe, um das »Danke« zurückzuhalten.
    »Klopf einfach, wenn du etwas brauchst. Ich bin in zehn Minuten fertig und hole dich dann hier ab.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer.
    Jay atmete erleichtert auf, als er nach dem Abendessen in Shanes Zimmer zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss. Erstaunlicherweise war das Essen

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