Trügerisches Spiel (German Edition)
wollte, und vermutlich tat sie ihm einfach nur leid. Ein schmerzhafter Stich fuhr durch ihre Brust.
Mit einem Stöhnen ließ Jocelyn sich nach hinten auf das Bett kippen und verschränkte die Arme über ihrem Gesicht. Wie konnte sie so dumm sein? In ihrer Situation sollte sie sich so fern von möglichen Bindungen halten, wie es nur ging, wie ihr Matthews Tod drastisch vor Augen geführt hatte. Vor allem sollte sie ihr Herz nicht an jemanden hängen, der sie nur als Aufgabe sah und auch sonst eher vor ernsthaften Beziehungen zurückschreckte. Nur weil er zweimal mit ihr in einem Bett geschlafen hatte, gab ihr das nicht das Recht, mehr darin zu sehen. Es wäre unfair, ihn damit zu belasten. Vielleicht fühlte sie sich auch nur zu ihm hingezogen, weil er der erste Mann war, dem sie seit einem Jahr so nahegekommen war. Genau, das musste es sein. Erleichtert setzte Jocelyn sich auf. Sie musste nur aufpassen, dass es nicht von Anziehung zu Liebe wurde, dann war alles in Ordnung.
Ein Klopfen ertönte am Türrahmen, und Jocelyns Kopf ruckte herum.
Angela lächelte sie an. »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte mir, du könntest vielleicht ein wenig Gesellschaft gebrauchen, nachdem mein Sohn dich hier alleingelassen hat.«
»Er musste zurück, weil …«
Angela hob eine Hand. »Das weiß ich. Ich wollte dich nur ein wenig aufmuntern. Wenn du lieber in Ruhe gelassen werden willst, sag das einfach. Ich habe vollstes Verständnis dafür.«
Jocelyn horchte in sich hinein und schüttelte schließlich den Kopf. »Ich würde mich über Gesellschaft freuen.«
Angelas Augen leuchteten auf und sie rieb ihre Hände aneinander. »Sehr schön. Ich dachte mir – vorausgesetzt, du möchtest es –, wir könnten dafür sorgen, dass du dich etwas wohler in deiner Haut fühlst. Ich war heute Morgen schon in der Stadt und habe ein paar Sachen mitgebracht, die ich dir zeigen möchte.«
Jocelyn konnte sich nicht vorstellen, was das war, aber da Angela so viel Spaß daran zu haben schien, brachte sie es nicht über sich abzulehnen. »Sehr gern.«
»Dann komm mit, ich habe Leighs Zimmer vorbereitet.« Auf Jocelyns fragenden Blick hin erklärte Angela: »Eine meiner drei Töchter. Sie ist Innenausstatterin und war schlau genug, ihr Bad großzügig zu planen.«
Zwar verstand Jocelyn immer noch nicht genau, was Angela plante, aber sie folgte ihr in ein Zimmer auf der anderen Seite des Ganges. Als sie eintrat, riss sie die Augen auf. Es war das schönste Zimmer, das sie jemals in der Realität gesehen hatte. Leigh hatte eindeutig Talent, so viel stand fest. »Es ist wunderschön.«
»Ja.« Angelas Lächeln wurde wehmütig. »Ich bin wirklich froh, dass Leigh es jetzt endlich wieder benutzen kann, wenn sie hier ist.«
Jocelyn biss auf ihre Lippe, um nicht zu fragen, warum sie es vorher nicht benutzt hatte. Das waren Familiengeschichten, und sie hatte kein Recht, sich einzumischen, auch wenn sie neugierig war.
Angela schüttelte den Kopf. »Entschuldige, ich vergesse immer, dass du unsere Familie noch gar nicht kennst. Leigh hatte vor einigen Jahren einen schweren Autounfall, sie war gelähmt und konnte sich vier Jahre lang nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Doch im letzten Jahr hat sich die psychische Blockierung endlich gelöst und sie hat wieder gehen gelernt.« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Sie konnte sogar auf Shanes und Autumns Hochzeit tanzen.«
Zögernd berührte Jocelyn ihren Arm. »Das ist schön. Ich kann mir vorstellen, wie erleichtert sie sein muss.« Seit ihrem Erlebnis im Fahrstuhl konnte sie sich nichts Schlimmeres vorstellen, als irgendwie gefangen zu sein. Sei es in einem engen Raum oder in einem Rollstuhl.
»Ja, es war schwer für uns alle. Logan ist so ein guter Mensch, er war derjenige, der den Wandel in ihr bewirkt hat. Die beiden waren am 4. Juli hier und es war so schön, Leigh endlich wieder lachen zu sehen.« Angela lächelte glücklich.
Jocelyns Blick blieb an dem großen Himmelbett hängen, auf dessen cremefarbener Tagesdecke verschiedene Kleidungsstücke lagen.
Angela deutete darauf. »Ich habe dir in der Stadt ein paar Sachen besorgt. Leider haben wir keine so große Auswahl hier in der Gegend, aber wenigstens die Grundausstattung ist vorhanden. Warum probierst du sie nicht mal an, während ich noch ein paar Dinge erledige.«
»Aber das kann ich doch nicht …«
Angela unterbrach sie. »Du kannst und du wirst.« Ihre Stimme wurde sanfter. »Ich weiß, dass es dir
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